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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller
Autoren: Aufbau
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Fremden bei ihm eingedrungen waren, hatte er sie auf etwa acht geschätzt. Darunter war eine Frau, glaubte er. Und zwei Kinder. In weniger als einer Minute hatten sie sein Arbeitszimmer erreicht. Bodo half ihm, seinen Sessel zu finden. Das hätte er auch allein gekonnt. Ein anderer öffnete denSchrank mit den Getränken, nahm eine Flasche und ein Glas heraus.
    »Am liebsten hätte ich einen Port«, sagte er. »Die Karaffe ist im obersten Regalfach.«
    Das Getränk hatte ein englischer Forscher namens Barnaby oder Farnaby oder so ähnlich vor zwölf Jahren bei ihm eingeführt. Er hatte ihm mehrere Kisten dieses »roten Tropfens« über den chinesischen Amban , den Gesandten, geschickt, der einige Flaschen für sich selbst abgezweigt hatte. Inzwischen war er bei der letzten oder vorletzten Kiste angekommen, aber er hatte den Genuss noch etwas strecken wollen. Nun würde ihn der Wein vielleicht überleben.
    Der Portwein erschien auf seinem Tisch, und er nippte ein wenig daran. Er trank ihn nur zu besonderen Gelegenheiten. Eine wie diese, so überlegte er, würde wohl so schnell nicht wiederkehren. Das Problem war, wie man Ungern-Sternberg an diesen Ort bringen konnte. Der Hutuktu hatte alles für das Fest vorbereitet, und nun waren sie schon da, trampelten über seine Teppiche, öffneten seine Flaschen, vergriffen sich an seinem Wein und würden, nach dem, was er wusste, auch sein Vermögen aufteilen.
    »Was genau soll ich unterschreiben?« Zuerst die Chinesen, dann Ungern-Sternberg, ein Retter, der zum Monster mutiert war, und jetzt die Bedrohung aus dem eigenen Land. Alle hatten ihn etwas unterschreiben lassen. Vor zwei Jahren hatte General Xu Shuzeng ihm sechsunddreißig Stunden gegeben, um ein Blatt mit acht Artikeln zu unterzeichnen, mit dem er die Souveränität der Mongolei an die Regierung der Republik China in Peking abtreten sollte. Er hatte sich geweigert, worauf seine Minister gezwungen wurden, an seiner Stelle zu unterschreiben. Am Ende lief es immer auf das Gleiche hinaus: Er hatte keine wirkliche Macht, sondern nur die, die ihm andere zugestanden.
    Der Burjate antwortete auf seine Frage.
    »Dies ist ein Dokument, in dem Sie die Sünden bekennen, die Sie während Ihrer Herrschaft als Hutuktu begangen haben. Sie erklären, dass Sie wegen dieser Sünden kein Chubilgan mehr sind und der Jebtsundamba Hutuktu in einem anderen Körper wiedererschienen ist. Das akzeptieren Sie und gestatten aus freiem Willen, dass die Macht in die Hände der wahren Inkarnation übergeht, die an Ihrer Statt regieren wird, unterstützt von der Volksregierung unter Suche-Bator. Der neue Jebtsundamba Hutuktu und die Volksregierung erkennen die Hilfe an, die ihnen der Volkssowjet Russlands erwiesen hat und suchen um eine Sonderbeziehung zu diesem Lande nach. Sie selbst werden Privatmann, können in Ihrer Sommerresidenz wohnen, Ihr Vermögen und Ihr Lehensgut Shabi behalten.
    Wir nehmen Ihnen nichts als Ihren Titel und die Macht. Sie dürfen weiter trinken. Sie können so viele Frauen und Jungen haben, wie sie möchten. Ebenso alle Ihre Spielzeuge und Raritäten, allerdings sollen keine neuen hinzukommen. Nach Ihrem Tod gehen sie in das Eigentum des Staates über.«
    Wann sollte das geschehen?, fragte er sich. Es musste doch möglich sein, Ungern-Sternberg herbeizuholen. Sie sollten das mit dem General klären. Was hatte das alles mit ihm zu tun? Natürlich wusste er, wer eines der Kinder sein musste. Das hatte er erwartet. Doch wer war das zweite Kind?
    »Und wenn ich nicht unterschreibe?«
    »Sie haben keine Wahl, das wissen Sie. Aber wenn Sie kooperieren, wird sich Ihr Leben wesentlich angenehmer gestalten: ein komfortables Heim, eine großzügige Rente, die Erfüllung Ihrer weltlichen Wünsche. In mancher Hinsicht beneide ich Sie.«
    »Wirklich?«, fragte er. »Vielleicht wollen Sie mit mir tauschen?Ihr Augenlicht für meine Blindheit, Ihre Macht für meine Bequemlichkeit, Ihr Menschsein für mein Gottsein und meine Trinkerei.«
    Darauf gab der Burjate keine Antwort. Er hatte auch keine erwartet.
    »Also«, sagte er nun. »Was soll ich noch tun? Welche weiteren Papiere soll ich unterschreiben?«
    »Sie können uns helfen, Blutvergießen zu vermeiden«, sagte der Fremde. »Ihre Soldaten stehen nach wie vor hinter Ihnen. Die meisten sind mit Ungern-Sternberg unzufrieden – die Chalcha-Mongolen, einige Burjaten, die Tibeter, die Chinesen, die Sie amnestiert haben. Er will sie mit Beute aus Plünderungen an sich binden, aber die
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