Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann ohne Kopf

Der Mann ohne Kopf

Titel: Der Mann ohne Kopf
Autoren: André Minninger
Vom Netzwerk:
zu halten! Sie stürmten auf die mit Trockeneis vernebelte Tanzfläche und gaben sich voll und ganz der Musik hin!«
    »Klingt ja nicht schlecht«, erwiderte Peter mit fragenden Unterton. »Aber was ist daran so außergewöhnlich?«
    »Das Publikum tanzte wie in Trance! Mandy, meine Klassenkameradin, war die Erste auf der Tanzfläche. Je mehr sich der Beat der Musik steigerte, desto mehr verdrehte sie ihre Augen und stieß schrille Laute aus. Sie schien nicht mehr sie selbst zu sein, schwitzte am ganzen Körper und griff ständig mit ihren in die Höhe gestreckten Händen nach unsichtbaren Sternen.«
    »Klingt zwar erstaunlich, aber noch ziemlich im Bereich des Normalen. Unter einem magischen Bann stelle ich mir etwas weitaus Spektakuläreres vor. Wenn beispielsweise –«
    »Du lässt mich ja auch nicht ausreden«, fiel Jeffrey Justus unsanft ins Wort. »Das war ja erst der Anfang! Soll ich fortfahren?«
    Justus nickte stumm.
    »Die Musik, die Norman Hammley auf seinen beiden Plattentellern abspielte, war der pure Wahnsinn! Wärst du dabei gewesen, du hättest mir ohne Zweifel zugestimmt! Mir wurde richtig schwindelig. Der Beat schlug im gleichen Takt wie mein Herz, in meinem ganzen Körper vibrierte der Bass, und plötzlich … plötzlich verspürte ich ein noch nie da gewesenes Glücksgefühl, es war … absolut einzigartig! Und während ich tanzte, beobachtete ich, wie Norman Hammley auf dem Podest hinter seiner Musikanlage stand und mit flinken Fingern die Scheiben scratchte. Und dabei ist mir vollkommen unverständlich, wie er das ohne Kopf hinbekommen hat.«
    »Wie bitte?« Auf Peters Stirn bildete sich eine tiefe Falte. »Wie meinst du das denn?«
    »Ihr wisst es also tatsächlich noch nicht«, schürte Jeffrey die Neugier der Jungs. »Hammley ist hinter seinem Mischpult in eine dunkle Kutte mit einem hohen Stehkragen gekleidet. Doch an der Stelle, an der sich normalerweise sein Kopf befinden müsste, ist nichts zu sehen! Er fehlt … existiert gar nicht!«
    Bob verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen. »Hör schon auf herumzualbern. Ein kopfloser DJ, wie hört sich das denn an! Jeder Mensch hat einen Kopf auf seinem Hals sitzen!«
    »Das musst du mir nicht extra erklären, aber ich habe es ja selbst gesehen!«
    »Aber er muss doch irgendetwas sehen können!? Allein schon, um die Nadeln der Tonarme treffsicher in die Rillen der Scheiben aufzusetzen.«
    »Ich hab keine Ahnung, Peter«, winkte Jeffrey ab. »Was weiß ich. Darum geht es doch auch gar nicht. Das Unfassbare ist doch: Nicht ich habe zur Musik getanzt, sondern die Musik gab mir vor, wie ich mich zu bewegen hatte! Und auf seinem Podest stand der DJ in seiner Teufelskutte und dirigierte uns, als wären wir Marionetten an Fäden. Mandy war seinem Bann willenlos verfallen. Ihr Körper führte exakt jede Bewegung aus, die ihr der DJ wie mit einem unsichtbaren Taktstock in seiner linken Hand vorzugeben schien. Vielleicht hat es auch nur an der Musik gelegen, aber Mandy war in ihrer Euphorie nicht mehr zu bremsen. Mehr und mehr fiel sie beim Tanzen in eine Art Trance, wobei ihre Augen ausschließlich auf Hammley gerichtet waren. Sie himmelte den DJ förmlich an. Und dann geschah es!«
    »Ja was denn, zum Kuckuck?«, drängte Peter ungeduldig.
    »Plötzlich richtete DJ-Hammley seine ausgestreckten Arme in Richtung Mandy, so als wolle er seine ›Anhängerin‹ in die Arme schließen, und dann …« Jeffrey holte tief Luft. »Es war wirklich unheimlich. Mandy schien wie von einer unsichtbaren Energieladung getroffen worden zu sein und sackte mitten auf der Tanzfläche ohnmächtig zu Boden. Sofort wurde ein Rettungswagen gerufen. Aber Mandy, die sich erstaunlich schnell wieder erholt hatte, weigerte sich strikt, von den Sanitätern nach Hause gebracht zu werden. Stellt euch vor: Sie wollte weitertanzen. Und auch die anderen Gäste ließen sich von dem Zwischenfall nicht im Geringsten beeindrucken. Eine irre Stimmung, sag ich euch, wie in einem Hexenkessel! Das müsst ihr euch unbedingt ansehen!«
    »Vergiss es«, entgegnete Justus entschieden. »Die zwanzig Dollar Eintrittsgeld kann ich besser investieren. Ich habe nämlich schon seit Wochen die Anschaffung eines neu erschienenen Kriminallexikons im Auge, für exakt denselben Preis. Obwohl es mich, offen gestanden, reizen würde, mir den kopflosen DJ mal persönlich anzusehen, entscheide ich mich in diesem Fall doch eher für den literarischen Genuss.«
    Jeffrey erhob sich aus dem Sessel. »Das Kriminallexikon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher