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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)
Autoren: Nick Lake
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trat an die Tür und heftete das Stück Stoff mit seinem Schwert an den hölzernen Türrahmen. Der Stoff hing so, dass er von außen zu sehen war. »Bald werden sie sich fragen, warum wir noch nicht herausgekommen sind. Geh dort hinüber und spann deinen Bogen. Mach dich schussbereit.« Er winkte Tarō zu sich heran und zeigte ihm seine Position direkt hinter der Tür, gegenüber von dem Stück Stoff. »Sie werden glauben, dass du auf der anderen Seite der Tür wartest, um sie zu überraschen.« Damit duckte er sich und legte den Zeigefinger an die Lippen.
    Und tatsächlich, gleich darauf wirbelte ein weiterer Ninja in den Raum. Sein Schwert beschrieb einen silbrigen Kreis in der Luft, als er es dort herabsausen ließ, wo er Tarō vermutete. Das Schwert zischte durch die Luft, und der Mann stieß ein Grunzen aus, als es in den Türrahmen fuhr, wo das Stück Seide in der Brise flatterte.
    Tarō zögerte nicht. Er ließ seinen Pfeil fliegen, der blitzschnell die kurze Entfernung überwand und sich in den Hals des Mannes bohrte. Der Ninja ging zu Boden.
    »Gut«, sagte der tief geduckte Ninja. »Du hast den Instinkt eines wahren Kriegers.«
    Tarō blickte auf den toten Mann hinab, und plötzlich stieg eine fürchterliche Übelkeit in ihm hoch. Er krümmte sich vornüber und übergab sich. Er hatte noch nie einen Menschen getötet  – und es war ihm so leichtgefallen! Er hatte kaum gezögert. Er war ein Ungeheuer!
    »Aha. Den Instinkt eines Kriegers, aber nicht den Magen. Komm, da sind noch mehr, wir müssen uns beeilen.« Der Mann huschte an der offenen Tür vorbei und tänzelte geschickt zur Seite, als ein silberner Stern auf Brusthöhe sirrend durch die Luft flog. Er holte sich sein Schwert zurück, das noch im Türrahmen steckte.
    Er packte Tarō am Arm und zog ihn in den hinteren Teil des Raumes. » Wir brechen durch die Shōji«, erklärte er.
    Der Ninja trat ein Loch in die dünne Wand aus Holz und Papier, schlüpfte hindurch und zog Tarō hinter sich her. Draußen war die Nacht pechschwarz, und das einzige Geräusch war die Brandung an den Felsen. Dann flammte ganz in der Nähe eine Fackel auf, und eine Stimme rief: »Hallo? Ist alles in Ordnung?«
    Hirōs mächtige Gestalt erschien aus der Dunkelheit. Der Ninja neben Tarō griff in sein Gewand, doch Tarō legte ihm eine Hand auf den Arm. »Nein. Er ist mein Freund.«
    Der Ninja hielt in seiner Bewegung inne, doch in diesem Moment erschien eine weitere dunkle Gestalt aus der Nacht und stürzte sich mit wirbelndem Kurzschwert auf Hirō. Hirō duckte sich unter der Klinge hindurch, hob die Faust und rammte sie dem Mann in die Magengrube. Der Ninja sackte zusammen, und Hirō zögerte keinen Augenblick. Er bückte sich nach dem Schwert des Angreifers und durchbohrte dessen Hals.
    Er richtete sich auf, Fackel und Schwert in der Hand, und blickte sich suchend um.
    »Hier drüben!«, sagte Tarō, so laut er es wagte.
    Hirō kam auf sie zu, vorsichtig wegen des felsigen Bodens. Da sah Tarō einen schwarzen Schemen vor seinem Freund aufspringen.
    Ninja!
    Der Ninja schleuderte etwas, das aussah wie ein schwarzer Stein, und ehe Hirō ausweichen konnte, gab es eine Explosion vor seinem Gesicht. Während Hirō von dem grellen Lichtblitz abgelenkt war, hob der Ninja sein Wakizashi und schlug Hirō das gestohlene Schwert aus der Hand. Die Fackel, die Hirō in der anderen Hand gehalten hatte, fiel zu Boden und flackerte weiter. Im tanzenden Lichtschein streckte der Ninja die Hand aus und stieß Hirō einen Finger in den Hals  – Hirōs Beine gaben nach, und er sank auf die Knie.
    Tarō lief los und griff hinter seinen Kopf, um einen Pfeil aus dem Köcher zu ziehen. Er ließ die schwarze Gestalt nicht aus den Augen, die das Schwert hob, bereit für den tödlichen Hieb –
    Tarō zielte und schoss in einer einzigen fließenden Bewegung, und der schwarze Schemen hielt inne und schien auf Hirō hinabzustarren. Dann kippte er vornüber. Tarō packte Hirō am Arm und half ihm auf. Neben ihm lag der Ninja, dem eine Pfeilspitze aus dem Mund ragte wie eine obszöne Zunge.
    Hirō hob das Schwert und die Fackel auf. »Guter Schuss«, keuchte er. Dann entdeckte er den Ninja, der Tarō gerettet hatte, und er riss die Augen auf und holte mit dem Schwert aus. Tarō hob beide Hände.
    »Nein! Dieser hier steht auf unserer Seite«, sagte er. »Er ist ein guter Ninja.«
    Hirō zog argwöhnisch die Augenbrauen hoch, ließ das Schwert jedoch sinken.
    »Ihr Götter«, sagte Tarō. »Du bist
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