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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Absicht war, daß du mir dort dienen sollst, nicht dich mir widersetzen. Wozu diese Drohungen? Wie kannst du sie auch nur aussprechen? Die Königin-Liebe ist doch immer noch in dir.«
    »Ist sie das?«
    »Ich weiß, daß es so ist. Du gehörst mir, Kind. Du bist aus dem Nest, und du wirst ihm niemals Schaden zufügen können.«
    Nialli gibt keine Antwort. Statt dessen schaut sie tief in sich selbst hinein, an jenen verborgenen Ort, an den die Königin vor langer Zeit ein Stückchen ihres Selbst versenkt hat. Und Nialli packt dieses Partikel und zerrt es heraus, als wäre es nichts als ein flach in der Haut sitzender Splitter, und sie schnippt ihn von sich. Und als er der Erdoberfläche nahekommt, geht er in Flammen auf und verbrennt.
    »Glaubst du noch immer, daß ich zum Nest gehöre?« fragt Nialli Apuilana.
    Und wieder folgt ein gewaltiges Schweigen.
    Und noch einmal führt Nialli der Königin die Vision des Entscheidungskampfes vor: das Nest aufgerissen, die Einwohner von Flammen verschlungen, die Königinkammer aufgebrochen und geplündert, der brutzelnde, verkohlende Riesenleib, aufgeplatzt und unbrauchbar, eine Leiche in der qualmerfüllten Tiefe.
    »Du hast keine Ahnung, was es bedeutet zu sterben«, sagt Nialli. »Du weißt nicht, was Schmerz ist. Nicht, was Verlust heißt. Du weißt nicht, was Niederlage bedeutet. Doch du wirst es lernen müssen. Du wirst unter Qualen in den Flammen zugrundegehen, und deine schlimmste Pein wird es sein, daß du begreifen mußt, keine Möglichkeit zu haben, dich an denen zu rächen, die dir dies zugefügt haben.«
    Die Königin antwortet nicht.
    »Aber so wird es geschehen«, spricht Nialli weiter. »Wir sind entschlossene und hartnäckige Leute. Aber die Götter haben uns zu dem geformt, was wir sind.«
    Stille.
    »Also?« sagt Nialli. »Ist dies deine Antwort? Ist es das, was du von uns willst, daß wir es tun? Denn ich versichere dir, wir werden es tun, wenn du uns nicht gibst, was wir fordern.«
    Stille. Schweigen.
    Schließlich spricht die Königin: »Was also ist es, das ihr verlangt?«
    »Ein Ende des Krieges. Ein Waffenstillstand zwischen unseren Völkern. Eine feste Grenzlinie zwischen deinen Territorien und den unsrigen, die niemals verletzt werden darf.«
    »Und dies sind eure einzigen Bedingungen?«
    »Die einzigen, ja«, antwortet Nialli Apuilana.
    »Und die Alternative?«
    »Kampf bis in den Tod. Ohne Gnade.«
    »Du irrst, wenn du glaubst, es könnte jemals Frieden herrschen zwischen uns«, sagt die Königin.
    »Aber wir können auf einen Krieg zwischen uns verzichten.«
    Und wieder, ein letztes Mal, das lange Schweigen. Es scheint ewig dauern zu wollen.
    »Ja«, sagt die Königin endlich. »Es kann die Vermeidung von Krieg zwischen uns geben. So sei es denn. Ich gewähre, worum du mich bittest. Wir werden auf Krieg verzichten.«
    Also war es vollbracht. Nialli Apuilana sagte der Königin Lebewohl, und in einem Nu zog sie sich aus der Höhenregion zurück und schoß auf die Wölbung des Landes hinab, über dem inzwischen das Morgenrot zu glühen begonnen hatte. Sie löste den Griff um den Barak Dayir und richtete sich auf. Sie befand sich wieder im Zelt bei Thu-Kimnibol.
    Er bewegte sich. Dann blickte er zu ihr herüber und lächelte.
    »Wie merkwürdig. Ich hab geschlafen wie ein Kind, so ganz der Welt abhanden gekommen. Und mir träumte, daß der Krieg vorbei sei. Daß zwischen uns und der Königin ein Waffenstillstand beschlossen ist.«
    »Das war kein Traum«, sagte Nialli Apuilana.

10. Kapitel
Die Frühlingskönigin
    Der Tag war hell und klar, ein angenehm kühler Wind wehte von Westen, eine Seebrise, immer ein gutes Omen. Taniane erhob sich früh am Morgen und begab sich zum Tempel der Fünffaltigkeit, um Dank zu sagen für die sichere Heimkehr der Streitkräfte und um die Götter um ihren Segen für die künftigen Zeiten zu bitten; danach – denn schließlich war sie Häuptling des Gesamt-VOLKES – fuhr sie auch zum Nakhaba-Tempel, um dem Gotte der Beng ihre Ehrerbietung zu erweisen. Danach ließ sie ihre Staatskarosse, gezogen von vier prachtvollen weißen Xlendis, bringen und schickte sich an, zum Emakkis-Tor am Nordende der Stadt zu fahren, wo man eine große Paradetribüne aufgeschlagen hatte, damit der Häuptling und das Präsidium die heimkehrenden Helden beim Einzug auch gebührend begrüßen könnten. Taniane hatte die Koshmar-Maske mit, die schimmernd-schwarze, die sie zuweilen bei hohen Staatsfeierlichkeiten trug. Und der Tag, schien ihr,

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