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Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)

Titel: Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)
Autoren: Peter Maffay
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vielen Gespräche, die unzähligen Briefe und Telefonate, aber auch die Niederlagen, die wir auf dem Weg erlitten hatten. Von draußen hörte ich schon die Kapelle spielen, und als ich auf den Hof trat, sah ich, dass die Dorfgemeinschaft uns zu Ehren ein einheimisches Gericht zubereitet hatte. Ich spürte – wir waren angekommen.

Bild 19.: Mit einer rumänische Folkloregruppe

Was bleibt …

    Gedanken über Endlichkeit
    Die Nachricht vom Rücktritt Papst Benedikts hat die Welt überrascht. Mir schossen Gedanken durch den Kopf, es tauchten Bilder auf von einer Begegnung, die ich mit dem Papst in Rom hatte. Anlässlich der Präsentation unseres Projekts »Begegnungen – eine Allianz für Kinder« habe ich 2007 ausgewählte Persönlichkeiten getroffen und ihnen die CD überreicht. Persönlichkeiten, die ihren Einfluss geltend machen können, um den Ärmsten der Armen eine Lobby zu geben. Der Papst gehört natürlich dazu. Er repräsentiert eine gigantische Anzahl von Gläubigen.

Bild 20.: Bei einer Audienz mit Papst Benedikt XVI. in Rom

Es war ziemlich kalt an diesem Morgen, trotz des strahlend blauen Himmels. Es gibt kaum jemanden, der nicht fasziniert ist davon, wie sich die katholische Kirche auf dem Petersplatz präsentiert: der gewaltige Petersdom im Rücken, die Statuen und der Obelisk in der Mitte. Hunderttausende Pilger aus der ganzen Welt, die sich – wie bei einem Rockkonzert – schon Stunden vorher einfinden und »warmsingen«. Immer wieder die »Benedetto-Rufe«, bis letztendlich der Pontifex erscheint.
    Im Anschluss an die Generalaudienz hatte ich Gelegenheit, mit dem Papst einige Worte zu wechseln. Er war über seinen Privatsekretär hervorragend informiert, wusste um unser Projekt und über den multikulturellen Ansatz. In den wenigen Minuten, die wir miteinander hatten, sprach er über die Bedeutung von Begegnungen. Er ließ mich wissen, dass er unsere globalen Bemühungen für Kinder und Jugendliche gern unterstützen wolle, und gab dem Projekt seinen Segen. Der Papst reichte mir seine Hand – ein weicher Händedruck, der irgendwie nicht so recht zu einem Mann passen wollte, den die Medien gerne als »knallharten Theologen« beschrieben. »Wir sind Papst!«, lautete damals die Schlagzeile, und nun neigte sich das Pontifikat dem Ende zu. Eine mutige Entscheidung, fast schon revolutionär, angesichts der Tradition, die in der katholischen Kirche herrscht. Joseph Ratzinger hat die Welt überrascht. Es war ein mutiger Schritt und eine Chance, aber auch ein Signal, dass man für sich selbst erkennen muss, im richtigen Augenblick die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unbequem sind, auch wenn sie einen neuen Weg bedeuten.
    Ich frage mich in diesen Tagen oft, wie ich mit den Erscheinungen des Alters umgehen werde. Wie werde ich handeln, wenn ich spüre, dass die Kräfte nachlassen und ich nicht mehr zu 100 Prozent die Aufgaben und Pflichten erfüllen kann, die mir Spaß machen, die aber auch Verantwortung bedeuten? Die Entscheidung des Papstes ist ein vorbildhaftes Zeichen: Der Mensch muss und darf sich Schwäche eingestehen. Das imponiert mir an Ratzingers Rücktritt. Er hat für sich erkannt, dass die Kräfte nachlassen. Eine konsequente Entscheidung und ich bin mir sicher, dass er mit vergleichbarer Konsequenz auch seine letzten Lebensjahre in Abgeschiedenheit verbringen wird.
    Über das Älterwerden kann man sich nie früh genug Gedanken machen. Irgendwann kommt unausweichlich der Zeitpunkt, an dem man sich mit dem Thema auseinandersetzen muss. Der von mir hoch verehrte Joachim »Blacky« Fuchsberger hat das treffend benannt: »Altwerden ist nichts für Feiglinge.« Natürlich habe ich mein Testament gemacht. Man kommt an einen Punkt, an dem man sich hinsetzt und das eigene Leben reflektiert. Der Augenblick, in dem ich beschloss, meinem Leben einen anderen Rhythmus zu geben, hängt mit einem Arztbesuch zusammen. Damals wurden bei mir Schatten auf der Lunge diagnostiziert und Verdacht auf Krebs. Ein Schockmoment, der mich aufrüttelte. Irgendwie hatte ich doch bisher geglaubt, dass das Leben in der Tat zu 100 Prozent aus Rock’n’Roll besteht. Ich hörte sofort mit dem Rauchen auf, hatte Angst vor der Krankheit, vor Siechtum. Die erlösende Nachricht kam kurze Zeit später: eine falsche Diagnose. Für mich jedoch ein Wendepunkt. Ein Moment, der mich wachgerüttelt hat.
    Seit Jahren schreibe ich meine Gedanken, Ideen für Liedtexte, aber auch Dinge aus dem Alltäglichen in meinen
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