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Der Outsider-Stern

Der Outsider-Stern

Titel: Der Outsider-Stern
Autoren: Frederik Pohl u. Jack Willamson
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selten, kämmte selten sein zottiges schwarzes Haar, sprach kaum jemals ein nettes Wort. Doch Molly hatte ihm den Vorzug gegeben.
    Während er darauf wartete, daß die Maschine den Prozeß des Dampfbads, des Trocknens und Ankleidens beendete, brütete Quamodian in seiner düsteren Erinnerung an Hawk. Beide waren sie Menschen, beide hatten die Entfernung zwischen der Erde und Exion überwunden, dem äußersten Vorposten-Gestirn des gesamten Schwarms von Galaxien. Aber in nahezu jeder anderen Hinsicht unterschieden sie sich. Quamodian hatte, während er sich durch seine Laufbahn rang, stets auf Logik, Methode und Beharrlichkeit vertraut. Aller Systematik und allem Akademischen abgeneigt, pflegte Hawk auf ebenso gewagte wie glänzende Spekulationen zu setzen. Schließlich hatte er Scott die Leitung des Stellarprojekts streitig gemacht. Als der Zeitpunkt kam, da Molly sich entscheiden mußte, besaß sie keine echte Wahl. Natürlich nahm sie den finsteren, gefährlichen Mann, der die Grenzen des Weltalls kannte. Ihre Entscheidung überraschte Quamodian nicht, obwohl der Ablauf der Ereignisse ihn noch heute verwirrte. Hawk hatte mit Dr. Scott eine Auseinandersetzung um die Handhabung der Kontaktversuche der Stellarsektion mit Outsider-Sternen ausgetragen. Als Scott ihren letzten Zusammenprall gewann, verschwand Hawk und ließ Molly zurück.
    Nach einigen Monaten des Unglücks sang Molly ihre traurigen Balladen für Quamodian. Während jener Zeit baute er das kybernetische Haus. Doch vor der Fertigstellung erhielt sie eine Nachricht von Hawk. Was für eine, das erfuhr Quamodian nie. Allerdings schien sie mehr erschrocken als erfreut zu sein. Trotzdem folgte sie Hawk unverzüglich ohne jede Erklärung. Fünf Jahre später war ihre urplötzliche Abreise nach wie vor ein quälendes Rätsel für Quamodian.
    »Sind Sie bereit, Sir?« schnurrte die Maschine. »Achtung!«
    Mit einem peristaltischen Ruck schob das Antigrav-Feld ihn aus seinem warmen Kokon. Einen Moment lang schwankte er, als er sich der planetaren Schwerkraft anpaßte. Dann wandte er sich zum Kommunikator. »In Ordnung«, sagte er. »Ich nehme den Anruf entgegen.«
    »Dazu ist die Standardmäßige Mündliche Identifizierung erforderlich, Sir.«
    »Großer Stern! Du kennst mich doch.«
    »Und Sie kennen die Vorschriften, Sir«, erwiderte der Kommunikator. »Vor Ausgabe aller transgalaktischen Übermittlungen ist der vollständige Standardmäßige Mündliche Identifikationstext erforderlich.«
    »Lächerlich«, murmelte er. »Blödsinnige Bürokratie.« Die Maschine summte leise unter ihrer schwarzen Verkleidung. Mit böser Miene holte er Atem und begann den SMI-Text aufzusagen. »Name: Andreas Quamodian. Rasse: Menschheit. Geburtsort: Erde – Berichtigung, gemeint ist Planet 3, Stern 7718, Sektor Z-989-Q, Galaxis 5. Organisation: Sternenorden. Status: Monitor. Wohnort: Menschliche Siedlung Exion 4, Extragalaktische Forschungsstation Exion.«
    »Danke, Monitor Quamodian.« Die Maschine klickte und warf einen schmalen Streifen gelber Folie aus. Hastig griff er danach, um den Absender festzustellen. Molly Zaldivar!
    Lieber Andy ... Der Streifen begann in seinen schweißigen Fingern zu beben. Ich hoffe, Du kannst mir verzeihen, daß ich so rücksichtslos abgereist bin, denn ich befinde mich hier auf der Erde in verzweifelten Schwierigkeiten. Es ist zu kompliziert, um es auf dem Transfunkweg zu erklären, aber ich brauche Deine Hilfe, weil die Ordensleute hier nicht an Outsider-Sterne glauben ... Outsider-Sterne! Gepeinigt hörte Quamodian zu lesen auf. Er wünschte sich, daß Molly nach ihm schickte, weil sie ihn letztlich doch liebte, nicht aus anderen Gründen.
    Außerdem begriff er das Phänomen der Outsider-Sterne nicht wirklich. Auf akademische Weise war ihm die Neuroplasmische Theorie vertraut. Theoretisch wußte er, wie Lebende Sterne etwas wahrnahmen, sich erinnerten, wie sie dachten und handelten – wie Masseneffekte transpsychische Energien induzierten, wie sie ihr Wissen in Bit-Form in Elektronenbahnen speicherten, wie rasterrezeptive Wellen durch spezielle transflexible Kontaktketten flossen, wie transpsychische Impulse magnetische, elektrische und Gravitationseffekte bewirkten. Er achtete ihre kolossale Geisteskapazität, die höchste und am vielfältigsten leistungsfähige Bewußtseinsart innerhalb aller Galaxien. Er empfand große Bewunderung für die milde Weisheit Almaliks, der stellaren Komponente der Symbiotischen Gemeinschaft, der so viele
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