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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)
Autoren: Nick Lake
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Gefühl warmer Energie.
    Er richtete sich auf. Wie im Traum zog er das Schwert aus seinem eigenen Körper und sah zu, wie die Wunde sich rasch schloss.
    Er sah Hirō, der ihn erstaunt anstarrte. Er sah den Ninja mit einem traurigen Lächeln zurücktreten.
    Tarō drehte sich um, wobei ihm auf köstliche Weise jeder Muskel und jede Sehne in seinem Hals bewusst war, und blickte in die Dunkelheit. Ein Dutzend schwarz gewandeter Gestalten lösten sich aus der Nacht und bauten sich im Halbkreis am Rand von Hirōs Fackelschein vor ihm auf. Beiläufig streckte er die linke Hand aus und stieß Hirō hinter sich, wo sein Freund in Sicherheit sein würde. Auf irgendeiner geistigen Ebene war ihm bewusst, dass er eigentlich nicht stark genug sein dürfte, um Hirō herumzuschubsen, schon gar nicht mit der linken Hand. Doch seine Kraft fühlte sich gut und richtig an.
    Er sah seine Feinde auf sich zukommen und freute sich.
    Er sah Shuriken fliegen, und er duckte und schlängelte sich hin und her, wich ihnen aus und fing sie aus der Luft, während sie auf Hirō zusausten.
    Er sah seine eigenen Hände, die zwischen Bogen und Köcher hin und her flogen und einen Ninja nach dem anderen fällten. Jeder Schuss saß genau, ob er nun auf ein Auge, die Brust oder die zum Wurf erhobene Hand zielte.
    Er sah den Ninja neben sich, der nun sein Blutherr war, ein langes, perfektes Samurai-Schwert aus einer Scheide ziehen, die unter dem schwarzen Umhang auf seinem Rücken verborgen war. Tarō bemerkte das wellenförmige Muster des mit Tonschlamm gekühlten Stahls auf der Klinge und wusste, dass dieses Schwert ein Meisterstück war. Und er sah das Symbol, das dicht über dem Heft in den Stahl geätzt war.
    Es war ein Kreis mit drei Malvenblättern  – genau wie das Zeichen auf Tarōs Bogen.

Kapitel 5
    Ein kleiner Teil von Tarōs Verstand wusste, dass er gerade von einem Kyūketsuki gebissen worden war. Ihm war auch klar, dass die anderen Ninja ebenfalls Kyūketsuki waren. Als Tarō einem von ihnen einen Pfeil durch die Schulter schoss, bleckte er mit einem Knurren, das eher tierisch als menschlich klang, die scharfen Reißzähne.
    Es war unmöglich: eine zum Leben erwachte Gruselgeschichte. Doch so unmöglich es sein mochte, es geschah gerade.
    Kyūketsuki konnten getötet werden, das wusste Tarō. Sie bluteten wie gewöhnliche Menschen. Doch sie waren viel schneller und stärker. Ihre Schwäche  – der Preis, den sie dafür bezahlten  – war, dass sie sich nur bei Nacht draußen bewegen konnten.
    Tarō blickte zum mondhellen Himmel auf.
    Bis zum Morgen würde es noch lange dauern.
    Er wandte sich nach links und wich knapp einem Schwerthieb aus, der ihm den Unterkiefer abgetrennt hätte.
    »Bleib bei mir«, sagte der gute Ninja, dessen Schwert silberne Kreise und Schmetterlingsflügel in die Nachtluft zeichnete. »Du bist stärker als sie, zumindest, solange mein Blut in deinen Adern fließt, aber sie haben mehr Erfahrung.«
    Das mit bösartigen Klingen bestückte Rad eines Shuriken schwirrte an Tarōs Kopf vorbei und ritzte sein Ohr auf. Er schoss einen Pfeil ab, der danebenging, und im nächsten Moment sauste die Schwertschneide des guten Ninja vor ihm herab, so schnell und tödlich wie eine Schlange, und weidete einen Mann aus, der Tarō gerade mit einem Dolch hatte angreifen wollen. Tarō kam es so vor, als seien der ganzen Welt, ja der Luft um ihn herum scharfe Klingen gewachsen, die nur darauf warteten, dass er darauf stürzte.
    Doch Tarō bewegte sich immer noch voller Kraft und Anmut. Er konnte das Blut des anderen Mannes in sich spüren   – es sang in seinen Adern und verdoppelte seine Kraft, denn nun belebten sie zu zweit seinen Körper, hoben und drehten seine Muskeln und Knochen, so wie zwei Männer eine Last viel leichter tragen als einer.
    Doch dann flog der nächste Shuriken, und Tarō bewegte sich nicht schnell genug. Er drang in seinen linken Oberarm ein, tief genug, um auf den Knochen zu prallen. Tarō schnappte nach Luft. Der gute Ninja neben ihm wirbelte herum. » Wir müssen weg von hier«, sagte er, während seine linke Hand vorschoss und einen der Angreifer am Hals traf, so dass dieser augenblicklich zu Boden sank. Das Schwert des guten Ninja beschrieb einen silbern blitzenden Bogen, der tief in der Schulter eines weiteren Mannes endete und ihm den Arm und die halbe Brust glatt abtrennte. »Gehen wir zum Strand. Da müsste es Boote geben, oder?«
    Tarō legte einen weiteren Pfeil an die Sehne und ließ ihn
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