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Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Titel: Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.
Autoren: Dr. med. Hans Bankl
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untergehen. Persönlichkeiten sind, was bleibt, wenn man Ämter, Orden und Titel abzieht.
Darf in der Medizin gelacht werden?
Humor ist in der ärztlichen Berufsordnung nicht ausdrücklich verboten, daher müßten medizinische Anekdoten erlaubt sein. Gegenwart und Historie der Medizin sind voll von Kuriositäten und zumindest zum Schmunzeln anregenden Ereignissen. Diesen erfreulichen Aspekt mit der sonst meist so strengen und kategorischen Medizin zu verbinden ist unsere Absicht.
Lächeln ist angenehm. Ein Buch, bei dessen Lektüre man Wissenswertes erfährt und gleichzeitig lächeln kann, erfüllt seine Aufgabe: Freude für den Leser. Mehr wollen wir nicht.
Weiß der Pathologe wirklich alles? Selbstverständlich nicht! Der fragmentarische Titel dieses Buches entstammt einem alten, traditionellen Scherz der Wiener Medizin. Die Ärzte sind nämlich zum größten Teil gar nicht so humorlos, wie sie manchmal von der Krankenkasse hingestellt und von der Ärztekammer repräsentiert werden. Vor allem gibt es Könner und Künstler hohen Grades in diesem Gewerbe, und das wird dann prägnant so formuliert:
    Der Chirurg kann alles, aber er weiß nichts. Der Internist weiß alles, aber er kann nichts. Der Pathologe kann alles und weiß alles, . . . aber zu spät!
    Die meisten Bonmots betreffen naturgemäß die Chirurgen. „Ein Chirurg ist ein Mann, der sich täglich wundert, wieviel man von einem Menschen wegschneiden kann, ohne ihn umzubringen.“ „Was ist der Unterschied zwischen dem Finanzamt und einem Chirurgen? Gar keiner. Beide versuchen aus den Leuten soviel wie irgend möglich herauszuholen.“
Die Berufsbezeichnung Chirurg stammt übrigens vom altgriechischen „chirurgein“: mit der Hand arbeiten, masturbieren. Ist doch erstaunlich, oder? Auch Scherzchen, die bedeutende Personen betreffen, hat es immer und in allen Ländern gegeben.
Der Chirurg Ferdinand Sauerbruch hieß in Deutschland „fractura acida“, vom Internisten Werner Waldhäusl spricht man als „locus silvestris“, und der zu seiner Zeit so dominierende Karl Fellinger wurde anerkennend „der gschwinde Karl“ genannt, da er als einer der wenigen in den Fakultätsgremien imstande war, Entscheidungen zu treffen und sonst endlose Sitzungen rasch zu einem Abschluß zu bringen.
Diese wenigen Beispiele stellen klar: Es handelt sich nicht um Verspottungen, im Gegenteil - diese Beinamen charakterisieren Persönlichkeiten. Ich verneige mich in Hochachtung vor jedem, der einen akademischen Spitznamen trägt; er überragt als Individuum die umgebende Herde.
Bis in meine derzeitigen reifen Jahre werde ich von vielen Kollegen als „kucskoid“ bezeichnet, da ich dem Vorbild meines Lehrers und Freundes Professor Lothar Kucsko (1912-1976) nacheifere. Diesen Spitznamen trage ich gerne, denn Kucsko - sein Spitzname war „Rex“ - hat nicht jeden Nachwuchspathologen akzeptiert, sondern wußte genau die Spreu vom Weizen zu trennen. Das schafft nicht unbedingt Freunde.
Medizinhistorische Anekdoten sind in der Mehrzahl nicht einwandfrei zuzuordnen. Das heißt, die Personen, denen man witzige, sarkastische oder tiefgründige Schlagfertigkeiten in den Mund legt, sind keineswegs zweifelsfrei identifizierbar oder hören, je nach Anekdotensammlung, auf andere Namen. Aber das macht nichts. Manche Historiker bekamen den Vorwurf, daß sie die Ereignisse anders beschrieben, als diese tatsächlich geschehen sind. Manch einer erwiderte: „Mag sein, aber ist es so nicht viel besser und schöner?“
Und so soll denn ein Merksatz, eine „Lebensweisheit“ gelten, die Giordano Bruno (1550-1600) niedergeschrieben hat:
    „Se non è vero, è molto ben trovato.“ Wenn es nicht wahr ist, so ist es sehr gut erfunden.

SELBSTZEICHNUNG
    Eigentlich besteht ein Recht darauf, etwas über den Autor jenes Buches zu erfahren, welches man gerade in der Hand hat, eventuell durchblättert oder sogar liest.
Mein Name ist Bankl, und damit fängt bereits eine Geschichte an. Der ursprünglichen Bedeutung von Familiennamen nachzugehen ist manchmal aufschlußreich. „Bankl“ stammt angeblich von der Berufsbezeichnung „Bankler“, und dies waren Leute, welche in früheren Zeiten von Bauernhof zu Bauernhof und von Viehstall zu Viehstall wanderten, wobei ihr wichtigstes Reisegepäck eine Schlachtbank war. Bei diesen Personen handelte es sich nämlich um vazierende Schlächter und Fleischbeschauer. Für einen Pathologen, der sich mit diagnostischen Leichenöffnungen beschäftigt, ist ein solcher
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