Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Langsamkeit einen Zettel heraus, der sich bei näherem Hinschauen als Brief entpuppt.
    Mit zwei Schritten ist er bei Erikson und hält ihm das Schreiben unter die Nase.
    „Kennen Sie das, Herr Erikson?“ fragt er laut.
    Erikson ist erschrocken zusammengefahren. Mit fahrigen Bewegungen setzt er sich den Klemmer zurecht und liest... Schon nach wenigen Sekunden antwortet er leise:
    „Ja... den Brief kenne ich...“Und mit einem heiseren Aufstöhnen fragt er: „Aber wie ist denn das nur möglich, ich habe den Wisch doch sofort verbrannt?“ Patò gibt keine Antwort. Diesmal ist es Alexander Romas, dem er das Schreiben unter die Nase hält.
    Mister Romas nickt nur kurz...
    Torsten fährt sich nervös über die Stirn, als er Patò jetzt auf sich zukommen sieht... „Und Sie, Herr Torsten?“
    Torsten versucht den Gleichgültigen zu spielen. Er nimmt Patò den Brief aus der Hand und tut, als würde er ihn aufmerksam lesen. Mit einem lebhaften Kopfschütteln reicht er ihn zurück.
    „Habe ich nie gesehen, Herr Patò!“
    In Patòs Augen blitzt es zornig auf.
    „Lügen Sie nicht, Torsten...! Diesen Brief habe ich aus Ihrem eigenen Papierkorb gefischt!“
    Geschlagen sinkt Torsten in sich zusammen. „Ja...“ flüstert er, „man hat ihn mir zugeschickt..
    „Darf ich mal lesen?“ meldet sich Doktor Björnson zu Wort und streckt die Hand aus. Doch Patò winkt ab.
    „Ich werde Ihnen den Brief vorlesen, Herr Doktor.“ Patò räuspert sich. Dann beginnt er zu lesen:

    „Lieber Freund!
    Sicher wird es Sie interessieren, daß unter Holperts Nachlaß auch eine Figur war, die man kurz das gelbe Krokodil nennt. Die Figur besteht aus Elfenbein und enthält ein Geheimnis: In ihrem Innern sind Edelsteine im Wert von mehreren hunderttausend Kronen verborgen. Felix Steinbach in Köln hat einen Detektiv namens Patò geworben, für ihn das gelbe Krokodil ausfindig zu machen. Er wird morgen in Kopenhagen eintreffen. Haben Sie Interesse, daß dieser Schatz in andere Hände kommt?
    Jemand, der es gut mit Ihnen meint.“

    Patò reicht Björnson lächelnd den Brief zu, den dieser noch einmal mit gerunzelter Stirn überfliegt.
    „Ungeheuerlich...“ sagt er anschließend und fragt Patò: „Und wie geht es weiter?“
    „Es steht fest, daß dieser Brief an mindestens drei Personen abgeschickt wurde. An Erikson, Romas und Torsten. Man spekulierte damit eindeutig auf die Raffgier der Leute...“
    „Es...“ Patò schneidet Erikson das Wort ab.
    „Der Brief wurde den Leuten an dem Tag zugestellt, an dem mir Steinbach den Auftrag gab...“
    Patò bleibt diesmal vor Mister Alexander Romas stehen.
    „Mister Romas war der erste, der sich an der Jagd nach dem gelben Krokodil beteiligte. Er heuerte zu diesem Zweck sogar zwei zweifelhafte Individuen an...“
    Romas senkt beschämt den Kopf. Er könnte sich selbst ohrfeigen, daß er sich auf diese Sache eingelassen hat.
    Patò setzt seine Wanderung wieder fort.
    „Mister Romas gab sich alle erdenkliche Mühe, doch einen Erfolg konnte er leider nicht verzeichnen... Und wie steht es mit Herrn Detlev Erikson?“
    „Ich habe das Krokodil nicht...“ Erikson ist aufgesprungen, er schleudert wild die Arme um sich, „ich habe das Krokodil nicht...“ wiederholt er geifernd, „ich interessiere mich für Möbel... nur für Möbel... ich bin Wissenschaftler... was soll ich mit Geld anfangen...?“
    „Nun, zum Beispiel alte Möbel kaufen“, wirft Doktor Björnson ironisch ein.
    „Sie!!“ faucht Erikson und will sich auf den Anwalt stürzen.
    Mit einem Sprung ist Sven Trellen bei ihm. Er braucht nur eine Hand, um Erikson wieder auf seinen Stuhl zu zwingen... „Nur immer mit der Ruhe, Professorchen...“ brummt er dabei, während ihn Eriksons Augen zu durchbohren versuchen. Er klopft ihm noch beruhigend auf die Schultern.
    „Ob und inwieweit Sie sich bei der Jagd beteiligt haben, ist schwer festzustellen, lieber Herr Erikson...“ meint Patò und ergänzt: „Jedenfalls haben Sie die Figur nicht!“
    „Ich habe nie danach gesucht...“ stöhnt der Angesprochene und lehnt sich erschöpft zurück.
    „Sie können das gelbe Krokodil gar nicht haben. Und ich werde Ihnen auch sagen, warum... Ihnen allen will ich es sagen: Weil ich es habe!“
    Die Bombe ist geplatzt.
    Alle sitzen sie da, als hätte sie der Schlag gerührt.
    Mister Romas hat sich nach vorn gebeugt und stiert mit weiten Augen auf Patò.
    Erikson zupft sich pausenlos am Ohr, während seine Lippen zittern, als ob er etwas sagen wolle.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher