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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller
Autoren: Aufbau
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sie, ob sie ihn nach Amur-bayasqulangtu begleiten wollten. Sie willigten ein. Die Nächte wurden schon kalt, und bald würde ihnen die Nahrung ausgehen. Aber es gab noch einen anderen Grund. Chindamani war seit einem Monat schwanger.
    Amur-bayasqulangtu war ein riesiges Kloster wie eine kleine Stadt, wo etwa zweitausend Lamas ständig lebten. Der Abt, als Chambo Lama bekannt, nahm sie mit Freuden auf und wies ihnen eine Unterkunft zu, wo sie den Winter verbringen konnten. In den Monaten, die folgten, lebten Christopher und Chindamani wie Mann und Frau zusammen. Einmal besuchte eine Abordnung der neuen Regierung das Kloster, um seine Besteuerung festzulegen. Die Lamas versteckten ihre Gäste, bis die Beamten gegangen waren. Als es dann richtig Winter wurde, brauchten sie keine Besucher mehr zu fürchten. Aber Christopher wusste, dass man die Mönche nicht ewig in Ruhe lassen werde. Die Felder mussten bestellt, Straßen gebaut und eine Armee aufgestellt werden. Die Unabhängigkeit würde ihren Preis fordern.
    Jahre später erinnerte sich Christopher, dass er niemals im Leben so glücklich gewesen war wie in jenem Winter und Frühjahr. Er war ständig mit Chindamani zusammen und umsorgte sie rührend. Er glaubte, auch sie sei glücklich.
    »Wenn ich dich verlassen sollte, Ka-ris To-feh, könntest dudas ertragen?«, fragte sie ihn einmal, als sie beisammenlagen und hörten, wie der Wind um die Jurte heulte.
    »Nein«, sagte er und presste unter der groben Decke ihre Hand.
    Der Wind blies, Schnee fiel und Eis lag dick vor ihrer Tür. Es war ein harter Winter, in dem viel Vieh des Klosters verendete. Aber der Frühling kam, und das Eis schmolz zu Wasser. Anfang Mai schenkte Chindamani einem Jungen das Leben. Sie nannten ihn William Samdup.
    Eine Woche später stellte Christopher beim Erwachen fest, dass Chindamani und das Baby fort waren. Er suchte überall nach ihnen, konnte sie aber nicht finden. Dann sah er auf dem Tisch, an dem sie am Abend zuvor gemeinsam ihr Mahl eingenommen hatten, eine Nachricht auf Tibetisch. Es war nicht leicht für ihn, sie zu entziffern, doch er gab nicht auf, bis er sie verstanden hatte. Sie lautete:
    Ka-ris To-feh, es tut mir leid, dass ich nicht auf andere Weise von dir gehen kann. Verzeih mir, wenn ich dir Schmerz bereite, aber auch mir tut es weh, mehr, als ich ertragen kann. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich für immer bei dir bleiben. Selbst wenn es endlose Leben bedeutete. Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Ich werde dich lieben, bis ich sterbe.
    Aber ich kann nicht bei dir bleiben. Du hast das immer gewusst, da bin ich sicher. Unser Kind kann ebenfalls nicht hier leben, denn es wäre ständig in Gefahr. Wir können auch nicht in dein Land gehen, denn du hast mir gesagt, dass es dort keine Gompas gibt. Ich denke, du weißt, wer dieses Kind ist und welches Schicksal es erwartet. Ich werde ihm von dir erzählen. Jeden Abend, wenn die Sonne sinkt und die Mönche uns allein lassen, werde ich mit ihm über dich sprechen. Ich werde dich nie vergessen. Bitte behalte mich in deiner Erinnerung. Der letzte Abend in Gharoling fiel ihm ein, als sie auf die Terrasse hinausgetreten war, um in die Dunkelheit zu schauen. Glaube nicht, dass ich dir für immer gehören kann, hatte sie damals gesagt. Das darfst du nicht denken . Aber er hatte es gedacht und es sich gewünscht.
    Zwei Tage später verließ auch er das Kloster. Natürlich wusste er, wohin sie gegangen war. Vor sich sah er den See an der Grenze von Tibet mit der Felseninsel und dem Tempel darauf. Er hörte ihre Stimme in den Wind sagen: Hier bin ich schon einmal gewesen. Und hierher werde ich zurückkehren. Am liebsten wäre auch er dorthin zurückgekehrt, um sie noch einmal zu sehen. Aber er wusste, dass dies der einzige Ort auf der Welt war, den er nicht betreten durfte.
    Er kehrte nach Urga zurück. Zum ersten Mal in diesem Jahr spannte sich über der Stadt ein wolkenloser Himmel. Bis nach England hatte er noch einen weiten Weg vor sich.

Informationen zum Buch
    Tödlicher Machtkampf in Tibet
    1921: Christopher Wylam, Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes, sucht nach seinem zehnjährigen Sohn, der gekidnappt wurde. Er verfolgt die blutige Spur von England über Indien bis in ein tibetisches Kloster. Dort trifft er auf seinen Gegenspieler, den Vertreter einer feindlichen Macht.
    Ein furioser Thriller, der in die faszinierende Geschichte Tibets und der Mongolei führt.
    "Ein rasanter Thriller!" Publishers
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