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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag
Autoren: Mary Higgins Clark
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der einigermaßen
undeutlichen Züge und des dunklen Hintergrundes war die
Ähnlichkeit mit Alvirah frappant.
Cynthia schob ihren Stuhl zurück. Alvirah stand
ebenfalls auf.
«Die zwölf Jahre können Sie mir nicht zurückgeben. Ich
weiß, was Sie jetzt denken. Selbst mit diesem Beweis
könnte es passieren, daß eine Jury mir nicht glaubt. Vor
zwölf Jahren haben die Geschworenen mir ja auch nicht
geglaubt. Aber es wäre immerhin möglich. Und das sollten
Sie meiner Meinung nach nicht riskieren, Ned. Ich halte es
für besser, wenn Sie das Ganze mit der Person besprechen,
die Sie dafür bezahlt hat, mich damals reinzureiten. Und
teilen Sie dem oder der Betreffenden mit, daß ich zehn
Millionen Dollar verlange. Das ist mein rechtmäßiger
Anteil an Stuarts Nachlaß.»
«Sie sind ja verrückt.» In Neds Gesicht war keine Spur
von Angst mehr, nur noch blanke Wut.
«Tatsächlich? Da bin ich anderer Meinung.» Cynthia
langte in ihre Tasche. «Hier ist meine Adresse und
Telefonnummer. Alvirah wohnt bei mir. Rufen Sie mich
heute bis 19 Uhr an. Wenn ich nichts von Ihnen höre,
nehme ich mir einen Anwalt und lasse ein
Wiederaufnahmeverfahren beantragen.» Sie warf einen
Zehndollarschein auf den Tisch. «Das dürfte reichen für
den Wein. Ich lasse mir nichts schenken, auch nicht das
Abendessen, das Sie mir damals spendiert haben.»
Sie eilte hinaus, dicht gefolgt von Alvirah, die das
lebhafte Stimmengewirr registrierte. Die Leute haben
mitgekriegt, daß was im Gange ist, dachte sie.
Ausgezeichnet.
Die beiden wechselten kein Wort, bis sie wieder im
Wagen saßen. Dann erkundigte sich Cynthia mit
schwacher Stimme: «Wie war ich?»
«Phantastisch.»
«Das klappt nicht, Alvirah. Bei einem Vergleich mit der
Zeichnung, die Jeff in der Sendung gezeigt hat, entdeckt
man doch sofort, was ich alles hinzugefügt habe, damit’s
Ihnen ähnlich sieht.»
«Für so was bleibt denen gar keine Zeit. Sind Sie sicher,
daß Sie gestern Ihre Stiefschwester vor der Villa gesehen
haben?»
«Hundertprozentig.»
«Dann dürfte das Gespräch zwischen den beiden in
diesem Augenblick stattfinden.»
Cynthia fuhr mechanisch, ohne etwas von diesem
strahlenden Nachmittag wahrzunehmen. «Es gab
massenhaft Leute, die Stuart verabscheuten. Warum sind
Sie so überzeugt davon, daß Lillian in die Geschichte
verwickelt ist?»
Alvirah zog den Reißverschluß ihres purpurroten
Baumwollkleides auf. «Meine Güte, ist der Fetzen eng.
Ich ersticke ja darin.»
Kummervoll fuhr sie sich durch das höchst eigenwillig
abgesäbelte Haar. «Wenn die mich bei Sassoon wieder
hinkriegen wollen, müssen die ihre gesamte Mannschaft
dransetzen. Ich gehe wohl am besten wieder nach Cypress
Point Spa zur Generalüberholung. Was haben Sie gefragt?
Richtig, Lillian. Sie muß mit drinstecken. Sehen Sie’s
doch mal von der Seite. Es gab massenhaft Leute, die
Ihren Stiefvater nicht ausstehen konnten, aber die hätten
doch keinen Ned Creighton nötig, um Sie reinzulegen.
Lillian hat von jeher gewußt, daß das Dartmouth College
laut Testament die Hälfte des Geldes bekommen sollte.
Stimmt’s?»
«Ja.» Cynthia bog in die Straße ein, die zu den
Ferienhäusern führte.
«Mir ist’s schnuppe, wie viele Leute Ihren Stiefvater
möglich weise gehaßt haben. Lillian war jedenfalls die
einzige, die davon profitierte, wenn Sie zum Sündenbock
für diesen Mord gestempelt wurden. Sie kannte Ned. Und
der versuchte, Geld aufzutreiben, um ein Restaurant zu
eröffnen. Sie muß von ihrem Vater erfahren haben, daß er
Ihnen anstelle von Dartmouth die Hälfte seines
Vermögens hinterlassen würde. Sie waren ihr von jeher
verhaßt. Das haben Sie mir selber gesagt. Also trifft sie ein
Abkommen mit Ned. Er lädt Sie zu einem Ausflug in
seinem Motorboot ein und täuscht eine Panne vor. Jemand
bringt Stuart Richards um. Lillian hatte ein Alibi. Sie war
in New York. Wahrscheinlich hat sie jemand engagiert,
der ihren Vater ermorden sollte. Als Sie in der Nacht
unbedingt einen Hamburger haben wollten, hätten Sie um
ein Haar alles vermasselt. Und Ned wußte nicht, daß Sie
mit jemand gesprochen haben. Die beiden müssen
ordentlich Schiß gehabt haben, daß diese Zeugin
auftauchen könnte.»
«Und wenn ihn nun in der Nacht irgendwer erkannt und
ausgesagt hätte, er habe ihn einen Hamburger kaufen
sehen?»
«In dem Fall wäre er sofort mit einer plausiblen
Erklärung bei der Hand gewesen: Er ist mit seinem Boot
rausgefahren, hat sich danach irgendwo einen
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