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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden
Autoren: Alexandra Sellers
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vertan hat, den soll ich respektieren? Es geht hier nicht um ein Märchen vom verlorenen Erbe!" Er stand auf. „Wollten Sie mich etwa davon überzeugen, dass dieser Mann es wert sei, mich in meinen Bemühungen zu unterstützen? Er hängt Träumen nach und verwechselt Geschichten mit Taten", erklärte Prinz Jalal ibn Aziz ibn Daud al Quraishi und wandte sich empört zum Gehen.

14. KAPITEL
    Unter Clios Tür sah Jalal noch Licht. Sie war offenbar wach und wartete vermutlich noch auf ihn.
    Jalal klopfte an und betrat auf ihre Antwort hin den Raum. Clio saß auf ihrem Bett, die Kissen im Rücken und eine Illustrierte im Schoß.
    „Ich habe dein Boot gehört", sagte sie. „Hast du etwas erfahren?"
    „Ja." Er trat zu ihr und setzte sich aufs Bett. „Der Mann hat sich zu erkennen gegeben, ohne es zu merken. Stünde ich nicht im Kontakt mit meinen Onkeln, wäre es kein großes Risiko gewesen, mich wissen zu lassen, was ich heute erfahren habe. Aber meine Onkel werden in der Lage sein, den Mann nach meinen Angaben zu finden."
    „Dann ist alles vorbei?"
    „Was das betrifft, ja. Allerdings kann es dauern, bis das volle Ausmaß der Verschwörung offengelegt werden kann."
    Clio schaute ihn ernst an. „Und welche schlechten Nachrichten hast du? Was hat dich so entsetzt?"
    Er warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Wie kommst du da rauf?"
    Sie lehnte sich an ihn und lächelte. „Du hast dich verraten. Als du die Treppe heraufkamst, habe ich es an deinen Schritten ge hört. Und jetzt sehe ich es dir an."
    Jalal umfasste ihren Kopf und schaute ihr prüfend in die Augen. „In den Geschichten heißt es immer, dass meine Großmutter meinen Großvater ebenso gut verstanden hat. Er brauchte ihr nichts zu sagen.
    Sie konnte seine Gedanken lesen. Meine Onkel sagen, das sei die Wahrheit gewesen. Sie kannten meinen Großvater und meine Großmutter sehr gut als Vater und geliebte Stiefmutter. Ich kannte die beiden nur als König und Königin des Landes."
    „Ja", flüsterte sie betrübt.
    „Mir war das immer ein Rätsel. Von dem Augenblick an, als ich erfuhr, dass sie meine Großeltern waren, habe ich nicht be greifen können, dass sie mich nicht kennen lernen wollten. Du hast auch gesagt, es sei merkwürdig. Sie haben sich damit zufrie den gegeben, mir eine gute Erziehung angedeihen zu lassen. Warum? Mein Großvater hat noch ein Dutzend Jahre gelebt, nachdem meine Existenz bekannt geworden war. Das war eine lange Zeit, in der er mich hätte um sich haben können."
    „Er war ein alter Mann, Jalal."
    „So ähnlich habe ich mir das auch immer erklärt. Ich habe vie le Entschuldigungen für sie gefunden.
    Meine Mutter hatte nicht die Möglichkeit, meine Abstammung mit einem Gentest zu beweisen, wie man das heute tun kann. Ich nahm auch an, dass sie wegen meiner Unehelichkeit nichts von mir wissen wollten. Enterben hätte er mich wahrscheinlich aber auch nicht können, und in vier Teile wollte er sein Reich nicht aufsplittern. Er hat es vermieden, mich kennen zu lernen, mich lieben zu lernen, damit ihm das alles erspart blieb."
    Jalal hielt inne. Clio saß schweigend da und wartete ab, bis er seine Gedanken in Worte gefasst hatte.
    Die Wellen des Sees plätscherten gleichmäßig gegen das Ufer. An der Anlegestelle knarrte ein Boot, der Wind strich durch die Zweige.
    Als Jalal den Kopf schüttelte und tief Luft holte, fragte sie leise: „Und was hast du heute Abend erfahren, dass sich das alles für dich verändert hat?"
    „Sie haben gar nichts von mir gewusst", erwiderte er offen. „Mein Großvater und meine Großmutter sind des Wissens, das einer ihrer verstorbenen Söhne einen Sohn hinterließ, beraubt worden. Deshalb haben sie mich auch nie in den Palast bestellt. Sie wussten nicht, dass es mich gibt. Sie sind gestorben, ohne es zu erfahren."
    Clio spürte seinen Schmerz, und ihr Herz zog sich zusammen. „Oh, Jalal! Aber deine Erziehung, dein ganzes Leben ... Was haben sie denn gedacht, wer du bist?"
    „Auch davon wussten sie nichts. Ich bin, von dem Augenblick an, als meine Mutter im Palast vorgesprochen hatte, eine Mario nette in den Händen eines Mannes gewesen, eines verachtenswerten Mannes ..."
    „Was?" Clio war entsetzt.
    Gedankenversunken streichelte Jalal ihr Schlüsselbein. „Die ser Mann hat meiner Mutter gegenüber vorgegeben, er habe dem König von ihrem Geheimnis berichtet. Er hat so getan, als würde er alles im Namen des Königs ausführen."
    „Aber warum hat sie nicht darauf bestanden, dass du deine
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