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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden
Autoren: Alexandra Sellers
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Großeltern kennen lernst?"
    „Clio, du verstehst das nicht. Meine Mutter war eine ungebildete Frau aus der Wüste. Sie konnte nicht lesen und schreiben. Sie hatte eine schwere Regelverletzung begangen, indem sie den Prinzen geliebt hatte. Was sollte sie für eine Vorstellung von dem Wert haben, den sie für den König hatte? Oder den ich hatte? Wie hätte sie darauf bestehen sollen, dass ihr unehelicher Sohn seinen Großvater kennen lernt?"
    „Aber dennoch ..."
    Er berührte ihre Lippen. „Clio, du kannst eine Frau wie meine Mutter nicht verstehen. Es ist einfach zu weit von dem weg, was du kennst. Du bist eine freie Frau und kennst deine Bedeutung. Dein Vater schätzt dich, deine Mutter besitzt Einfluss auf bekannte Künstler. Du bist deinen Brüder gleichgestellt.
    Selbst dein hässliches Erlebnis mit Peter lässt sich damit nicht vergleichen. Er ist nur ein Mann, der dir das Gefühl gegeben hat, weniger wert zu sein als deine Schwester. Meine Mutter hat sich gegen die Regeln einer ganzen Gesellschaft behaupten müssen, indem sie geglaubt hat, dass vor Allah alle Menschen gleich sind."
    Ihm versagte fast die Stimme. „Sie war ihrem Vater immer zutiefst dankbar, ihrem eigenen Vater, Clio, dass er sie nicht umgebracht hat, als sie mich unter dem Herzen trug. Er hat sie dem Stamm nicht zur Steinigung ausgeliefert, sondern hat sie einem alten Mann als Sklavin gegeben, obwohl sie die Geliebte eines Prinzen gewesen war!"
    „Oh, Jalal", flüsterte sie.
    „Und als der Mann im Palast ihr sagte, der König würde sie niemals empfangen, sondern nur unterstützen und ihrem Sohn eine Ausbildung angedeihen lassen, war das weitaus mehr, als sie erwartet hatte. Kannst du dir vorstellen, welchen Mut sie hat aufbringen müssen, um überhaupt zum Palast zu gehen? Und dann noch darauf zu bestehen, jemanden sprechen zu dürfen, der Einfluss hatte.
    Vielleicht würde der König sie umbringen, weil sie ihm einen illegitimen Enkel geboren hatte.
    Vielleicht würde er sie des Betrugs beschuldigen. Woher sollte sie es besser wissen?"
    Jalal schaute Clio tief in die Augen. „Sie haben mich heute Abend aus einem bestimmten Grund von dem Komplott wissen lassen. Sie wollten mich damit überzeugen, dass der Mann im Hintergrund mächtig genug ist und sein Versprechen, mir zu meinem Recht zu verhelfen, halten kann. Aber ich bin sicher, dass es nur eine weitere Manipulation war. Sie wollten mir einen solchen Hieb verpassen, dass ich an allem zweifle und mich ihnen restlos auslie fere."
    „Und hat es funktioniert?"
    „Es hat mich bis in meine tiefste Seele erschüttert, dass mein Leben so anders war, als ich glaubte. Der Gedanke, dass ich absichtlich frustriert wurde, damit dieser Mann mich in meinem Zorn für seine Zwecke benutzen könnte, ist erschreckend. Er wollte damit meinen Hass schüren, weil man Hass in nützliche Bahnen lenken kann. Er wollte mich als Waffe benutzen."
    „Oh, Jalal, was für ein Monster muss er sein!" erwiderte Clio und fühlte sich hilflos. Was konnte sie sagen, um Jalal zu trösten?
    „Ja, er ist ein Monster. Und ein Narr. Fünfundzwanzig Jahre einem solchen Plan hinterherzuhängen, der nichts anderes zum Ziel hat als Zerstörung. Zerstörung meiner Onkel, der gesamten Emirate. Ein Plan, der nichts Positives, nichts Gutes bedeutet, für niemanden, nur Ignoranz und Boshaftigkeit. Und solange ich in Barakat bin, Clio, werde ich das Objekt solcher Verrückter sein. Immer werden sie mich als mögliche Marionette sehen. Die se Narren können sich nicht erinnern, dass der Prophet gesagt hat, ein Staat kann ohne Religion überleben, aber nicht ohne Ge rechtigkeit."
    „Das hat er gesagt?" fragte sie verwundert.
    „Ja, und viele andere weise Dinge, die diese Narren ignorie ren." Jalal seufzte schwer und nahm Clios Kopf zwischen die Hände. „Du hattest Recht. Wie kann ich dich dorthin mitnehmen und dir ein solches Leben zumuten, in dem Verschwörungen uns und unsere Kinder ständig belasten würden?"
    Atemlos vor Hoffnung, vor Liebe und Mitgefühl schwieg Clio.
    „Dort kann ich nicht mehr leben. Alle Bande sind zerschnitten. Wovon ich ausgegangen war, hat sich als Irrtum erwiesen. Die Vergangenheit kann für mich keine Bedeutung mehr haben. Wenn du mich zum Mann willst, Clio, werde ich hier bei dir bleiben und mir ein Leben an den Seen und in den Wäldern aufbauen. Ich werde dafür sorgen, dass die Nachfahren meiner Großmutter in ein Land zurückkehren, wie sie es geliebt hat, und unsere Kinder werden erben, was
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