Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
für einen
von diesen herrlich gewandeten königlichen Postreitern. Ich könnte unser
Geschenk zwar rascher liefern, aber um Warchaim soll ich mich nicht kümmern.
Für diese Stadt hat der Meister sich eine andere rechte Hand erkoren, einen
Gaukler und Taschendieb. Wir werden ja sehen, wie weit der Meister ihn zu
führen versteht. Am 26. wird unser auf dem Bachmufest begonnenes Warchaimer
Gaukelspiel um diese Hand bereichert. Am 30. wird es dann pünktlich enden.«
    Â»Fünfzehn Tage für den Fall eines einzigen Mammuts.«
    Â»Mehr als ausreichend, das finde ich auch, mein Freund. Mehr als
ausreichend.«
    Â»Und was machen wir beide in diesen Tagen?«
    Â»Du bleibst hier, bewachst die Geisel und trinkst Nektar, oder was
ihr Bienenmänner sonst so tut, um euch die lange Zeit in kurze Stückchen zu
zerhacken. Ich gehe unterdessen: in die Hauptstadt, um etwas Rundes zu
zerbrechen.«
    Â»Und dann?«
    Â»Kehre ich zurück und hole dich ab. Zwölf Jahre Ruhe. Zwölf Jahre
Frieden. Keine Bäume. Kein Gewimmel. Nur die sanfte Ehrlichkeit der Nägel.«
    Die Stimmen schienen sich entfernt zu haben. Vielleicht war es auch
Eljazokad, der weggedriftet war. Dann aber tauchte Raukar noch einmal auf.
Spähte als zotteliger Umriss in das Loch hinab.
    Â»Heil dich selber, Magier. Uns war nicht danach. Deine Freunde sind
so gute Menschen, die werden dich nicht einfach hier verrotten lassen. Also
halte durch. Hoffe. Beiße. Friss Sand. Trink Regen und ledrigen Tau. Wenn man
dich herausholt, willst du doch sicher erzählen können von Ungerechtigkeit und
hoher Wut.«
    Lachte der Mörder ihn aus? Eljazokad konnte es nicht deuten.
    Aus seinem Unterarm pulste träge das Blut. Nicht abgebunden. Das
Fleisch nicht ausgebrannt. Er würde mehr Energie brauchen, als er überhaupt
aufbauen konnte, um gegen Blutverlust und Wundentzündung anzaubern zu können.
    Zuerst glaubte er noch, dies den beiden Wahnsinnigen mitteilen zu
müssen, bevor sie sich außer Rufweite entfernten. Aber dann winkte er innerlich
ab.
    Was sollte es?
    Sie wollten ihn als Geisel benutzen, um das Mammut in die Knie zu zwingen. Eljazokad kannte den Drohbrief von DMDNGW .
    Genau genommen gab es für ihn jetzt nur noch eine einzige
Möglichkeit, den Plan der Mörder zu durchkreuzen.
    Es war seltsam.
    Er hatte eigentlich schon abgeschlossen gehabt mit seinem Leben, im
Geweihwasserdorf, und auch hinterher, in Anfest, als er Bestar all seine
Papiere mitgab.
    Er hatte gewusst und akzeptiert, dass sein Kreis geschlossen war.
    Doch dann hatten ein paar Tage der Ruhe genügt, um Zweifel aufkeimen
zu lassen. Nach neuen Kreisen zu suchen. Sie zu öffnen, damit es weiterhin
etwas zu tun und zu sehnen gab.
    War so sein Charakter? So einfach zu beschreiben? Niemals vollendet?
Selbst wenn vollendet – dann niemals zufrieden? Konnte dies jemals zu etwas
anderem führen als zu Unruhe und Verwundung?
    Das Abschneiden heilender Hände.
    Eine Warnung.
    Und ein Hilferuf zugleich.
    Eljazokad betrachtete sein ausströmendes Blut. Es machte ihn
schläfrig. Geduldiger. Er erinnerte sich an das, was der Dreimagier ihm in
Warchaim erzählt hatte: Ein jeder trägt ein Licht in sich.
Es ist das Licht, das man auch Leben nennt. Du kannst die Energie dieses
Lichtes nutzen, um deine Magie daraus hervorzuholen, aber vergiss nicht: Es ist
nur logisch, dass dies dein Leben kostet.
    Einzuschlafen war zu langsam. Vielleicht warfen die beiden ab und zu
einen Blick hinab. Vielleicht unterbanden sie dann seine Flucht, indem sie ihn
doch versorgten.
    Würde er die andere Welt wiedersehen? Das rote Himmelsschloss, das
Geweihwasserdorf, die Felder, auf denen Schädel blühten?
    Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich litt er zu wenig Schmerzen, um
die Brücke der brennenden Blumen ein weiteres Mal zu überqueren. Er war ganz
ruhig, beinahe im Reinen mit sich selbst.
    Er fühlte hinein in sein Licht. Dachte nach über das Mammut . Wie kurz die Zeit seines Lebens gewesen war, die
durch das Mammut geprägt wurde, und wie wenig
angenehm eigentlich. Nur in Wandry hatte es ab und zu Spaß gemacht. Ronith und
das Zusammentragen von Spuren. In der Höhle des Alten Königs war es auch stellenweise sehr interessant gewesen. Das Riesenwerden. Der
grauenerregende Weg der Tsekoh. Aber ansonsten: die andauernde Gewalt, das
Ertragen von Strapazen und sogar Folter. Das Mammut war
kein schönes Leben. Eljazokad
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher