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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder
Autoren: Wolfgang Ecke
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Torsten aber scheint am stärksten beeindruckt zu sein. Das nackte Entsetzen steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ächzend schnappt er nach Luft... Patò ist zu Trellen getreten und hat diesem die Aktentasche aus der Hand genommen. Behutsam öffnet er den Verschluß... Björnson hat sich vorgebeugt, um besser sehen zu können...
    Und dann blicken fünf Augenpaare fasziniert auf den Gegenstand, den Patò auf die Schreibtischplatte stellt.
    Es ist das gelbe Krokodil...

    „Wo haben Sie es her, Herr Patò?“ Doktor Björnson sieht fragend den Detektiv an...
    Auch Erikson scheint sich wieder gefaßt zu haben.
    „Ja, sagen Sie es uns... wir haben ein Recht darauf, es zu erfahren...“kräht er und putzt erregt die Gläser seines Klemmers.
    Langsam, jedes Wort betonend, sagt Patò: „Ich fand es vor einer Stunde in einem Geigenkasten...“
    „Und wo befand sich dieser Geigenkasten?“ will Alexander Romas wissen.
    „In einem Haus in der Boggestraße...“ Patò wendet sich Torsten zu, der völlig gebrochen auf seinem Sessel hockt und mit starrem Blick auf seine Schuhspitzen stiert.
    „Na, Herr Torsten, wie wäre es mit einer Auskunft? Die Jagd ist zu Ende...“
    „Ich habe es nicht gestohlen... nicht gestohlen...“ flüstert Torsten so leise, daß es kaum zu hören ist... und immer wieder: „Ich habe es nicht gestohlen... ich habe es nicht gestohlen.“
    Erikson ist plötzlich aufgesprungen. „Sie sind entlassen!“ brüllt er heiser. Doch Torsten reagiert kaum. Nur ein schwaches Nicken deutet darauf hin, daß er Eriksons Worte verstanden hat. „Ein Dieb. Ein ganz gewöhnlicher Dieb...“ Erikson kann sich noch nicht beruhigen.
    Patò hat die Hand gehoben. Langsam setzt sich Erikson wieder hin.
    „Während eines heimlichen Besuchs in der Boggestraße fand ich unter anderem einen verstaubten Geigenkasten. Er enthielt eine schöne Violine. Gestern nun sah ich das gleiche Instrument an der Wand hängen. Aus welchem Grund, fragte ich mich, hängt die Geige plötzlich an der Wand, wenn sie zuvor monatelang oder vielleicht sogar jahrelang im Kasten lag? Nun, ich ging der Sache heute auf den Grund. Während Herr Torsten zu unserer Verabredung ging, durchsuchte ich noch einmal das Haus. Ich fand den Geigenkasten und — darin das gelbe Krokodil.“
    „Ich habe es nicht gestohlen!“ Torsten hat sich wieder gefaßt und sieht Patò offen an. „Ich schwöre es Ihnen, Herr Patò. Man hat es mir zugeschickt.“ Leise fügt er hinzu: „Und da ich durch den Brief wußte, daß die Figur ein Geheimnis barg, habe ich versucht, es zu entdecken... Ich fand es auch. Ich habe aber keine Ahnung, wer mir die Schnitzerei geschickt hat.“
    „Finden Sie, daß das eine besonders gute Ausrede ist, Herr Torsten? Ist es nicht besser, wenn Sie von vornherein ein Geständnis ablegen?“ Doktor Björnson war es, der diese Frage stellte. Es scheint, als wolle er Torsten damit eine goldene Brücke bauen. Begütigend ergänzt er seine Aufforderung: „Vielleicht sieht Herr Patò von einer Strafanzeige gegen Sie ab... Schließlich ist niemand mehr geschädigt. Die Steine sind ja sicher noch alle vorhanden...“
    „Nein!“ Patò sagt es laut und hart.
    Torsten ist aufgesprungen. Beschwörend ruft er: „Ich habe keinen einzigen Stein entnommen... Zugegeben, ich habe sie mir angesehen — aber genommen habe ich keinen... Bitte, überzeugen Sie sich doch!“
    Patò ist an den Schreibtisch Björnsons getreten. Es dauert genau fünf Sekunden, bis Patò den geheimnisvollen Mechanismus gefunden hat. Mit einem hellen Klirren rollen die Steine auf die Schreibtischplatte.
    Romas und Erikson sind an den Schreibtisch getreten. Während ersterer mit glänzenden Augen auf die Pracht sieht, ist Eriksons Gesichtsausdruck eher ein verächtlicher. So, als wolle er sagen: „Und alles wegen dieser Steine.“
    „Bitte, nehmen Sie wieder Platz, meine Herren“, fordert Patò die beiden auf. Erikson und Romas kommen dieser Aufforderung unverzüglich nach. Patò dagegen wendet sich wieder Torsten zu:
    „Zu Ihrer Beruhigung, Herr Torsten, ich habe keine Absicht, gegen Sie Strafanzeige zu erstatten.“
    „Sie glauben mir, daß ich das Krokodil nicht gestohlen habe?“ fragt dieser hoffnungsvoll, und zum ersten Male kehrt die Farbe wieder in seine Wangen zurück.
    „Ja, ich glaube Ihnen...“
    Romas blickt erstaunt auf Patò: „Soll das heißen, daß Sie ihm die Geschichte mit dem angeblich durch die Post zugestellten Krokodil abnehmen?“
    „Sie ist wahr! Ich
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