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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers
Autoren: Julian Altmann
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verabredet?«
    »Nein!«, schrie sie ins Telefon, »Ich dumme Kuh habe vor lauter Aufregung gar nicht daran gedacht, dass ich mich mit ihm verabreden könnte.« Kleinlaut sagt sie: »Ehrlich gesagt, ich habe mich nicht getraut.«
    Marc unterbrach sie: »Hat er wenigstens deine Nummer?«
    »Nein!«, schrie sie erneut ins Telefon. »Er hat mich zwar danach gefragt, aber ich hab ihn so vollgequatscht, dass ich am Schluss nur deine Nummer hergegeben habe.«
    Pause.
    »Was soll ich denn jetzt machen, Marc? Der Typ macht mich ganz fertig!«
    Marc beruhigte sie und erklärte ihr, dass er sich was einfallen lassen würde. Noch bevor sie über Marc reden konnten, musste Willma das Telefonat jedoch beenden, da eine Patientin nach ihr verlangte. Plötzlich war das Marc aber auch sehr recht. Denn was Willma ihm da erzählt hatte, schnürte ihm die Kehle zu. Eine zierliche Frau mit einer Lilie in ihren blauschwarzen Haaren stellte Marc seinen Früchtedrink an seine Liege.
    Christian war Auslandsjournalist, und sie hatten sich alle drei bei der Gala zum ›Sportler des Jahres‹ kennengelernt. An dem Abend erlebte Marc Willma zum ersten Mal ganz aufgeregt wegen eines Mannes. Sie flirtete mit Christian, was das Zeug hielt. Der Abend damals war wirklich ein Highlight. Alle drei verstanden sich von Anfang an hervorragend. Auch Marc mochte den attraktiven Christian auf Anhieb. Doch irgendwie kamen sie nie mehr zusammen.
    Auf jeden Fall musste er Willma in dieser Sache helfen, das war er ihr schuldig.
    Am Ende des vierten Tages in Koh Tao hatte Marc wieder halbwegs seine Fassung zurückgewonnen. Es ging ihm gut. Er hatte mit seinem Vater telefoniert, der auf ihn einredete, bloß sein tägliches Trainingsprogramm durchzuziehen. Manchmal hasste er ihn dafür. Aber die Dankbarkeit darüber, mit welcher Konsequenz er sein Leben lang hinter Marc stand, ließ dieses Gefühl jedes Mal verblassen.
    Marc hatte sich wieder halbwegs gefangen. Ihn überkam das Verlangen, zurück nach Koh Samui zu gehen. Zuvor kaufte er noch einige Geschenke für Rachen und Mary.
    Rachen unterhielt sich gerade mit zwei Deutschen an der Rezeption, als er Marc erblickte. Sofort entschuldigte er sich bei dem Touristenpaar und kam ihm entgegen. Er blickte skeptisch und gab Marc förmlich die Hand. Auch das Ehepaar kam näher und wollte wissen, ob er wirklich Marc Kliff, der Fußballer war. Aber Rachen und er ignorierten das Paar. Betretene Stille, bis Rachen verwirrt erklärte, dass er gleich fertig sei. Marc könne ja an der Bar einstweilen etwas trinken.
    Marc verzog sich an die Bar und wartete. Wieder spürte er ein undefiniertes Kribbeln im Bauch. Unerklärlich, unangenehm und doch schön.
    Rachen stand hinter ihm. »Ich wäre jetzt fertig.«
    Marc drehte sich um und wollte zahlen. Rachen schüttelt nur den Kopf und bewegte sich in Richtung Ausgang.
    »Ich habe dich erst in zehn Jahren erwartet«, leise ließ Rachen die Bemerkung fallen, er konnte Marc dabei nicht ins Gesicht sehen. Marc blieb stehen und bat Rachen, ihn anzusehen.
    »Rachen, es tut mir leid. Ehrlich.« Er streckte ihm das Geschenk entgegen.
    Rachen beachtete es nicht mal. »Dass ihr Europäer glaubt, alles mit materiellen Dingen bereinigen zu können.« Er nahm es trotzdem und freute sich über die Turnschuhe. Sie gingen weiter.
    »Ich hoffe, du hast Mary keinen Fußball mitgebracht.« Beide mussten lachen. Aber Marc wurde sofort wieder ernst.
    »Rachen, bitte hilf mir.« Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie jemanden um Hilfe angefleht. Jedoch in diesem Augenblick war es ihm todernst.
    Rachen blickte fragend zu ihm. »Wie meinst du das?«
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Bevor ich zu euch gekommen bin, hatte ich immer das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Aber momentan weiß ich überhaupt nichts mehr.«
    »Marc, dann nimm dir die Zeit und denke darüber nach. In meinem Haus bist du immer herzlich willkommen. Das Einzige, was ich verlange, du musst Mary und mich so nehmen, wie wir sind.«
    »Das ist es doch nicht!« Marc war verzweifelt. Er wiederholte den Satz, diesmal ruhiger: »Rachen ich weiß nicht, was mit mir los ist. Das hat doch nichts mit euch zu tun. Ich liebe euch, so wie ihr seid. Das hat wirklich nichts mit dir zu tun.« Tränen rannen ihm übers Gesicht.
    Sie standen jetzt mitten auf der Straße. Das Dorfleben zog an ihnen vorbei. Aber sie konzentrierten sich ganz auf ihr Gespräch. Rachen hätte ihm gerne so vieles gesagt, aber er schwieg.
    »Marc, du weißt, dass
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