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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Autoren: Catherine Bruton
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sie.
    »Was sagen die Ärzte?«
    »Ich muss noch eine Weile zu ihnen gehen.«
    »Aber du willst wieder gesund werden?«
    »Ja«, sagt sie. Dann fragt sie, ob Stevie eine Freundin von mir ist.
    »Nein, wir waren nicht besonders nett zu ihr.«
    Und Mum fragt: »Wer ist wir?«
    »Jed und Priti und ich.« Mir kommt der Gedanke komisch vor, dass Mum nicht weiß, wer Priti ist. (Obwohl sie wahrscheinlich weiß, wie Priti aussieht, wenn sie in den letzten vierundzwanzig Stunden auch nur einmal den Fernseher eingeschaltet hat!)
    »Manchmal sind wir nicht so nett zu anderen Menschen, wie wir sein sollten«, sagt Mum. »Nicht einmal zu uns selbst.«
    Ich blicke zum Wohnzimmer, wo Jed und Oma sitzen und kein Wort sagen.
    Und dann fragt sie: »Haben dir meine Postkarten gefallen?«
    »Hast du sie alle geschickt?«, frage ich.
    »Aber sicher. Du glaubst doch nicht, ich hätte dich vergessen, oder?«
    Ich schweige kurz. »Mum, warum hast du nicht angerufen?«
    Ich denke an die Vögel, die auf den Überlandtelefonleitungen sitzen und sich Handys an die Schnäbel halten. Ich denke an die Telefonnummern, die sie als Wolken umschwirren.
    »Ich wollte nicht, dass du das durchmachen musst«, sagt sie.
    »Was durchmachen?«
    »Ich habe mich in den letzten beiden Jahren zu sehr auf dich gestützt. Das war nicht richtig von mir.«
    »Aber das hat mir nichts ausgemacht, Mum.«
    »Ich musste lernen, es allein zu schaffen, und dazu musste ich für eine Weile von dir loslassen.«
    »Nur für eine Weile?«, frage ich.
    Sie lacht. »Ich könnte nie für immer von dir lassen!«
    Ich stelle mir vor, wie sie mich bei der Hand nimmt und mir dabei über die weiche Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger streicht. So wie sie es früher immer getan hat.
    »Also, was meinst du, würdest du gern nach Hause kommen?«
    »Möchtest du denn, dass ich nach Hause komme?«
    »Unbedingt«, sagt sie.
    »Und geht es dir gut genug?«
    »Ich kann dir nicht versprechen, dass ich nie wieder krank werde, aber ich will versuchen, gesund zu bleiben.«
    »Und du bist nicht sauer auf mich? Du gibst mir nicht die Schuld?«
    »Wofür sollte ich denn dir die Schuld geben, Ben?«
    »Weil ich dich im Stich gelassen habe.«
    »Ach, Ben! Das darfst du niemals sagen. Du hast mich nicht im Stich gelassen. Du bist es, der mich die ganzen Jahre überhaupt in Gang gehalten hat.«
    »Warum hast du es dann getan, Mum? Warum hast du aufgehört zu essen?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, Ben.«
    »Warst du unglücklich?«
    »Nein.« Sie hält kurz inne. »Ich war sehr glücklich – glücklicher als jemals seit dem Tod deines Dads.«
    »Warum dann also?«
    »Vielleicht, weil ich das Gefühl hatte, ich sollte eigentlich nicht glücklich sein«, sagt sie.
    »Wegen Dad?«
    »Ja. Wegen Dad.«
    »Aber Dad hätte unbedingt gewollt, dass du glücklich bist.« Und ich sehe kein Strichmännchen, das von einem Wolkenkratzer fällt; ich sehe einen Mann, der mit einem kleinen Jungen auf den Schultern lächelnd Fußball spielt.
    »Wirklich?« Sie lacht fast, als sie das sagt.
    »Ja.« Ich bin mir sicher, dass ich recht habe, denn ich weiß jetzt ein wenig über meinen Vater. Das habe ich Priti und der Gedenkschachtel zu verdanken. »Das hätte er.«
    »Dann komm nach Hause, weil ich ohne dich nicht glücklich sein kann.«
    »Ich komme gerne«, sage ich.
    Wir sitzen zusammen am Küchentisch – Oma, Jed und ich –, und spielen Karten. Ausnahmsweise schummelt Jed nicht. Als wir hören, wie sich Opas Schlüssel im Schloss dreht, springt Jed als Erster auf und steht schon im Flur, als die Tür sich öffnet.
    Oma und ich folgen ihm. Opa steht auf der Fußmatte. Er schließt die Tür, dann dreht er sich langsam um und steht schwankend da, als könnte er jeden Moment umfallen.
    »Wo bist du gewesen?«, fragt Oma. Sie hält das linke Handgelenk mit der Rechten umfasst, und auf ihren Wangen sind wieder die kleinen roten Punkte zu sehen.
    Jed starrt Opa an. Seine Augen blitzen grimmig. Ich weiß, er wünscht sich, Opa würde sagen, dass er sich geirrt hat, dass alles ein Fehler gewesen ist.
    Doch Opa sieht ihn an und nickt. Dann wendet er sich Oma zu und sagt: »Ian war es.«
    Oma steht reglos da. »Was ist mit Ian?«, fragt sie ihn. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Er … Die Polizei glaubt, er … Sein Haus wird gerade durchsucht.«
    Ich werfe einen Blick auf Jed, der auf den Boden starrt. Sein Gesicht ist leer, als wäre er gar nicht da.
    Oma schreit leise auf und scheint zu schwanken.
    Jed geht einen
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