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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gespielt wurde.
    Daß Manolda in so kurzer Zeit von Dakar nach Amsterdam zurückgekehrt sein sollte, kam Dr. Albez selber etwas unwahrscheinlich vor, aber andererseits hatte man Baron v. Pottlach in Dakar verhaftet, weil man seine Angaben als unwahr bewiesen hatte. Zudem war das Telegramm derart kurz und präzise, daß man glauben konnte, Manolda habe in einer wichtigen Angelegenheit schnell handeln müssen.
    Das Telegramm lautete:
    »Sofort nach Amsterdam kommen stop Wichtige Mitteilung unter vier Augen notwendig stop Achtet auf Konkurrenz und deren Beauftragten stop Wohne im Hotel Continental stop Erwarte Sie bestimmt nächste Woche stop Manolda.«
    Dr. Albez stand von seinem Schreibtischsessel auf und wanderte sinnend in der Kajüte hin und her.
    »Was tun?« fragte er leise und spielte an dem Verschluß des Fensters. »Fahre ich nach Amsterdam und tappe in eine Falle, dann habe ich keinen behördlichen Schutz zu erwarten. Verständige ich Selvano, und der bietet in Holland seine Kollegen von der Kriminalpolizei auf, so kann unter Umständen eine wichtige Geheimbesprechung zunichte gemacht werden. Außerdem wird dann die Konkurrenz aufmerksam!«
    Es klopfte. Dr. Albez drehte sich um. Ein Bote von der Brücke trat ein.
    »Ein Telegramm aus Lissabon«, sagte er und gab Dr. Albez einen Zettel. Dann entfernte er sich wieder.
    Mit größtem Erstaunen las Dr. Albez die Meldung, die ihm Selvano durchgab:
    »Von Pottlach beging Selbstmord stop Hinterließ kein Geständnis stop Laufen Sie in Lissabon erst in der Nacht ein stop Selvano.«
    Baron v. Pottlach Selbstmord?!
    Dr. Albez starrte vor sich hin.
    In die Enge getrieben, ohne Ausweg – und dann Selbstmord …
    Prof. Destilliano fiel ihm ein.
    Wurde auch er in die Enge getrieben, ehe er die Pistole in den Mund steckte?
    Was hatte Destilliano zu verbergen? Was konnte ihn, den großen Wissenschaftler, in die Verzweiflung hetzen? Wer war es, der ihn dazu trieb, das letzte Mittel zu ergreifen, um ein Geheimnis zu hinterlassen?
    Welch eine Verbindung besteht zwischen Destilliano und Baron v. Pottlach?! War es etwa Pottlach, der den Professor mit einem Geheimnis erpreßte, bis der Alte an seiner Schuld zusammenbrach?!
    Aber welche Schuld?!
    Dr. Albez wischte sich mit der Hand über die Augen. Dann ging er zum Schreibtisch und nahm ein Blatt Papier aus der Lade.
    Die Möglichkeiten und die Tatsachen mußten zusammengefaßt werden. Aus ihnen mußte sich herausschälen, was der Kern dieser Kette von Mord, Selbstmord und scheinbaren Unfällen gewesen war.
    Und Dr. Albez schrieb:
    1. Destilliano hat einen heimlichen Medikamentenschmuggel
    2. Lager ist in Las Palmas
    3. Geschäftsfreund ist v. Pottlach
    4. Wohnung Vera Cruz auf Teneriffa
    5. Destillianos Selbstmord nach einer Auseinandersetzung mit Anita
    6. Anita verunglückt auf der Fahrt in den Hafen
    7. Manolda verschwindet
    8. v. Pottlach weiß von nichts. Wird wenig später in Dakar verhaftet, wo er mich umbringen sollte (sagt Selvano!)
    9. Manolda taucht in Amsterdam wieder auf
    10. Im Hafen verunglückt ein fremder Mann mit einem Wagen und gefälschter holländischer Nummer. Selvano denkt, es ist Manolda
    11. Die Leiche des fremden Mannes wird aus dem Grab auf Befehl v. Pottlachs gestohlen.
    Dr. Albez starrte auf die Schriftreihen und stützte den Kopf in beide Hände.
    Eine Zusammenstellung ohne Sinn, dachte er. Da gibt es keine Ordnung, da gibt es keine Zusammenhänge, da gibt es weder einen Verdacht noch einen Beweis einer wohlgeknüpften Kette.
    Und doch: da taucht der Name v. Pottlach immer wieder auf. Und Manolda geistert dazwischen wie ein Irrlicht – mal dort – mal hier – aber immer mit allen Beteiligten verbunden!
    Manolda!
    Dr. Albez nickt. Er muß die Zusammenhänge kennen. Er allein!
    Wo auch immer Destilliano und v. Pottlach auftauchten – Manoldas Schatten war dabei – er war der Kurier ihrer Wünsche und ihrer Aktionen.
    Manolda allein mußte wissen, warum Destilliano, Anita und v. Pottlach sterben mußten!
    Auf einmal fühlte Dr. Albez, daß er selbst sich auch in Gefahr befand, denn er allein war der Erbe Destillianos und damit in der grauenhaft logischen Reihe der nächste Todeskandidat, falls Manolda wirklich die unkenntliche, verbrannte Leiche im Polizeischauhaus war!
    Wer aber hatte dann das Telegramm aus Amsterdam geschickt?!
    Dr. Albez starrte auf seinen Zettel. Er sah plötzlich, daß er einem Abgrund entgegengegangen wäre, wenn er nicht die Mühe auf sich genommen hätte, den Fall zu
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