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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler
Autoren: Will Lavender
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hat.«
    Alex atmete tief ein, ließ ihre Hand völlig ruhig auf ihrem Schoß.
    »Der Mörder war mit dir zusammen in diesem Hörsaal. Es ist jemand, den du kennst, Alexandra. Es gibt Dinge über die Dumant University, die ich nur mit euch neun geteilt habe, sowohl während des Kurses als auch hinterher. Wenn ich recht habe, und ich befürchte, das habe ich, dann wurden ein paar dieser Details beim Mord an Michael Tanner benutzt. Das zu übersehen könnte der erste Fehler des Mörders sein.«
    »Aber woher soll ich wissen, wer es ist?«, fragte sie.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, den Mörder zu finden«, sagte Aldiss. »Zuerst musst du zu Michael nach Hause. Schau dir an, wie der Mörder die Bücher arrangiert hat, welche er besonders betont. Sie müssen dir erlauben zu sehen, was der Mörder in dieser Nacht gesehen hat.«
    »Ich weiß nicht, ob sie …«
    »Du musst.«
    Sie sah auf ihre Hände, auf die Bücherpyramide zu ihren Füßen. »Und die zweite Möglichkeit?«
    »Du musst die Studenten des Seminars wieder zusammenbringen«, sagte der Professor sanft. Seine Stimme ließ Mitleid vermuten; sie zeigte Alex eine starke Besorgnis, die sie noch nie bei Aldiss wahrgenommen hatte. »Du bist die Einzige, die diese Leute und ihre Motivation wirklich versteht, die Einzige, die weiß, was sie sich wünschen. Und wenn du das getan hast, wenn sie wieder auf dem Campus von Jasper sind, dann wirst du sie beobachten. So wirst du denjenigen finden, der diesen Mord begangen hat.«
    »Aber woher wissen Sie das?«, fragte sie mit verzweifelter Stimme. »Wie können Sie sich sicher sein, dass einer von uns es getan hat?«
    Aldiss löste sich. Er nahm seine Hände weg, hinterließ aber etwas, eine Delle, einen Phantomdruck auf ihrem Kopf.
    »Es ist jemand, der da gewesen ist«, sagte er noch einmal. »Tief im Innern weiß ich es.« Alex dachte darüber nach, was das bedeutete, auf welchen Weg es sie führen würde. Sie dachte an die anderen – jetzt sind wir sieben , rief sie sich ins Gedächtnis – und stellte sie sich alle dort vor, wieder auf dem Campus, zum ersten Mal seit Daniel Haydens Beerdigung. Aber dieses Mal wäre es anders. Dieses Mal könnte einer von ihnen sie beobachten, beobachten und …
    »Richard?«
    Eine Stimme an der Tür. Die Trance war gebrochen, und beide, Alex und der Professor, drehten sich um. Alex glaubte ihn unter der Maske, die das Gesicht des Professors war, stark erröten zu sehen.
    »Richard, wer ist das?«
    Das Mädchen war jung. Eine Collegestudentin. Sie war hübsch wie ein Model mit vollen Lippen und intelligenten grünen Augen. Sie trug ein Jasper-College-Sweatshirt und löchrige Jeans. Offensichtlich war sie gerade erst aufgewacht.
    »Daphne«, sagte der Professor, »das ist Alexandra Shipley, eine frühere Studentin von mir.«
    Das Mädchen sagte nichts, starrte Alex nur an. Ihr Blick hatte etwas Herausforderndes. Alex stand auf, strich ihren Trenchcoat glatt und zwang sich zu lächeln. Das Mädchen ist fünfzehn Jahre jünger als du, Alex, und du lässt dich von ihm einschüchtern? Herrgott noch mal .
    »Ich wollte gerade gehen«, sagte sie schwach. »Professor. Daphne.« Alex nickte verlegen und ging zur Tür. Das Mädchen zögerte dort auf der Schwelle, dann trat es zur Seite, und Alex quetschte sich an ihm vorbei in den Korridor voller Bücher.
    Sie fand die Haustür und drückte sie fest auf, sie wollte an die frische Luft.
    Aber Aldiss war bereits wieder hinter ihr und zog sie an der Schulter zurück. Alex blieb auf der Schwelle stehen, schon fast draußen. Fast von ihm befreit.
    »Sie ist noch ein Kind«, spie sie in den Wind.
    »Ein Spielzeug«, sagte der Professor. »Nichts weiter als ein Spielzeug.«
    Alex zuckte weg.
    »Wir könnten mit unserer Sitzung weitermachen, weißt du«, sagte er, seine Lippen jetzt nah an ihrem Ohr. Alex sah auf den kleinen Mietwagen, auf die steile Straße, die sie wieder zur Route 2 und zum College führen würde. »Die süße Daphne muss nichts davon erfahren.«
    Alex riss sich von ihm los. Sie hörte ihn hinter sich lachen, als sie zum Auto ging, die Tür öffnete und einstieg.
    »Alexandra, warte.«
    Sie hielt inne, bereits im Auto, einen Fuß noch in Aldiss’ Auffahrt.
    »Wenn ich recht habe«, sagte Aldiss, »und es ist einer von ihnen, dann bringst du dich in große Gefahr. Wenn die Studenten des Abendkurses zurückgekehrt sind und du deine Beobachtungen beginnst, sei vorsichtig, Alexandra, denn einer von ihnen wird auch dich im Auge behalten
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