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Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)

Titel: Der Pakt des Seelensammlers (German Edition)
Autoren: Martin Krüger
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Idioten ein, mich zu fragen, ob ich ausreichend vorgesorgt hätte? Pah!« Er drehte einige Runden um den Schreibtisch, packte dann ein Glas und goss mit bebenden Fingern einen Fingerbreit goldgelben Whiskey ein, tat Eiswürfel dazu und rührte.
    »Idiot!« sagte er noch einmal in Richtung des Telefons und stürzte dann das Getränk mit einem Zug hinab. »Ich leite dieses Hotel seit Jahren, da weiß ich wohl, wie ich vorzusorgen habe, wenn ein Schneesturm aufzieht! Ich sollte diesen Typen seinem Vorgesetzten melden!«
    Nach zwei weiteren Gläsern hatte Jim seine Nerven beruhigt und rief die Übersicht über das Lebensmittelinventar am Computer auf. Die einzelnen Positionen rollten über den Bildschirm.
    »So! Alles da oder nicht?« Er tastete nach dem Glas. »Drei Kisten Kaviar sogar! Das sollte er sich einmal ansehen!«
    Es klopfte. Jim blätterte auf die letzte Inventarseite. Diesel. Ah, das Diesel. Ein bisschen klein, diese Zahl hinter Diesel, oder Jim? Ein bisschen wenig Diesel für die Notstromgeneratoren, nicht, Jim?
    »Wer braucht Notstrom? Wir haben eine starke, stabile Leitung aus der Stadt hier rauf. Pah! Das sollte er sich erst einmal ansehen!«
    Dieses Mal klopfte es heftiger.
    »Kommen Sie rein!«
    Die Tür ging auf und herein trat (was zum Teufel sucht der denn hier? Sollte der denn nicht schon längst wieder gefahren sein?) Jack Carver.
    »Ah, Mr. Jones. Ich -«
    »Sie sind ja immer noch hier?« Jim hielt das Whiskeyglas fest zwischen den Fingern.
    »Zuviel Schnee. Ich werde die Fahrt nicht riskieren.«
    »Hm.«
    »Ich bin in der alten Hausmeisterwohnung im zweiten Stock, die unbenutzt ist, wenn es kein Problem -«
    »Ja, Ja.« Jims Blick wanderte zurück zu der Zahl hinter DIESEL. Mit einem Mal hatte er es eilig. Das Computerprogramm, das die Bestände erfasste, hatte gewiss einen Fehler gemacht, ja natürlich hatte es einen Fehler gemacht. Er würde in den Keller zu den Aggregaten gehen und die Dieselkanister mit eigenen Augen überprüfen. Gar kein Problem.
    »Sir?«
    »Ja. Die alte Wohnung. Keine große Sache, Carver. Verschwinden Sie einfach morgen und sagen Sie Ihrem Boss, er soll beim nächsten Mal jemand anders mit dem Lieferwagen schicken.«
    Carver zeigte keine Reaktion. Er drehte sich um und schloss die Tür hinter sich. Jim goss noch einmal Whiskey nach, bis er seine Kehle vor Hitze nicht mehr spüren konnte. Dann nahm er den Kellerschlüssel vom Schlüsselbrett und machte sich auf den Weg.
     

 
10
    Miranda hatte geweint, bis ihre Tränen das Gefühl der Verzweiflung aus ihr herausgespült hatten. Ihr Magen knurrte, aber sie spürte erst jetzt, wie hungrig sie war. Und so war sie nach unten gegangen, wo im Speisesaal weiße Kerzen auf den Tischen brannten und lange flackernde Schatten an die Wand warfen. Alle Tische waren besetzt, bis auf einen, an dem jener Mann saß, dessen Hautton im gedämpften Kerzenlicht rotkupfern schimmerte. »Darf ich mich setzen?«, fragte sie. »Ich will Sie nicht stören, ich dachte nur, Sie sind hier allein und -« Sie verstummte. Halt den Mund, Miranda, sagte sie sich. Du plapperst schon wieder.
    »Schon gut. Setzen Sie sich.« Der Indianer schob die Zeitung ein Stück zur Seite, damit Miranda Platz nehmen konnte.
    Sie aß schnell und begierig, als wäre es ihre letzte Mahlzeit und trank zwei gut gefüllte Gläser mit köstlichem Rotwein. Zum ersten Mal seit diesem Tag vor ungefähr einer Woche (diesem verdammten Tag, der alles ruiniert hatte) vergaß sie ihren Kummer. Als sie aufblickte, bemerkte Miranda, dass der Indianer sie beobachtete.
    Vielleicht hättest du dich doch an einen anderen Tisch setzen sollen. Der Mann ist seltsam. Sind das etwa Vorurteile, Miranda? Schließlich war der andere freie Tisch mit zwei Kindern besetzt gewesen.
    Der Indianer faltete seine Zeitung zusammen. »Ich bin Engländer, falls Sie sich gerade fragen, woher ich komme.«
    Miranda errötete, als hätte er sie bei etwas Unanständigem ertappt. Aber er schien die Wahrheit zu sprechen, oder aber sein Akzent war täuschend echt. »Freut mich, einen Landsmann kennenzulernen. Ich stamme aus der Nähe von Cornwall.«
    »Ich bin hier in Washington geboren, aber mein Vater hat mich nach Liverpool mitgenommen. England ist meine Heimat, seit ich zwei Jahre alt bin. Ich liebe dieses Land genauso wie Sie.«
    »Ich - ich wollte Ihnen nichts unterstellen.« Sie sah sich im Speisesaal um, aber die Einzigen, die in ihrer Nähe saßen, war ein junges Paar, das sich über ihre Weingläser
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