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Der Papalagi

Der Papalagi

Titel: Der Papalagi
Autoren: Erich Scheuermann
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Mittelstück und dies auch nur bei den Männern, die gerne von sich reden machen und den Weibern viel nachlaufen.
    1 Eingeborenentanz
    Die Füße endlich bekommen noch eine weiche und eine ganz feste Haut. Die weiche ist zumeist dehnbar und paßt sich dem Fuße schön an, um so weniger die feste. Sie ist aus dem Felle eines starken Tieres, welches solange in Wasser getaucht, mit Messern geschabt, geschlagen und an die Sonne gehalten wird, bis es ganz hart ist. Hieraus baut der Papalagi dann eine Art hochrandiges Canoe, gerade groß genug, um einen Fuß aufzunehmen. Ein Canoe für den linken und eines für den rechten Fuß. Diese Fußschiffe werden mit Stricken und Widerhaken fest am Fußgelenk verschnürt und verknotet, so daß die Füße in einem festen Gehäuse liegen wie der Leib einer Seeschnecke. Diese Fußhäute trägt der Papalagi von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, er geht darin auf Malaga 1 und tanzt darin, er trägt sie und ob es auch heiß sei wie nach einem Tropenregen.
    1 Tuiavii meint Knöpfe und Gummibänder
    Weil dies sehr unnatürlich ist, wie der Weiße wohl merkt, und weil es die Füße macht, als seien sie tot und begännen bereits zu stinken, und weil tatsächlich die meisten europäischen Füße nicht mehr greifen oder an einer Palme emporklettern können – deshalb sucht der Papalagi seine Torheit zu verbergen, indem er die Haut dieses Tieres, die an sich rot ist, mit viel Schmutz bedeckt, welchem er durch viel Reiben Glanz verleiht, so daß die Augen die Blendung nicht mehr vertragen können und sich abwenden müssen.
    Es lebte einmal ein Papalagi in Europa, der berühmt wurde, zu dem viele Menschen kamen, weil er ihnen sagte: »Es ist nicht gut, daß ihr so enge und schwere Häute an den Füßen tragt, geht barfuß unter dem Himmel, solange der Tau der Nacht den Rasen bedeckt, und alle Krankheit wird von euch weichen.« Dieser Mann war sehr gesund und klug; aber man hat über ihn gelächelt und ihn bald vergessen.
    1 Auf Reisen
    Auch die Frau trägt gleich dem Manne viele Matten und Lendentücher um Leib und Schenkel gewunden. Ihre Haut ist davon bedeckt mit Narben und Schnürwunden. Die Brüste sind matt geworden und geben keine Milch mehr vom Druck einer Matte, die sie sich vom Hals bis zum Unterleib vor die Brust bindet und auch auf den Rücken; einer Matte, diedurch Fischknochen, Draht und Fäden sehr hart gemacht ist. Die meisten Mütter geben daher auch ihren Kindern die Milch in einer Glasrolle, die unten geschlossen ist und oben eine künstliche Brustwarze trägt. Es ist auch nicht ihre eigene Milch, die sie geben, sondern die von roten, häßlichen, gehörnten Tieren, denen man sie gewaltsam aus ihren vier Zapfen am Unterleib entzieht.
    Im übrigen sind die Lendentücher der Frauen und Mädchen dünner als die des Mannes und dürfen auch Farbe haben und weit leuchten. Auch scheinen Hals und Arme oft durch und lassen mehr Fleisch sehen als beim Manne. Trotzdem gilt es als gut, wenn ein Mädchen sich viel bedeckt, und die Leute sagen mit Wohlgefallen: es ist keusch; das soll heißen: es achtet die Gebote rechter Gesittung.
    Darum habe ich auch nie begriffen, warum bei großen Fono 1 und Essensgelagen die Frauen und Mädchen ihr Fleisch am Hals und Rücken frei sehen lassen dürfen, ohne daß dies eine Schande ist. Aber vielleicht ist dies gerade die Würze der Festlichkeit, daß dies einmal erlaubt ist, was nicht alle Tage erlaubt ist.
    Nur die Männer halten Hals und Rücken stets stark bedeckt. Vom Hals bis hinab zur Brustwarze trägt der Alii 2 ein Stück hartgekalktes Lendentuch von der Größe eines Taroblattes. Darauf ruht, um den Hals geschlungen, ein ebenso weißer, hoher Reifen, ebenfalls hart gekalkt. Durch diesen Reifen zieht er ein Stück farbiges Lendentuch, verschlingt es wie ein Bootsseil, stößt einen goldenen Nagel hindurch oder eine Glasperle und läßt das Ganze über das Schild hängen. Viele Papalagi tragen auch Kalkreifen an den Handgelenken; nie aber an den Fußgelenken.
    Dieses weiße Schild und die weißen Kalkringe sind sehr bedeutungsvoll. Ein Papalagi wird nie da, wo ein Weib ist, ohne diesen Halsschmuck sein. Noch schlimmer ist es, wenn der Kalkring schwarz
1 Zusammenkünfte, Gesellschaften
2 Herr
    geworden ist und kein Licht mehr trägt. Viele hohe Alii wechseln darum täglich ihre Brustschilde und Kalkringe.
    Während die Frau sehr viele bunte Festmatten hat, ja viele aufrechtstehende Truhen voll, und sie viele ihrer Gedanken daran gibt, welches
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