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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder
Autoren: Wolfgang Ecke
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habe den Postboten ausfindig gemacht...“
    „Du lieber Himmel, wer hat ihm dann das Ding geschickt?“ Björnson scheint jetzt überhaupt nichts mehr zu verstehen.
    „Derjenige, der die Briefe versandt hat. Es ist der gleiche, der einige Fehler gemacht hat und — der auch diesen kleinen Zettel in der Figur übersehen hat.“
    Bei diesen Worten hat Patò erneut nach der Figur gelangt und zwei Finger in die geheimnisvolle Öffnung gesteckt. Als er sie zurückzieht, kann man einen kleinen zusammengefalteten Zettel erkennen. Er faltet ihn auseinander und hält ihn hoch.
    „Das ist er!“
    „Und was steht darauf?“ fragt interessiert Björnson.
    „Die genauen Werte der einzelnen Steine. Insgesamt hundertneunzigtausend Kronen... In diesem Zusammenhang muß ich mich noch für eine kleine Notlüge entschuldigen.“ Patò lächelt. „Ich bin vorhin in keine Verkehrsstockung geraten, ich war noch für einen Sprung bei Herrn Olaf Anderson...“
    Erikson ist erstaunt. „Anderson, der Edelsteinexperte?“
    „Ganz recht, der Edelsteinexperte. Er war so liebenswürdig, mir mitzuteilen, daß alle diese Steine hier Fälschungen sind. Verständlicher gesagt: wertloses Glas.“
    Diese sensationelle Mitteilung zeigt die unterschiedlichsten Reaktionen.
    Während Detlev Erikson still in sich hineinkichert, leckt sich Torsten pausenlos über die Lippen. In seinem Kopf scheint ein heilloses Durcheinander zu sein.
    Sven Trellen hat sich erhoben und steht jetzt einem Denkmal gleich neben seinem Stuhl. Sein Blick ruht auf Alexander Romas, der mit verkniffenem Mund zur Tür schielt.
    Nur Doktor Björnson zeigt sich wenig beeindruckt.
    „Das kann nur heißen, daß sich Holpert tatsächlich einen Scherz erlaubt hat oder — daß“, und jetzt zeigt er auf Torsten, „Herr Torsten die Steine vertauscht hat!“
    Patò schüttelt verneinend den Kopf. „Nicht er ist der Dieb...“
    In diesem Augenblick läutet das Telefon auf Björnsons Schreibtisch. Der Rechtsanwalt hat schon den Hörer in der Hand, als Patò ihm diesen mit einem um Entschuldigung bittenden Blick aus der Hand nimmt. Und zu den Versammelten gewandt, erklärt er:
    „Dieser Anruf ist für mich. Es ist Herr Steinbach in Köln. Er wird mir in wenigen Sekunden sagen, wem er seinerzeit verraten hat, daß ich für ihn das Krokodil suchen solle. Es wird der gleiche sein, der die Briefe versandt, der die wirklichen Edelsteine gegen die falschen eingetauscht und — der dem armen Herrn Torsten die somit wertlos gewordene Figur zugeschickt hat. Sie entschuldigen bitte einen Augenblick...“ Patò hebt den Hörer und ruft dann laut:
    „Hallo, sind Sie es, Herr Steinbach?---Fein. Zunächst eine freudige Mitteilung, ich habe das Krokodil gefunden... wie? Nein... Jetzt eine Frage, Herr Steinbach. Aber bitte, überlegen Sie genau, bevor Sie antworten. Wem haben Sie gesagt, daß Sie mich für den Fall gewinnen wollten... Aha... am Abend Ihrer Abfahrt nach Deutschland... vom Bahnhof aus... Gut, ich danke Ihnen. Sie können mich morgen wieder in Köln erwarten. Ja, ich rufe Sie an, sobald ich zurück bin... Auf Wiedersehen...!“
    Eine fast schmerzhafte Stille ist im Zimmer. Nur das aufgeregte Atmen weist darauf hin, daß hier eine Anzahl Menschen sitzt, die vor Spannung und Aufregung zittert, schwitzt und bebt.
    Patò legt den Hörer mit einer Vorsicht auf die Gabel zurück, als sei er mit Dynamit geladen.
    „Na und...?“ forscht Alexander Romas schwer atmend.
    „Nun sagen Sie schon den Namen, damit wir wissen, woran wir sind.“
    Leise und jedes Wort eigenartig betonend, beginnt Patò zu sprechen:
    „Der Name, den mir Steinbach nannte, paßt haarscharf zu meinem Verdacht... Als er am Abend nach der Testamentverlesung nach Deutschland zurückfuhr, rief er Herrn Doktor Björnson an. Er teilte ihm mit, daß er beabsichtige, mich in die Sache einzuweihen...“
    Fünf Augenpaare haben sich schlagartig auf den Anwalt gerichtet.
    Björnson ist weiß wie die Wand, während seine Nase plötzlich ganz spitz erscheint. An seinen geballten Fäusten treten die Knöchel kalkweiß hervor. Patò tritt auf ihn zu, und mit eiskalter Stimme spricht er: „Sie waren es, der die Edelsteine unterschlagen hat. Wahrscheinlich sind Sie schon seinerzeit aufmerksam geworden, als Ihnen Holpert die Figur zur Aufbewahrung übergab. Als Sie dann sahen, daß Steinbach keine Ruhe geben würde, kamen Sie auf die wenig geniale Idee, die Briefangelegenheit zu inszenieren...“
    Doktor Björnson ist so heftig
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