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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman
Autoren: Tom Egeland
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Risiko, entdeckt zu werden, minimal. Beatriz geht voraus und leuchtet uns mit einer Taschenlampe. Hinter ihr geht der Konservator mit der Aluminiumkiste. Ich folge als Letzter.
    Wieder laufen wir durch ein Labyrinth enger Kellergänge. Ich habe keine Ahnung, ob dies auch unser Hinweg war. Das Kellernetzwerk aus sich kreuzenden Fluren ist dunkel, und ein Gang ist kaum vom anderen zu unterscheiden. Trotzdem findet Beatriz den Weg. Als sie eine Stahltür öffnet, die wie eine Filmrequisite knirscht, befinden wir uns plötzlich in einer grell erleuchteten Tiefgarage.
    »Esteban hat diese Garage in den Siebzigern bauen lassen«, erklärt Beatriz. »Vorher waren hier unten Lagerräume.«
    Sie öffnet die Heckklappe eines roten Lieferwagens mit Coca-Cola-Schriftzug auf der Seite. Im Laderaum stehen zwei solide Holzkisten – eine große längliche und eine kleine, viereckige. Der Konservator legt die Aluminiumkiste mit den Papyrusdokumenten in die kleinere Kiste und presst an allen Seiten Luftpolsterfolie und Holzwolle dazwischen.
    In der länglichen Kiste ist gerade genug Platz für die Mumie.
    Ich lehne eine meiner Krücken an die Garagenwand. Wenn ich tragen helfen soll, brauche ich einen freien Arm.

3
     
    Von der Garage gehen wir erneut in ein unterirdisches Labyrinth aus Fluren, dieses Mal auf der Westseite des Palastes. Als wir nach rechts durch eine burgunderrote Stahltür treten, erkenne ich den renovierten Gang des Mausoleums.
    Mit nur einer Krücke komme ich tatsächlich besser voran. Ich frage mich, warum ich die ganze Zeit zwei benutzt habe. Die Ärzte in Italien haben nichts dazu gesagt, wie lange ich auf Krücken gehen muss. Der norwegische Arzt, der den Gips durch einen Stützverband ersetzt hat, hat die Krücken mit keinem Wort erwähnt. Hätte ich sie möglicherweise schon vor langer Zeit entsorgen können? Das sieht mir wieder mal verdammt ähnlich.
    Wir bleiben vor der Tür der Sicherheitsschleuse eine Etage unter dem Mausoleum stehen. Weder der Flur noch die Schleuse sind kameraüberwacht. Beatriz tippt den Code ein. Wir treten in die Schleuse und müssen warten, bis sich die Tür geschlossen hat, ehe Beatriz in den Irisscanner blicken und den nächsten Code eingeben kann. Dann öffnen sich die Türen.
    Wir gehen die Treppe hoch und kommen in das hintere Zimmer des Mausoleums.
    »Okay«, sagt Beatriz. Sie wendet sich mir zu und holt tief Luft. »Jetzt kommt es darauf an.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Im Mausoleum sind zwei Kameras, so dass die Wachleute ständig ein Bild der Mumie auf ihren Monitoren haben. Wir müssen die Übertragung stören.«
    »Aber ist das klug? Wenn wir die Übertragung unterbrechen, verraten wir uns doch. Mit etwas Glück gucken die vielleicht gerade nicht auf die Monitore?«
    »Die passen auf wie die Luchse, glauben Sie mir. Wenn wir die Verbindung trennen, gewinnen wir ein paar Minuten, da sie bestimmt erst von einem technischen Fehler ausgehen werden. Einer von ihnen muss aus der Zentrale im zweiten Stock des Palastes hier herunterkommen, um die Kameras neu zu programmieren. Dafür braucht er, wenn er schnell geht, viereinhalb Minuten. Erst dann entdeckt er, dass die Kameraverbindung manuell unterbrochen worden und der Sarg verschwunden ist. Nach vier Minuten und fünfzig Sekunden wird er den Generalalarm auslösen.«
    »Generalalarm?«
    »Der Palast hat verschiedene Alarmniveaus. Ein lokaler Alarm löst nur im begrenzten Umfeld und in der Alarmzentrale aus. Der Generalalarm ist schlimmer. Dann heulen alle Sirenen draußen und drinnen los, und sämtliche Türen und Tore schließen sich automatisch. Die gesamte Außenbeleuchtung inklusive der roten und orangefarbenen Signallampen am Zaun geht an. Die Polizei wird alarmiert. Im Laufe von vier bis fünf Minuten wird sie den Palast umzingelt, die Hauptverkehrsstraßen aus Santo Domingo abgeriegelt und den abfliegenden Flugverkehr gestoppt haben.«
    »Für uns bedeutet das, dass wir drei Minuten haben, den Sarg vom Mausoleum ins Auto zu befördern, und anderthalb Minuten, um aus dem Park in die Stadt zu verschwinden«, sagt der Konservator. »Fahren wir durch das westliche Seitentor raus?«
    »Ja«, antwortet Beatriz. »Carlos hält da heute Nacht Wache.«
    Sie nickt dem Konservator zu, der den Deckel der Alarmanlage abnimmt.
    »Die Sirene wird schrecklichen Krach machen«, sagt er. »Bereit, Beatriz?«
    »Bereit.«
    Sie tippt den Code ein.
    Der Konservator legt den Finger auf den Schalter, mit dem die Kameraübertragung
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