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Der Outsider-Stern

Der Outsider-Stern

Titel: Der Outsider-Stern
Autoren: Frederik Pohl u. Jack Willamson
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können. Als die Fusorier kamen, hießen die meisten Menschen sie willkommen. Aber Quamodian hatte es vorgezogen, nicht mit seinen Eltern in die neue symbiotische Union einzugehen. Unter scharfem emotionalen Konflikt hatte er das Ende der alten menschlichen Zivilisation beobachtet. Nahezu alle ihre Aspekte – Religion und Philosophie, Politik und Geschäft, Sitten und Gewohnheiten – stellten sich als überflüssig heraus, als albern oder gar schlichtweg falsch, und manchmal hatte er es als traurig empfunden. Beifällig hatte er das Verschwinden der Kriege, der Gier, der alten menschlichen Grausamkeit gesehen. Er gelangte zu der Einsicht, daß er sowohl das Alte wie auch das Neue zu sehr mochte, um eines aufgeben zu können. Zur persönlichen Entscheidung gezwungen, als seine Eltern die Cygnus-Mitgliedschaft erhielten, wählte er zunächst den Konkurrenzkampf. Im Streben nach akademischem Erfolg errang er ein Stipendium zum Studium der Stellarwissenschaft, das ihn aus den verworrenen Verhältnissen der dicht bevölkerten Erde befreite und ihm ein interessanteres Dasein inmitten der transgalaktischen Zivilisation gestattete. Doch in seinem Leben, so gestand er sich ein, hatte das Dschungelgesetz einwandfrei versagt. Unter Robotern, Multi-Wesen und humanoiden Symbionten war es ihm nicht gelungen, akademische Würden zu erringen. In einem Dutzend jammervoll kleiner Handelsunternehmen hatte er Fehlschläge erlitten. Und als er zuletzt als eine Art von Versuchstier nach Exion kam, war er Cliff Hawk unterlegen, hatte er Molly Zaldivar nicht gewinnen können. Erst jetzt, in den Reihen des Sternenordens, hatte er seinen geringfügigen, aber befriedigenden Platz in der Gesellschaft gefunden.
    »Achtung, Sir.« Das Schnurren des Gleiters riß ihn aus seinen Betrachtungen. »Die Kontrollkuppel ruft uns zurück auf die Rampe.«
    »Oh, entschuldige.« Erleichtert gab er Instruktionen. Der Gleiter reihte sich wieder ein, nachdem eine Schreckensgestalt von Bürger mit Gliedern, die Bambussprößlingen ähnelten, und einem Farngeflecht von Hirngewebe um die Taille ihnen einen Platz auf der Rampe gewährt hatte.
    »Transitkontrolle an Andreas Quamodian.« Die Kuppel blinkte. »Hauptstern Almalik der Cygnus-Bürgerschaft hat Ihrem Gesuch auf Erteilung einer Transit-Priorität stattgegeben, so daß wir Ihnen eine Buchungsnummer zugewiesen haben.«
    Quamodian murmelte seinen Dank. Der Gleiter beförderte ihn zum Kubus. Plötzlich verharrte die Maschine. »Sir, die Wächter haben sich nochmals gemeldet. Aufgrund einer neuen Analyse bewerten sie die Wahrscheinlichkeit Ihrer vorzeitigen Auslöschung mit dreiundneunzig Punkten. Sie empfehlen Ihnen die Umkehr.«
    »Sage ihnen, daß ich zur Erde gehe – und zu Molly Zaldivar.«
    »Auf jeden Fall sind Sie unter dem statistischen Aspekt bis zur Ankunft sicher«, sagte der Gleiter freundlich. »Eine Milliarde Passagiere erreichen ihr Ziel gegen bloß einen, der unwiederbringlich verschwindet. Statistisch wird dieser eine sogar durch anomale physikalische Subraum-Refraktionen ersetzt, so daß der Verlust netto gleich Null ist ...«
    »Sei still!« fuhr Quamodian den Gleiter an. »Ich kenne die Statistiken. Als Monitor hatte ich einmal den Auftrag, das Schicksal dieses einen Passagiers je Milliarde zu klären. Ich habe das Problem nie gelöst und ziehe es vor, darüber nicht länger nachzudenken.« Gekränkt schweigsam glitt die Maschine in den Kubus. Die diaphragmische Kontraktionsiris schloß sich hinter Quamodian und trennte ihn von der scheinbar endlosen Reihe von Bürgern auf der Abfertigungsrampe. Sofort begann der Gleiter zu schwanken und zu schaukeln. Aus Raum und Zeit gewirbelt, auf komputerisiertem Wege durch ein Dutzend oder hundert kongruente Falten des Hyperraums geschleust, fühlte er sich wie stets bei dieser Gelegenheit – verloren, gelähmt, elend. Die blauen Wände flackerten und verschwammen zu einem dunkelgrauen Schleier. Aus dem Nichts erscholl ein hohles, unheimliches Brausen. Er spürte Kälte seinen Körper betäuben. Er schwitzte und litt. Der Transmitter-Transit beeinflußte jedesmal seinen Orientierungssinn. Wissenschaftler hatten den Effekt experimentell erforscht, aber nie erklären können.
    »Da sind wir, Sir«, fiepte der Gleiter schließlich. »Sehen Sie, es war halb so ...« Seine heitere Stimme verstummte urplötzlich. Er schlingerte, torkelte und fiel. Quamodian sah Zungen blutroten Feuers. Er preßte sein schweißnasses Gesicht gegen seine zitternden Knie
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