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Der Neue Frühling

Der Neue Frühling

Titel: Der Neue Frühling
Autoren: Robert Jordan
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durchdrungen war. »Vielleicht hätte ich Bukama nicht bitten sollen, Merean zu beobachten. Sie ist sehr gefährlich.« Sie war eine Schwarze Ajah; Moiraine war sich dessen jetzt sicher. Schwestern mochten schmerzhafte Exempel an Leuten statuieren, die sie beim Herumschnüffeln erwischten, aber sie töteten sie nicht. Aber was sollte sie ihretwegen unternehmen? Ihre Gewissheit reichte als Beweis nicht aus und würde vor der Amyrlin gewiss nicht standhalten. Und wenn Sierin selbst eine Schwarze war ... Aber im Augenblick konnte sie sich darüber keine Gedanken machen. Wieso verschwendete die Frau überhaupt ihre Zeit mit Iselle? »Wenn Euch etwas an dem Mädchen liegt, solltet Ihr Iselle so schnell wie möglich finden und von Merean fern halten.«
    Lan grunzte. »Alle Aes Sedai sind gefährlich. Iselle ist im Augenblick hinreichend sicher; ich habe sie auf dem Weg hierher gesehen, sie ist mit Brys und Diryk irgendwo hingegangen. Warum musste Bukama sterben, Aes Sedai? In was habe ich ihn Euretwegen hineingezogen?«
    Moiraine hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, und ein winziger Teil von ihr war überrascht, als er gehorchte. Der Rest von ihr dachte angestrengt nach. Merean mit Iselle. Iselle mit Brys und Diryk. Merean hatte versucht, Lan zu töten. Plötzlich sah sie das Muster in jeder Einzelheit perfekt; es ergab keinen Sinn, aber sie hatte keine Zweifel, dass es stimmte.
    »Diryk hat mir gesagt, dass Ihr der Mensch mit dem meisten Glück auf der Welt seid«, sagte sie und beugte sich beschwörend zu Lan vor, »und ich hoffe für ihn, dass er Recht hatte. Wohin würde Brys gehen, wenn er vollkommene Abgeschiedenheit möchte? Irgendwo, wo er weder gesehen noch gehört werden kann?« Es musste ein Ort sein, wo er sich wohl fühlte, der aber abgeschieden war.
    »Es gibt eine Galerie auf der Westseite des Palasts«, sagte Lan langsam. Dann überschlug sich seine Stimme. »Wenn Brys Gefahr droht, muss ich die Wachen alarmieren.« Er hatte sich bereits umgedreht und eine Hand auf dem Türgriff liegen.
    »Nein!«, sagte sie. Sie hielt die Macht immer noch und bereitete ein Luftgewebe vor, um ihn festzuhalten, sollte es erforderlich sein. »Prinz Brys wird es nicht gefallen, wenn seine Wachen hereinplatzen und Merean nur mit ihm redet.«
    »Und wenn sie nicht redet?«, wollte er wissen.
    »Dann reicht die Zeit nicht, um Wachen zu rufen, falls sie kommen würden. Wir haben keinerlei Beweise gegen sie, Lan, lediglich Verdächtigungen gegen das Wort einer Aes Sedai.« Er schüttelte wütend den Kopf und knurrte etwas über Aes Sedai, das sie absichtlich überhörte. Sie hätte ihn dafür leiden lassen müssen, doch dafür war jetzt keine Zeit. »Bringt mich zu dieser Galerie, Lan. Sollen Aes Sedai sich um Aes Sedai kümmern. Und wir sollten uns beeilen!« Wenn Merean redete, würde sie es nicht lange tun, davon ging Moiraine aus.
    Lan beeilte sich in der Tat und rannte mit ausgreifenden Schritten. Moiraine blieb nichts anderes übrig, als ihre Röcke zu raffen, hinter ihm herzurennen, den Blicken und dem Murmeln der Diener und anderer auf den Fluren über ihre entblößten bestrumpften Beine keine Beachtung zu schenken und dem Licht zu danken, dass der Mann nicht wesentlich schneller lief als sie. Sie ließ beim Laufen die Macht in sich einströmen, bis die Freude in ihrer Intensität an Schmerz grenzte, und versuchte sich zu überlegen, was sie gegen eine Frau unternehmen sollte, die deutlich stärker war als sie selbst, eine Frau, die mehr als hundert Jahre vor der Geburt von Moiraines Ururgroßmutter schon Aes Sedai gewesen war. Sie wünschte sich, sie hätte nicht solche Angst. Sie wünschte sich, Siuan wäre an ihrer Seite.
    Die wilde Jagd führte durch funkelnde Prunksäle, durch Flure mit Statuen, und plötzlich waren sie im Freien, die Geräusche des Palasts hinter ihnen, und befanden sich auf einer langen Galerie mit einer Steinbrüstung, zwanzig Schritte breit und mit einem Ausblick über die Dächer der Stadt tief unten. Kalter Wind wehte wie ein Sturm. Merean war da, vom Leuchten Saidars umgeben, und Brys und Diryk standen am Geländer und kämpften vergebens gegen Fesseln und Knebel aus Luft. Iselle sah den Prinzen und seinen Sohn stirnrunzelnd an, und überraschenderweise stand weiter unten an dem Weg ein finster dreinblickender Ryne mit über der Brust verschränkten Armen. Also war er ein Schattenfreund.
    »... und ich konnte Lord Diryk schlecht ohne seinen Vater zu Euch bringen«, sagte Iselle
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