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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)
Autoren: Martin Hühn
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die Presse. Irgendetwas schien mit der Physik nicht mehr zu stimmen. Es wurden immer mehr Fälle bekannt, in denen etwas geschah, das eigentlich nicht möglich sein sollte. Kein Mensch konnte sagen, wieso. Niemand konnte auch nur annähernd erklären, wie diese Vorkommnisse in Zusammenhang miteinander standen.
    Es herrschte nicht einmal Einigkeit, wieviel davon real war und was irgendwelche Spinner dazugedichtet hatten, um anzugeben. Berichte von Zeitreisephänomenen, Alienentführungen, plötzlichem Verschwinden von Personen und Objekten, solche Märchen hatte es schon immer gegeben. Sie hatten sich stets dem Zeitgeist angepasst. So wurden im Laufe der Zeit die Flüge auf dem Hexenbesen, sowie das Erscheinen von Engeln seltener, und Außerirdische und Science-Fiction-Elemente behaupteten das Feld für sich. All diese Geschichten waren nicht weniger geworden, seit das ein oder andere seltsame Phänomen tatsächlich und als unbestreitbarer, wenn auch unbegreiflicher Aspekt der Wirklichkeit, auftrat.
    Regionale Störungen des Erdmagnetfeldes, kleine Erdbeben, die durch die Plattentektonik nicht zu erklären waren, plötzlicher Abfall des Luftdrucks bei gleichzeitigem Anstieg der Sauerstoffkonzentration und regional messbar schwächere oder stärkere Erdanziehung waren neu und klar nachgewiesen worden. Außerdem verschwanden tatsächlich manchmal Menschen oder, viel häufiger, Gegenstände, als wären sie aus der Welt gesaugt worden. Eine Handvoll davon tauchte an anderen Orten wieder auf, leider selten in einem guten Zustand. Für Verena war all das nichts Besonderes. Die Phänomene hatten begonnen, als sie drei Jahre alt war. An die Berichte darüber und die politischen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und religiösen Auseinandersetzungen, die sie hervorriefen, war sie ihr Leben lang gewöhnt. Merkliche Auswirkungen waren so selten, dass sie persönlich bisher nie irgendwas in dieser Richtung bemerkt hatte.
     
    Also irgendein Amazonasdschungel oder so und ich sollte dankbar sein, noch am Leben zu sein.
    „Ilfe!“
    Der Minzgeruch ist noch da. Der kommt von hier. Wobei minzig es eigentlich nicht trifft, da ist eine sehr angenehme Note von Salbei oder ….
    „Ilfe! Elf mir!“
    Verena war fassungslos. Weniger als zwei Meter von ihr entfernt sah sie das hilflose Mädchen. Wie konnte sie nur übersehen und überhört haben, dass da jemand in ihrer Nähe um sein Leben kämpfte? Sie musste ungefähr fünfzehn sein und war Französin. Ein anderer Punkt hatte in diesem Augenblick besonderes Gewicht: Sie hing am Ende eines Seitenastes und ihr verkrampfter Gesichtsausdruck verriet Verena, dass das Mädchen den Halt zu verlieren drohte. Es dauerte zwanzig weitere, lange Sekunden, bis Verena das Gefühl der Lähmung abschütteln konnte und neue Handlungsfähigkeit gewann. Der Seitenast war viel zu lang, als dass sie dem Mädchen von hier aus die Hand hätte reichen können. Was kann ich noch tun? Mein Gürtel wäre vielleicht lang genug, aber den könnte sie nicht fassen.
    Verena sah sich Hilfe suchend um. Einen halben Meter unterhalb der Füße der Französin gab es einen weiteren, querliegenden Stamm, noch dicker als der, auf dem Verena jetzt saß. Leider reichte dieser Stamm nicht bis unter die Füße des anderen Mädchens, sondern verlief fast einen Meter hinter ihr. Zwecklos ihr zu sagen, dass sie sich hin und her schwingen soll, um auf den Stamm hinter ihr zu kommen. Sie hat keine Augen am Hinterkopf, und blindlings versucht sie das niemals. Außerdem würde sie bei dem Versuch abrutschen. Ich sollte etwas zu ihrer Beruhigung sagen. Aber ich bin nicht gut in so was.
    Verena stellte fest, dass es ihr noch schwerfiel, ihre Gedanken auf das nächstliegende Problem zu fokussieren. Schon das Quaken eines Frosches in der näheren Umgebung drohte sie gefangen zunehmen. Es war ungefährlich und so einfach zu verstehen.
    Erneut riss sie sich aus ihrer Lähmung. Sie musste auf diesen Stamm gelangen, um etwas ausrichten zu können. Ohne noch weiter darüber nachzudenken, kam sie auf die Beine, lief einige Schritte und sprang hinab. Ihr Ziel war breit und astlos genug, um sich ordentlich abzurollen und die Tiefe von etwas über zwei Metern war nichts, für das sie nicht trainiert gewesen wäre. Als unerwartet schwierig erwies sich das Abrollen. Gerade kam sie sauber zum Stand, da fiel ihrem Bauch ein, dass er erst vor wenigen Minuten einen heftigen Schlag abbekommen hatte. Die unvermittelt einsetzenden, stechenden und ziehenden
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