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Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Der Pfad des Kriegers (German Edition)

Titel: Der Pfad des Kriegers (German Edition)
Autoren: Philipp Ebert
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ausgestrecktem Arm auf eine kleine Anhöhe etwa fünfzig Meter von ihnen entfernt. Dort stand Arvid. Um ihn herum hatte sich eine Art graue Kugel gebildet, durch die man Arvid kaum erkennen konnte. Kein Krieger, weder Maegrin noch Taisin schien sich ihm nähern zu wollen.
    „Wir müssen zu ihm!“
    „Wir kommen niemals bis dorthin, wir ...“
    Barrett fuhr herum und schlug mit dem Schwert nach der Lanze eines Taisin. Deutlich sah Thomas Blut aus einer klaffenden Wunde an seinem Rücken strömen. Die Lanze hatte augenscheinlich das Kettenhemd durchbohrt. Wenige Augenblicke später sahen sich auch Ulf und Thomas neuen Gegnern gegenüber. Thomas konnte sich kaum noch verteidigen. Verzweifelt blockte er die Hiebe mit seinem Schild, doch seine rechte Seite war nahezu schutzlos, sein Arm hing kraftlos herunter, das Schwert schleifte nutzlos über den Boden. Aber irgendetwas in Thomas weigerte sich, es fallen zu lassen. Sein Gegner griff immer schneller an und seine Augen schienen siegesgewiss zu funkeln. Thomas sah den Stoß kommen, aber er konnte sein Schild nicht mehr rechtzeitig zwischen sich und das Schwert seines Gegners bringen. Eine Wunde klaffte in seinem Bauch, das Blut lief in Strömen daraus hervor. Nur verschwommen sah Thomas, wie Barrett dem Taisin beinahe den Kopf abschlug.
    „Thomas!“
    „Ist schon in Ordnung. Mir geht es gleich wieder besser!“, murmelte Thomas und brach zusammen. Der Schnee war eiskalt, aber es war eine Wohltat nicht mehr stehen zu müssen. Hier konnte er schlafen. Er versuchte die Augen zu schließen, doch Ulfs Stimme riss ihn zurück.
    „Wir müssen …!“
    „Ich bleibe bei Thomas!“, hörte er Barretts Antwort. Er sah noch, wie der Söldner sich über ihn stellte, dann wurde es Nacht um ihn.
     
    Arvid verfolgte den Kampf gebannt. Der alte Krieger schlug den Speer mit seiner Axt beiseite und machte einen Schritt nach vorne. Mit einer Geschwindigkeit, die ihm Arvid nicht zugetraut hätte, hob er die Axt zum Schlag. Die Axt fuhr herunter, doch die Frau in Weiß sprang behände zur Seite.
    „Warum gibst du nicht auf?“, fragte sie mit einer Stimme, die lieblich und grausam zugleich klang.
    „Wir sind die Zukunft. Du bist alt. Deine Zeit ist vorbei. Du weißt es, ich weiß es, warum machst du es dir so schwer?“
    „Du sprichst von wir, aber ich sehe nur dich!“, stieß der Krieger zwischen zwei schweren Atemzügen hervor.
    „Aber ich allein reiche doch aus, um dich zu töten!“, erwiderte die Frau geradezu zärtlich und brachte dem Krieger eine weitere kleine Wunde am Bein bei.
    „Du hattest deine Zeit. Jetzt ist unsere Zeit. Ich will dich nicht töten und meine Brüder und Schwestern auch nicht, aber das ist der Lauf des Lebens.“
    Ein verächtliches Schnaufen war die einzige Antwort, die sie bekam. Wieder umkreisten sich die beiden wortlos.
     
     
    Als Thomas erwachte, war die Sonne gerade dabei unterzugehen. Es war bitterkalt. Ein warmer Arm umklammerte ihn. Er schaute auf und blickte in Barretts müdes Gesicht.
    „Ich konnte auch nichts ändern, Junge. Auch wenn ich ihnen einen guten Kampf geliefert habe. Immerhin haben sie anscheinend nicht vor, uns zu töten.“
    Thomas schaute sich um. Überall um sie herum standen und saßen Maegrin. Nicht viele, vielleicht zwei- oder dreihundert, schätzte er. Beide Wunden hatten aufgehört zu bluten, aber Thomas hatte nicht das Gefühl, dass er aufstehen konnte.
    „Sie scheinen viel mehr von Arvid fasziniert zu sein, wir werden nicht mal richtig bewacht.“
    Es waren wirklich keine Wachen zu sehen, auch wenn einige Gruppen von Taisin in weiterer Entfernung herumstanden. Wobei die Maegrin, die er sehen konnte, auch nicht bewacht werden mussten.
    „Wo ist Arvid?“
    „Da, wo er vorhin auch war! Auf dem kleinen Hügel, umgeben von einer Sphäre, die immer dichter wird. Immerhin haben die Taisin davor wohl genauso viel Angst wie wir.“
    „Und Ulf?“
    Barrett schaute ihn unsicher an.
    „Tot. Ist kein Dutzend Meter weit gekommen. Danach sind sie über uns hergefallen. Die ersten drei habe ich noch getötet. Aber dann, naja du kennst mich, schien etwas sinnlos noch weiter zu machen.“
    Thomas musste grinsen. Er mochte den Söldner. So einfach war es.
    Er versuchte aufzustehen, aber der Söldner hielt ihn zurück.
    „Wir werden schon früh genug laufen müssen. Zumindest hoffe ich das. Besser als im Schnee zu sitzen und darauf warten zu erfrieren und auf jeden Fall besser als gleich getötet zu werden.“
    Etwas später
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