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Der Pilot von der Donau

Der Pilot von der Donau

Titel: Der Pilot von der Donau
Autoren: Jules Verne
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unter dem Wasser verborgen. Welch geschickten Verhaltens, welch zarter Lockung, welches Aufwandes von Scharfsinn und Aufmerksamkeit bedarf es, ihn zu veranlassen anzubeißen, ihn aus dem Wasser zu ziehen, bis er dann luftschnappend an der Angelschnur hängt oder hin und her zappelt, als wenn er dem Siege des Fischers noch selbst seinen Beifall spendete!«
    Jetzt erhob sich ein donnernder Applaus. Der Präsident Miklesko kannte offenbar seine Donaubündler. Im Bewußtsein, daß er seinen Genossen nie genug schmeicheln konnte, und ohne Befürchtung, der Übertreibung geziehen zu werden, zögerte er nicht, ihren edeln Beruf über alle andern zu stellen, die eifrigen Anhänger der »Piscicaptologie«, der Wissenschaft des Fischfangs, bis in die Wolken zu erheben und sogar die Erinnerung an die stolze Göttin wachzurufen, die den piscatorischen Spielen des alten Roms bei den halieutischen Zeremonien vorstand.
    Ob diese Worte verstanden wurden? Es schien so, wenigens riefen sie ein enthusiastisches Beifallstrappeln hervor.
    Nachdem der Vorsitzende Atem geschöpft und einen Schoppen weißschaumigen Bieres geleert hatte, fuhr er folgendermaßen fort:
    »Ich habe jetzt uns nur noch zu beglückwünschen wegen des wachsenden Gedeihens unsrer Vereinigung, die jedes Jahr neue Mitglieder heranzieht und deren Ansehen in ganz Mitteleuropa gesichert dasteht. Von ihren Erfolgen brauche ich hier nicht zu sprechen. Sie kennen diese, Sie haben selbst teil daran, und es ist eine große Ehre, an ihren Wettkämpfen teilgenommen zu haben. Die deutsche, die tschechische, die rumänische Presse haben nie mit ihrer für uns so schätzenswerten, doch – ich füge hinzu – wohlverdienten Anerkennung gespart, und wenn ich jetzt mein Glas erhebe, ersuche ich Sie mit einzustimmen auf das Wohlsein der Journalisten, die sich der internationalen Sache des Donaubundes so warm angenommen haben!«
    Selbstverständlich entsprachen alle der Aufforderung des Vorsitzenden Miklesko. Die Flaschen entleerten sich in die Gläser und diese wieder in die Kehlen mit derselben Leichtigkeit, wie das Wasser des großen Stromes und seiner Nebenflüsse sich ins Meer ergießt.
    Man hätte es hierbei bewenden lassen, wenn die Ansprache des Vorsitzenden mit diesem Toaste geschlossen hätte; dem drängten sich aber noch andre auf, die heute nicht unterdrückt werden konnten.
    Der Vorsitzende hatte sich schon, zwischen dem Schriftführer und dem Schatzmeister, die ebenfalls aufgestanden waren, seiner ganzen Länge nach aufgerichtet.
    »Ich trinke auf das fernere Blühen und Gedeihen des Donaubundes!« sagte Miklesko, dessen Blicke die ganze Zuhörerschaft streiften.
    Alle hatten sich, den Becher am Lippenrande, erhoben. Die einen auf den Bänken, andre auf den Tischen stehend, taten sie dem vereinigten Vorschlag Mikleskos Bescheid.
    Als die Gläser geleert waren, erhob sich dieser aufs neue, nachdem er aus den unerschöpflichen Trinkgefäßen, die vor ihm und seinen Beisitzern standen, genippt hatte.
    »Auf das Wohlsein der verschiednen Nationalitäten, der Badener und Württemberger, der Bayern und Österreicher, der Ungarn und Serben, der Walachen und Moldauer, der Bulgaren und Bessarabier, die der Donaubund in seinen Reihen zählt!«
    Und Bessarabier, Bulgaren, Moldauer und Walachen, Serben und Ungarn, Österreicher und Bayern, Württemberger und Badener antworteten ihm wie ein Mann, indem sie den Inhalt ihrer Gläser verschlangen.
    Endlich schloß der Vorsitzende seine Ansprache mit der Ankündigung, daß er auf die Gesundheit aller einzelnen Mitglieder des Bundes trinke. Da es deren aber vierhundertdreiundsiebzig gab, sah er sich leider gezwungen, alle in einem einzigen Toaste zusammenzufassen.
    Man antwortete ihm jedoch mit Tausenden und Abertausenden »Hochs!« die sich fortsetzten, bis die Leistungsfähigkeit der Männerstimmen erschöpft war.
    So verlief der zweite Teil des Programms, nachdem der erste mit seinen Tafelgenüssen beendigt worden war. Der dritte Teil sollte nun die Verkündigung der Preisträger bringen.
    Jeder wartete darauf mit erklärlicher Spannung, denn das Geheimnis der Jury war, wie erwähnt, bewahrt worden. Jetzt kam der Augenblick, wo es endlich bekannt werden sollte.
    Der Präsident Miklesko unterzog sich seiner Verpflichtung, die offizielle Liste der Belohnungen in den beiden Kategorien zu verlesen.
    Entsprechend den Bundessatzungen wurden die minderwertigen Preise zuerst verkündigt, was der Verlesung der Namen der Gewinner ein zunehmendes
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