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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau
Autoren: Jules Verne
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Kalibers für das Garn, Blei, künstliche Fliegen, Schnürchen, Florentiner Roßhaar usw. Die gefangenen Fische – wenn es solche überhaupt gab – waren rechtmäßiges Eigentum des Fischers, von denen sich jeder seinen Platz nach Belieben wählen konnte.
    Punkt sechs Uhr waren genau siebenundneunzig Angler, die Schnur in der Hand und bereit, den Haken auszuwerfen, an Ort und Stelle. Ein Trompetensignal verkündete den Beginn des Wettkampfs, und siebenundneunzig Angelschnüre flogen sofort auf das Wasser hinaus.
    Für den Wettbewerb waren mehrere Preise ausgeworfen, deren zwei erste, jeder im Betrage von hundert Gulden, den Fischern zufallen sollten, von denen der eine die meisten Fische und der andre den schwersten Fisch gefangen haben würde.
    Alles verlief ohne Störung, bis das zweite Trompetensignal, fünf Minuten vor elf, den Wettbewerb schloß. Der Gesamtsang jedes Mitgliedes wurde dann einer Jury unterbreitet, die aus dem Vorsitzenden Miklesko und vier Mitgliedern des Donaubundes bestand. Keiner zweifelte übrigens nicht im mindesten daran, daß diese Auserwählten ihre Entscheidung mit vollster Unparteilichkeit und so treffen würden, daß jeder Widerspruch ausgeschlossen blieb. Immerhin mußte man sich, das Ergebnis ihrer gewissenhaften Prüfung zu erfahren, mit einiger Geduld rüsten, da die Zuteilung der Preise, des einen für das größte Gewicht, des andern für die größte Zahl, bis zur Stunde der Aushändigung geheim bleiben mußte und dieser eine Tafel vorherging, bei der sich alle wie zu einem brüderlichen Liebesmahl vereinten.
    Diese Stunde war jetzt gekommen. Die Fischer – ohne die aus Sigmaringen zugeströmten Neugierigen zu rechnen – warteten auf das weitere, bequem vor dem Podium sitzend, worauf der Vorsitzende und die andern Mitglieder der Jury Platz genommen hatten.
    Wie es an Sitzgelegenheiten, Bänken, Stühlen und Schemeln nicht fehlte, so waren auch Tische genug vorhanden, und darauf standen Kannen mit Bier, Karaffen mit verschiedenen Likören, nebst einer großen Menge großer und kleiner Gläser.
    Alle hatten sich niedergesetzt, die Pfeifen qualmten und der Vorsitzende erhob sich.
    »Hört!… Hört!« erschallte es von allen Seiten.
    Miklesko leerte als Einleitung ein perlendes Glas Bier, von dem noch Schaumflocken an den Enden seines Schnurrbartes hängen blieben
    »Meine werten Kollegen, begann er deutsch, welche Sprache von allen Zugehörigen des Donaubundes trotz deren verschiedner Nationalität verstanden wurde, erwarten Sie von mir keine klassisch angehauchte Rede mit packender Einleitung, breiter Entwicklung und zugespitztem Schlusse. Nein, wir sind hier nicht, um uns an feierlichen Ansprachen zu berauschen, ich werde nur unsre kleinen Angelegenheiten berühren, wie sich’s unter guten Kameraden, ich möchte sagen, unter Brüdern, geziemt, wenn diese Bezeichnung für eine so internationale Versammlung zulässig erscheint.«
    Diese beiden Sätze, die etwas lang erscheinen werden, wie gewöhnlich die, die beim Beginn einer Verhandlung gedrechselt werden, selbst wenn der betreffende Redner sich vorher gegen jede Weitschweifigkeit verwahrte, wurden mit allgemeinem Beifall aufgenommen, denen sich zahlreiche »Sehr gut!… Sehr gut!« und verschiedene »Hoch!« beimischten.
    Miklesko setzte seine Rede damit fort, daß er dem Fischer den höchsten Rang in der menschlichen Gesellschaft zuwies. Er hob von diesem alle Eigenschaften, alle Tugenden hervor, womit die gütige Mutter Natur ihn ausgestattet habe, er wies darauf hin, wie viel Geduld, Scharfsinn, ruhiges Blut und Kenntnisse dazu gehörten, in dieser Kunst des Fischens Erfolge zu erzielen, denn weit mehr als ein Handwerk, wäre es eine Kunst, die er hoch über alle cygenetischen Heldentaten stellte, deren sich die Jäger rühmen.
    »Könnte man denn überhaupt, rief er, die Jagd dem Fischfange an die Seite stellen?
     

    Ein Trompetensignal verkündete den Beginn des Wettkampfs. (S. 8.)
     
    – Nein!… Nimmermehr! antwortete die ganze Versammlung.
    – Welches Verdienst ist denn dabei, ein Rebhuhn oder einen Hafen zu töten, wenn man das betreffende Wild in guter Schußweite erblickt und wenn ein Hund – haben wir etwa Hunde als Helfer wir? – uns auf dessen Spur geführt hat? Solches Wild sieht einer schon von weitem, zielt darauf mit aller Bequemlichkeit und überschüttet es mit unzähligen Schrotkörnern, von denen doch die meisten vorbeifliegen! – Dem Fische dagegen kann niemand mit dem Blicke folgen, der ist
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