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Der Musikversteher

Der Musikversteher

Titel: Der Musikversteher
Autoren: Hartmut Fladt
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erleben ein überhöhendes, gewaltiges Klangpanorama mit Elementen der »klassischen« Kirchenmusik; Ende mit einem offenen »phrygischen Halbschluss« aus der Kirchenmusik.
    Arcade Fire verleugnet sich nicht: Scheinbar einfache Elementewerden raffiniert montiert. Taktart und Form sind höchst individuell. Gesungen wird von der Melancholie des Verlustes trotz der Notwendigkeit der Rebellion gegen die US-Suburbs. Der Schluss hat einen Hauch von Verzweiflung.
Wolfmother und die Sieben Bösen Geißlein
    Es war einmal eine ebenso alleinerziehende wie herzensgute Wolfsmutter, die hatte ihr einziges Wolfskind sehr, sehr lieb. Einst, in ihrer wilden Zeit, da hatte sie sich gesagt: »So eine Geschlechtsumwandlung, die bringt mir doch sicherlich einen großen Sack voll von neuen Erfahrungen und Gefühlen.« Da ward sie also unters Messer gelegt, hatte wundersame Essenzen geschluckt und war zum DerWolf geworden. Und so gewaltig war sein Testosteronüberschuss, dass DerWolf Leadsänger in einer Heavy-Metal-Band wurde. Er nannte sich aber Wolfmother, das klang schön metrosexuell. Mit seinem Heulen hatte er so manche große Halle in aller Welt zum Kochen gebracht, und schon wollte Hélène Grimaud ihn in ihre Wolf-Sammlung aufnehmen, da wurde er – wer weiß, wie? wer weiß, von wem? – schwanger.
    »Ach du Scheiße«, so hätte er als heftiger Metalist jetzt gern gesagt, aber er/sie befand sich ja in einem Märchen, und so sagte sie stattdessen: »Der Liebe Gott wird sich schon was gedacht haben dabei.« So hatte sie also einen stattlichen Jungen zur Welt gebracht und erzog ihn mit viel Liebe und staatlicher Stütze, und es fehlte auch nicht an musikalischer Frühreif-Erziehung, so mit allen Tricks der Branche, die sie kennengelernt hatte. Als das Frühreifchen aber seinen vierzehnten Geburtstag feierte, da dachte sie sich: »Ob nun Kleiner Bieber oder Mutters Wölfchen, wenn schon Märchen, dann müssten doch spätestens jetzt ein paar Feen vorbeikommen, so mit guten Wünschen und mit Geschenken.«
    Da ging die Tür auf, und herein trat eine aufgetakelte Geiß, die war wirklich eine blöde alte Ziege, und mit ihr kamen sechs schreckliche Geißen-Zicken, das waren ihre Töchter, allesamt Kandidatinnen bei DSDSZ , Deutschland Sucht Die Super Zicke. Ihren Jüngstenaber, den nannten sie Nummer Sieben. Nummer Sieben war ein bockiges kleines Kerlchen mit Pickeln und schweren Minderwertigkeitskomplexen, das wurde von seinen bösen Schwestern immer in die Standuhr gesperrt. Und wenn es meckerte: »Mutter, ich sitz mal wieder im Uhrenkasten«, dann antwortete die aufgetakelte Geiß: »Nerv’ bloß nicht rum, sonst schlägt’s dreizehn!« Das war, für ihre Verhältnisse, sogar ganz witzig, so mit Uhr und Dreizehn-Schlagen.
    Wolfmother hatte schon über Jahr und Tag das Treiben der Geißlein von der Zicken-Gang mit ansehen müssen. So manches Kind, Knäblein wie Mägdelein, Erwachsene gar waren von ihnen abgezogen worden, und sie beherrschten die Straßen und die Parks. Da war es Wolfmother bang geworden ums Herz, und ein ums andere Mal hatte sie zu sich selbst gesprochen »wenn mein Herzenssöhnchen doch nur nicht von den Bösen Geißlein gemobbt wird.« Mobben aber, das war die zweite Natur der Zicken, und kaum hatten sie vernommen, wie das Wölfchen seine musikalischen Übungen auf der Gitarre oder dem Drumset machte, da waren sie herbeigekommen und hatten hundsgemein zickige Spottgesänge angestimmt, und in der Schule und im Freizeitcenter ging’s genau so.
    Wie nun die Alte Ziege, die Zicken-Gang und Nummer Sieben so da standen und begannen, ein Geburtstags-Mobbing-Medley anzustimmen, da geschah es, dass unser kluges Wölfchen begriff, dass es mit einer eigenen Wolf-Gang wohl nichts werden würde. Der kleine Wolf und die Zicken-Gang, die waren so lang von ihren Müttern voreinander gewarnt und heruntergeputzt worden, dass sie endlich Gefallen aneinander finden mussten. »Denn«, so sprachen die schlauen Zicken, »wenn wir wechselseitig so madig gemacht werden, dann haben wir viel gemeinsam. Und böse & zickig, das kommt doch allemal gut. Das kommt besonders gut, wenn es sich mit Wölfchens jugendlicher Unschuld und seiner Musikalität und mit der Unbedarftheit von Nummer Sieben paart. Aber Leitwolf? Vergisses.« Auch Wölfchen war dieser Meinung, und Nummer Sieben hielt wie immer lieber die Klappe.
    Bald schon gab es eine neue Teenie-Gruppe, die nannte sich ZickenWolf,und die beiden Mütter mühten sich nach Kräften, diese
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