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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Autoren: Catherine Bruton
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Schritt auf sie zu und hält sie fest, damit sie nicht umfällt. Ich tue das Gleiche.
    Opa steht noch immer auf der Fußmatte und sagt: »Es tut mir so leid.«
    Oma muss sich hinlegen. Jed und ich sind in unserem Zimmer. Jed liegt auf seinem Bett und starrt zu den Sternen hoch, die mein Dad an die Decke geklebt hat – oder vielleicht war es auch Onkel Ian, der sie dort festgemacht hat.
    Ich sitze auf der Fensterbank und beende meinen Bombenjäger-Comic.
    Wir hören Opas schwere Schritte auf der Treppe und das Klappern von Geschirr, als er die Tür zum Schlafzimmer gegenüber aufdrückt.
    »Ich habe dir Tee gemacht«, hören wir ihn leise sagen.
    Das Porzellan klappert wieder. Meine Oma findet große Henkeltassen zu modern – genauso wie schnurlose Telefone, das Internet und Avocados.
    Dann sagt Oma: »Warum hat er das getan?« Ihre Stimme ist klein und klingt, als käme sie aus weiter Ferne.
    Jed hört nicht auf, an die Decke zu starren, aber ich merke, dass er zuhört.
    »Er hat viel durchgemacht«, sagt Opa. »Er hat seinen Bruder verloren, er hat Karen verloren. Er hat es schwer gehabt.«
    »Aber so etwas zu tun? Ein Kind zu entführen? Haben wir ihm denn nicht den Unterschied zwischen Recht und Unrecht beigebracht?«
    Opa schweigt. Draußen, auf der Straße, biegt ein Auto in eine Einfahrt.
    »Was mit seinem Bruder passiert ist, hat ihn verändert«, sagt Opa schließlich.
    »Aber er hat zugesehen, wie die Polizei den Jungen der Muhammeds verhaftet hat«, sagt Oma mit hoher Stimme, die bei dem letzten Wort bricht. »Und das hat den ganzen Ärger verursacht. Unruhen, so haben sie es in den Nachrichten genannt. Dutzende Verletzte. Im Krankenhaus.«
    Draußen wird eine Autotür zugeschlagen, und Leute reden aufgeregt.
    »Vielleicht wollte er gerade das«, sagt Opa leise.
    Oma schweigt eine Weile. Als sie wieder etwas sagt, klingt ihre Stimme tränenerstickt. »Ich verstehe es nur einfach nicht, Barry.«
    Über den Flur hören wir, wie das Bettgestell knarrt. Ich frage mich, ob Opa sich neben Oma legt.
    »Er war zornig«, sagt Opa leise. Seine Stimme ist gedämpft, als hätte er sich an sie gekuschelt. »Im Grunde hat er jeden Muslim auf der Welt verantwortlich gemacht für das, was seinem Bruder passiert ist.« Er hustet. »Für Andrews Tod.«
    Wieder herrscht Schweigen, und ich höre, wie Oma leise mit tiefen, rhythmischen Schluchzern weint.
    »Ich glaube, er wollte Rache«, sagt Opa. »Mir fällt kein anderer Grund ein, weshalb man so etwas tun sollte.«
    Draußen wird gelacht, und wir hören laute Freudenrufe und mehrere Stimmen.
    Aus dem Schlafzimmer meiner Großeltern hören wir nur das ständige Auf und Ab von Omas schluchzendem Atem. Irgendwann sagt sie: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm das verzeihen kann, Barry.«
    »Ich weiß«, sagt Opa. »Ich weiß.«
    Wieder ist alles still, dann höre ich etwas Leises, etwas zwischen einem Husten und einem Keuchen, und ich frage mich, ob mein Großvater weint. Danach ist wieder alles still im Haus.
    Ich schaue aus dem Fenster. Die Sackgasse ist noch immer voller Journalisten. In der Einfahrt der Muhammeds steht ein Polizeiwagen, und zwei Polizisten tragen unter Shakeels Aufsicht Kisten ins Haus zurück. Sein Radiozeug, nehme ich an.
    »Was passiert am Ende?«, fragt Jed.
    Ich sehe ihn an. Er starrt nicht mehr an die Decke. Er blickt mich an.
    »Wie bitte?«
    »In deinem Comic«, erklärt er. »Was passiert da am Ende?«
    »Ach so. Na ja, Jed-Eye und Lil’ Priti und Ben-D entdecken, dass sie sich geirrt haben: Stee-V war überhaupt nie in Gefahr, in die Luft gesprengt zu werden, sondern war mit ihrer Großmutter zur Kirmes gefahren.«
    »Das passt«, sagt Jed.
    »Und die Ehrenkiller und die Biker entpuppen sich als Undercover-Polizeieinheiten, und sie schließen Frieden und werden beste Freunde. Als die echten Bösewichte erweisen sich die Tattoo-Männer, und sie werden verhaftet, weil sie versucht haben, den Lauf der Gerechtigkeit aus der Bahn zu bringen.«
    »Cool«, sagt Jed. Er hat mich einmal aufgezogen, weil ich das Wort »cool« benutzt habe, und gesagt, es sei altmodisch, und dass ich lieber »geil« sagen sollte. Aber daran erinnere ich ihn jetzt nicht. »Was passiert dann?«
    »Tja, Jed-Eye, Ben-D und Lil’ Priti futtern Garibaldi-Kekse und bauen dann einen eigenen Piratensender auf.«
    »Und werden Millionäre?« Jed blickt wieder zu den Leuchtsternen hoch.
    Ich denke an Shakeel, der sein ganzes Radiozeug auspackt. Ich frage mich, ob etwas davon
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