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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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in
Wirklichkeit aber ist jede Handlung integriertes Bestandteil des universalen Geistes. Begreifst du das ?« Sie sah mich eifrig an.
    Ich verstand das schon, aber
wieso sollte ausgerechnet ich sie desillusionieren? »Und Gollum — das ist eine Figur aus demselben Buch, nicht wahr ?«
    »Ja — Sauron hat den Namen Gollum ausgewählt, weil die beiden den
gleichen Weg gehen, nur ist Sauron schon weiter .«
    »Also ist Sauron der Boss und Gollum sein Stellvertreter ?«
    »Vielleicht nennt man das bei
euch so, aber...«
    »So würde ich das überall
nennen«, warf ich ein. »Auf jeden Fall, vielen Dank für die Informationen über
die Waldgeister. Wie J. C. zu seinem Namen gekommen ist, brauchst du mir gar
nicht erst zu sagen .«
    »Das ist komisch, aber er heißt
wirklich J. C. Christopher .«
    »Sein richtiger Name?«
    »Ja, aber er paßt so gut zu
ihm, daß wir ihm keinen anderen geben mochten. Er spricht nie. Manchmal
schreibt er uns Botschaften, aber ich habe ihn nie ein Wort sagen hören. Ich
weiß noch nicht einmal, ob er überhaupt reden kann .«
    Was für eine Versammlung irrer
Köpfe, dachte ich ungläubig. Und wie sollte ich eine rothaarige Jungfrau mit
einem spirituellen Tick aus diesem Morast ziehen? Vor einem solchen Problem
wäre ein vernünftiger Mensch weggelaufen, aber ich konnte nicht zulassen, daß Sauron sich die Kohlen unter den Nagel riß. Ich hatte
keinen Zweifel, daß er den Unterschied zwischen Gut und Böse ganz genau kannte —
und sein Ding war zweifellos das Böse.

4
     
    Als ich Calvin sagte, ich
könnte sie innerhalb weniger Stunden freibekommen, schaute sie mich nur mit
großen, tiefen Augen an und sagte: »Ich will aber nicht raus .«
    »Was ?« schrie ich. »Bist du vielleicht unter die Masochisten gegangen? Zwanzigtausend
Dollar willst du nicht haben, und im Gefängnis willst du bleiben. Soll dir
vielleicht noch jemand einen Mord unterschieben, damit du so richtig leiden
kannst ?«
    »Ich meine, daß ich erst dann
entlassen werden will, wenn die anderen entlassen werden«, sagte sie geduldig.
    Ich nickte verzweifelt. »Na
schön. Mal sehen, was ich machen kann .«
    Ein Beamter kam und führte sie
aus dem kleinen kahlen Raum, in dem wir gesprochen hatten, und ich erkundigte
mich, ob ich mit dem Captain sprechen könnte. In Forestville hatte die Polizei nicht viel zu tun, aber selbst ein Polizist muß den Anschein
der Geschäftigkeit wahren. Nach einer und einer halben Stunde empfing der
Captain mich und erklärte nach einer weiteren Stunde, daß ich ja durchaus recht
hätte, es läge nichts gegen die jungen Leute vor, solange ich nachweisen
konnte, daß sie Geld hatten, was der Fall war, also wollte er mir entgegenkommen
und sie in ein paar Stunden entlassen.
    »Ein paar Stunden ?« fauchte ich. »Warum nicht sofort?«
    »Sie sollen Gelegenheit
bekommen, sich ein wenig abzukühlen, außerdem sollen sie lernen, das Gesetz zu
respektieren. Vielleicht denken sie auch ein wenig über die Drogen nach, mit
denen sie sich vergiften«, fauchte der Captain zurück. Er sagte, daß ihm die
Welle von Drogen, die ins Land schwappte, große Sorgen machte, und daß seiner
Ansicht nach die Jugend Besseres tun könnte als in den Bergen zu sitzen und
sich die Köpfe vollzurauchen . In ein paar Stunden
würden sie freigelassen, mit einer Verwarnung. Ob ich mein Bestes tun würde,
fragte er mich, ihnen den Ernst der Situation klarzumachen? Aber
selbstverständlich würde ich!
    Wir besiegelten das mit einem
Händedruck, und ich ging nach draußen, stellte mich auf die Freitreppe vor der
Polizeiwache, schaute über die Hauptstraße mit den kleinen Läden und verfluchte
den Tag, an dem ich das Rauchen aufgegeben hatte. Dann fiel mir ein, daß ich
wenigstens das Trinken nicht aufgesteckt hatte, und vielleicht gab es hier ein
gepflegtes englisches Pub — möglicherweise konnte ich mich auch mit einer ganz
gewöhnlichen amerikanischen Bar zufriedengeben.
    Während ich die Straße in
Augenschein nahm und versuchte, zwischen den dicken Ästen der Alleebäume ein
entsprechendes Schild auszumachen, fuhr ein mächtiger Lincoln Continental vor
und hielt mit kreischenden Bremsen im Parkverbot vor der Wache.
    Ein Mann stieg aus und sprang
die Stufen hoch, gefolgt von einer großen, schlanken Frau Anfang Vierzig, gut
gekleidet und besorgt. Er trug einen dunklen Anzug, in der linken Brusttasche
steckte sorgsam gefaltet ein blütenweißes Tuch. Über der gestärkten Hemdbrust
hing eine dunkelbraune Seidenkrawatte, die

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