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Der Prinz und der Soeldner

Der Prinz und der Soeldner

Titel: Der Prinz und der Soeldner
Autoren: Lois McMaster Bujold
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erklären möchte.« Seine Stimme wurde etwas kühler. »Das ist Ihre Rettung, Mutant.«
    Cecil war ohne Vorurteil: er testete nur. Testete immer. Miles zog den Kopf ein. »Wie ich vielleicht die Rettung für die Mutanten bin, die nach mir kommen.«
    »Sie haben sich das so ausgerechnet, nicht wahr?« Cecils Blick wurde plötzlich forschend, leicht zustimmend.
    »Schon vor Jahren, Sir.«
    »Hm.« Cecil lächelte leicht, stieß sich vom Schreibtisch ab, kam auf Miles zu und streckte die Hand aus. »Dann viel Glück, Lord Vorkosigan.«
    Miles schüttelte die Hand. »Danke, Sir.« Er blätterte den Stapel Reiseausweise durch und sortierte sie.
    »Welches ist Ihre erste Station?«, fragte Cecil.
    Wieder testete er. Das musste ein verdammter Reflex bei ihm sein.
    Miles antwortete unerwarteterweise: »Das Archiv der Akademie.«
    »Aha!«
    »Um mir das Meteorologie-Handbuch der Streitkräfte auf Diskette zu kopieren. Und ergänzendes Material.«
    »Sehr gut. Übrigens, Ihr Vorgänger auf dem Posten wird noch ein paar Wochen bleiben, um Ihre Einführung abzuschließen.«
    »Ich bin außerordentlich froh, das zu hören, Sir«, sagte Miles aufrichtig.
    »Wir versuchen nicht, es unmöglich zu machen, Fähnrich.«
    Lediglich sehr schwierig . »Ich bin auch froh, das zu wissen, Sir.«
    Zum Abschied salutierte Miles fast wie ein Untergebener.
     
    Die letzte Strecke zur Insel Kyril reiste Miles in einem großen automatischen Luftfrachtshuttle mit einem gelangweilten Reservepiloten und achtzig Tonnen Nachschub. Den größten Teil dieser einsamen Reise verbrachte er mit hektischem Pauken über das Wetter. Da der Flugplan wegen stundenlanger Verzögerungen an den beiden letzten Ladeaufenthalten bald durcheinandergeriet, fand sich Miles zu dem Zeitpunkt, als das Shuttle endlich rumpelnd auf Basis Lazkowski landete, beruhigenderweise in seinen Studien weiter fortgeschritten, als er es erwartet hatte.
    Die Türen des Frachtraums öffneten sich und ließen das wässerige Licht einer Sonne herein, die sich am Horizont herumdrückte. Die Hochsommerbrise war etwa fünf Grad über dem Gefrierpunkt. Die ersten Soldaten, die Miles sah, waren eine Mannschaft von Männern in schwarzen Overalls, die unter Anleitung eines müde aussehenden Korporals mit Verladegeräten auf die Fähre zukamen. Niemand schien speziell dazu abkommandiert zu sein, einen neuen Wetteroffizier abzuholen.
    Miles schlüpfte in seinen Parka und näherte sich ihnen. Ein paar der schwarzgekleideten Männer, die ihm zusahen, wie er von der Rampe herunterhüpfte, machten untereinander Bemerkungen in barrayaranischem Griechisch, einem Minderheitendialekt irdischen Ursprungs, der in der Epoche der Isolation gründlich verwildert war. Da Miles von seiner Reise müde war und der Ausdruck auf ihren Gesichtern, den er nur allzu gut kannte, ihn warnte, entschied er sich prompt, alles zu ignorieren, was sie miteinander redeten. Er gab einfach vor, ihre Sprache nicht zu verstehen. Plause hatte ihm sowieso oft genug gesagt, er habe im Griechischen einen abscheulichen Akzent.
    »Schaut mal! Ist das ein Kind?«
    »Ich habe ja gewusst, dass sie uns junge Offiziere schicken, aber das ist ein neuer Rekord.«
    »He, das ist kein Kind. Das ist eine Art Zwerg. Bei dem hat die Hebamme wohl daneben gegriffen. Schaut euch den mal an, das ist ein Mutant!«
    Miles bemühte sich, seinen Blick nicht den Urhebern dieser Bemerkungen zuzuwenden. Die waren sich zunehmend sicher, dass er sie nicht verstand, und gingen vom Flüsterton zu normaler Lautstärke über.
    »Und was macht der dann in einer Uniform, na?«
    »Vielleicht ist er unser neues Maskottchen.«
    Die alten genetischen Ängste waren so tief eingewurzelt und selbst jetzt noch so beherrschend, dass einer zu Tode geprügelt werden konnte von Leuten, die nicht einmal genau wussten, warum sie ihn hassten, sondern einfach von der Erregung eines Gruppenfeedbacks mitgerissen wurden.
    Miles wusste sehr gut, dass der Rang seines Vaters ihn immer geschützt hatte, aber sozial weniger gut gestellten Behinderten konnten schlimme Dinge passieren. Da hatte es vor gerade zwei Jahren einen grässlichen Vorfall im Altstadtbezirk von Vorbarr Sultana gegeben, wo man einen verarmten Krüppel aufgefunden hatte, der von einer Bande Betrunkener mit einer zerbrochenen Weinflasche kastriert worden war.
    Man hielt es schon für einen Fortschritt, dass es einen Skandal darum gab und dass das Ganze nicht einfach hingenommen wurde. Vor kurzem hatte eine Kindstötung im
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