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Der Meisterdieb und seine Feinde

Der Meisterdieb und seine Feinde

Titel: Der Meisterdieb und seine Feinde
Autoren: Stefan Wolf
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Steakhäuser, China-Restaurants, Weinstuben,
Fastfood-Tempel, Schnellimbiss-Stehlokale, Kneipen und einen Hähnchengrill. Vor
dem Freymeier — einer Nobel-Adresse mit berühmter Weinkarte — hielt ein
Taxi.
    Ein älteres Paar — sie im
Webpelz-Nerz, er im Kaschmirmantel mit weißem Schal — stieg aus und strebte zur
späten Speisung.
    Mit Blitzstart war Tim neben
dem Taxi. Eine Frau saß hinterm Lenkrad. Sie war ziemlich jung, hatte langes
Blondhaar, trug einen roten Lippenstift, der absolut zu grell war, und wog
sicherlich 100 Kilo, die sie unter schwarzem Schlabber-Look versteckte. Das
Gesicht wirkte freundlich.
    Unter Tims beschwörendem Blick
öffnete sie das Fenster.
    „’n Abend! Können Sie uns und
die Bikes befördern?“
    „Die Bikes?“
    „Im Kofferraum ginge es. Dann
lässt der sich zwar nicht schließen. Aber den Deckel binden wir zu. Sie haben
bestimmt ein Expanderkabel. Oder ‘ne Strippe.“
    „Ihr habt’s eilig?“
    Klößchen war neben Tim
getreten.
    „Wahnsinnig!“, nickte Tim.
„Eiliger als es mit Bikes zu schaffen ist.“
    „Und wohin?“
    „Fürstenhofer Friedhof.“
    „Also gut.“
    Tim war schon am Heck, öffnete
den leeren Kofferraum, verstaute sein Mountainbike und auch Klößchens
Gelände-Drahtesel. Mit zwei Gummikabeln wurde der Deckel auf den Enden der
Lenker festgeschnallt. Er würde nicht klappern.
    Die Frau war nicht
ausgestiegen. Sie vermied das sicherlich, wenn’s irgendwie ging. Schließlich
war sie Taxi-Chauffeur und nicht der Briefträger.
    Klößchen saß schon im Fond und
starrte in sein Portemonnaie, wirkte aber nicht beunruhigt. Tim stieg vorn ein.
    „Wollt ihr zu einer
Beerdigung?“, lachte die Blonde und fuhr los. „Oder zur Geisterstunde?“
    Tim lächelte grimmig. „Mein
Freundin hat über Handy um Hilfe gerufen. Sie wird von Rockern — oder ähnlichem
Geschmeiß — verfolgt. Sie versteckt sich dort.“
    Die Frau blies die Backen auf
und pustete erstaunt. „Dann müssen wir die Polizei verständigen.“
    „Vergessen Sie’s. Das meine ich
wörtlich. Sie setzen uns dort ab und fahren sofort weg. Sie wissen von nichts.
Den Krankenwagen rufen wir über Handy — falls es nötig sein sollte.“
    „Klingt ja schrecklich.“
    „So ist manchmal das Leben.“
    „Ich weiß. Wenn ich nicht Taxi
fahre, fahre ich Lastzüge quer durch Europa. Da kann man was erleben —
besonders als Frau. Aber ich war Freistilringerin. Zweimal sogar Vizemeisterin.
Ich kann mich wehren.“
    „Super! Ich trainiere Judo,
Karate, Kickboxen und modernes Kung Fu. Aus allem die richtigen Techniken — und
man ist fit für Straßenkampf.“
    „Das ist seine Spezialität“,
erklärte Klößchen vom Rücksitz. „Mir wird übel vom Zugucken. Andererseits ist
es nützlich. Bei uns hat schon mancher Ganove bereut, dass Tim zur Notwehr
gezwungen war.“
    „Eine Notwehr-Situation ist die
Voraussetzung“, nickte der TKKG-Häuptling. „Denn aggressiv bin ich nicht.“
    Die Frau hatte begriffen, dass
es eilig war, und fuhr etwas schneller als erlaubt. Nach nur 16 Minuten kam der
Friedhof in Sicht.
    Sofort war Tim wie
elektrisiert. Sah er doch die drei schweren Motorräder, die vor dem Eingang
parkten. Dann entdeckte er Gabys Rad. Es lag dicht beim Tor.
    „Willi, du zahlst. Und nimm
unsere Bikes raus. Sie, meine Dame, waren eine große Hilfe. Vielen Dank!“
    „Wenn ich euch beistehen soll,
mache ich gern...“
    „Danke, nein!“, wurde sie von
Tim unterbrochen. „Wenn es um meine Freundin geht, bin ich allein zuständig.“
    „Und der Gegner sind’s nur
drei“, feixte Klößchen. „Aber bitte, halt dich zurück, Häuptling. Es muss nicht
gleich sein, dass die drei in der Kapelle da hinten aufgebahrt werden.“
    Kaum dass das Taxi hielt, war
Tim schon draußen und am Tor. In der Dunkelheit — aber nicht allzu fern — hörte
er Stimmen.

    Dann rief Gaby: „Tim! Tim!
Hier! Es sind drei.“
    Und Tim machte seinem
ehemaligen Spitznamen Tarzan alle Ehre. Innerhalb einer Sekunde war er hinüber
übers Tor.

19. Bambule zwischen den Gräbern
     
    Klößchen lehnte am Taxi. Die
Frau war nicht abgefahren, sondern hatte das Fenster geöffnet und horchte.
    Schreie. Gebrüll. Bambule
zwischen den Gräbern. Aber lange dauerte es nicht. Die Stille trat plötzlich
ein. Friedlich erschien sie nicht.
    „Willi!“ Das war Tims Stimme.
    „Ja?“
    „Bring die Gummikabel mit! Kauf
sie!“
    „Mein Freund sieht, dass Sie
noch hier sind“, erklärte Klößchen. „Die Kabel braucht er zum
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