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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer
Autoren: Jason Dark
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keiner Wolke bedeckt war. Etwas, das hier nicht oft vorkam. Urplötzlich hatte das Wetter umgeschlagen, und es war zu idealen Sommertagen und auch Nächten gekommen.
    Die musste man genießen. Da musste man sich amüsieren. Das musste gefeiert werden. Es würde nicht lange so bleiben; sie wussten das beide.
    Und dieses verdammte Geräusch oder dieser Nachtschwärmer wollte einfach nicht dazu passen. Gut, es hatte Geschichten gegeben, die kannte er auch. Es waren Menschen verschwunden. Man hatte einen unheimlichen Schatten gesehen, der durch die Luft flog. Von den Zeugen und von den Zeitungen war er der Nachtschwärmer genannt worden, aber es stand nicht fest, ob sich wirklich ein Ungeheuer dafür verantwortlich zeigte.
    Felix glaubte es nicht. Ungeheuer kamen in Märchen und Sagen vor. Aber nicht hier. Das hatte eine andere Ursache gehabt, und dieser Meinung war auch die Polizei gewesen. Bei den abgestürzten Körpern hatte man keine Spuren von Gewaltanwendung finden können. Und die Verschwundenen waren nie wieder aufgetaucht. Weder tot noch lebendig.
    »Warum startest du denn nicht?«, flüsterte Wendy.
    »Das werde ich auch.«
    »Und wann?«
    Er verdrehte die Augen. »Lass mir noch ein paar Sekunden Zeit, bitte. Dann werde ich...«
    Sie unterbrach ihn. »Warum nicht sofort, Felix? Warum starten wir nicht jetzt?«
    Er fuhr wieder zu ihr herum. »Weil ich mich umsehen will, verflucht noch mal!«
    Ihr stockte der Atem. Dann schüttelte sie den Kopf und flüsterte: »Das... das... kann doch nicht dein Ernst sein, Felix? Du willst raus?«
    »Genau!«
    »Aber...«
    »Hör auf, denn ich weiß, was du sagen willst. Es ist für dich nicht nachvollziehbar. Aber ich will Gewissheit haben, verstehst du?« Er blickte sie scharf an. »Ich will endlich, dass mit dem Märchen aufgehört wird.«
    »Das ist kein Märchen«, hauchte Wendy und begann zu zittern.
    »Ich werde es dir beweisen.«
    »Nein, du...«
    Er hörte nicht mehr hin und stieß die Tür des Fords auf. Wendy wollte ihn noch durch einen raschen Griff zurückhalten, doch das schaffte sie nicht mehr, denn er war schneller.
    »Gott stehe uns bei«, flüsterte sie nur und schaute auf die Wagentür, die nicht ins Schloss gefallen war, sondern halb offen stand...
    ***
    Felix hatte überlegt, ob er lachen oder grinsen sollte, aber das war ihm vergangen, als er zunächst im Freien stand und sich umschaute. Er kannte die Gegend gut. Er kannte sie am Tag und auch in der Nacht.
    Da hätte es eigentlich keine Probleme geben sollen.
    Heute schon...
    Es war alles wie sonst. Die Dunkelheit, der Sommerwind. Er hörte das Meer, konnte aber noch nicht sehen, wie es von den mächtigen Felswänden gebrochen wurde, da hätte er bis an den Rand der Klippen gehen müssen, was er nicht tat.
    Er ging nur ein paar Schritte von seinem Fahrzeug weg, das ihm vorkam wie eine helle Insel inmitten der Dunkelheit, denn die Innenbeleuchtung brannte weiter. Er sah auch seine Freundin, die angespannt auf ihrem Sitz hockte und sich der Fahrertür zugedreht hatte, damit sie nach draußen schauen konnte.
    Es gab keine Bäume und kein Buschwerk, dass ihm die Sicht genommen hätte. Der Strandhafer wuchs weiter unten und in manch kleiner Bucht oder an einem flachen Uferteil. Hier erlebte er die Höhe und die nie abreißende Musik der Wellen.
    Knapp drei Meter weiter hatte sich ein Felsen in dem Boden festgefressen, der aussah wie ein Kopf, dessen Oberschädel flach geschlagen worden war. Er sollte Felix’ nächstes Ziel sein. Auf ihm wollte er sich niederlassen und die Umgebung beobachten.
    Er gab sich selbst gegenüber zu, dass ihn dieses ungewöhnliche Geräusch beunruhigt hatte. So etwas hatte er hier nie gehört.
    Ein leichter Schauer hatte sich auf seinem Rücken ausgebreitet. Er hätte es Wendy gegenüber nie zugegeben, aber sie sprach ihn auch nicht mehr an und blieb zurück im Wagen.
    Kein Vogel. Was dann?
    HUSCH!
    Da war das Geräusch wieder!
    Felix verharrte mitten in der Bewegung. An den Stein dachte er nicht mehr.
    Er spürte das kalte Gefühl im Nacken und wusste plötzlich, dass er nicht mehr allein war.
    Ein Schrei! Ein Lachen? Oder etwa beides?
    Er konnte es nicht sagen, aber die Gefahr war vorhanden, und sie schlug in Sekundenschnelle zu. Er kam nicht mehr dazu, etwas zu unternehmen, plötzlich veränderte sich seine Welt. Er hörte nichts mehr, er sah jetzt, dass etwas auf ihn zuraste.
    Der Schatten war da.
    Riesig. Nicht zu fassen, kaum zu glauben. Und er stürzte sich aus der Dunkelheit
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