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Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Titel: Der Mann Aus St. Petersburg: Roman
Autoren: Ken Follett
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zusätzlicher Patronen in seine Jackentasche. Dann begab er sich ins Blumenzimmer. Er schob den Riegel der zum Garten führenden Tür zurück, öffnete sie leise und trat hinaus.
    Er entfernte sich etwa zweihundert Schritt vom Haus; konnte seine Ungeduld kaum noch zügeln. Dann bog er, immer noch in der gleichen Distanz, nach Süden ab und anschließend nach Osten, bis er direkt gegenüber der Haupteingangstür stand, die sich von der dunklen Wiese aus gut beobachten ließ.
    Er sah den zweiten Wachpolizisten vor dem Säulengang mit den beiden Lampen. Der Mann rauchte Pfeife. Sein Kollege lag bewußtlos oder tot im Hof vor der Küche. Felix konnte die Flammen in den Fenstern der Bibliothek sehen, aber der Polizist war zu weit von dort entfernt und hatte sie noch nicht bemerkt. Jeden Augenblick konnte er auf sie aufmerksam werden.
    Zwischen Felix und dem Haus, etwa fünfzig Meter vom Säulengang entfernt, stand ein großer, alter Kastanienbaum. Felix ging über den Rasen auf ihn zu. Der Polizist schien ungefähr in die Richtung des Baums zu blicken, bemerkte Felix jedoch nicht. Aber das war Felix jetzt ohnehin egal. Falls er mich sieht, erschieße ich ihn einfach, beschloß er. Es spielt keine Rolle mehr. Niemand kann das Feuer aufhalten. Alle werden das Haus verlassen müssen. Und in ein paar Sekunden bringe ich die beiden um.
    Er kam hinter dem Baum hervor, lehnte sich an den Stamm, die Flinte in den Händen.
    Jetzt sah er Flammen in den Fenstern der Speisezimmer.
    Seine Ungeduld wuchs. Worauf warteten die da drinnen?

    Waiden rannte den Korridor entlang bis zum Junggesellenflügel des Hauses und klopfte an die Tür des blauen Zimmers, in dem Thomson schlief. Er trat ein.
    »Was ist los?« ließ sich Thomsons Stimme aus dem Bett vernehmen.
    Waiden knipste das Licht an. »Felix ist im Hause.«
    »Verdammt.« Thomson sprang aus dem Bett. »Wie ist das möglich?«
    »Charlotte hat ihn hereingelassen«, sagte Waiden bitter.
    Thomson zog sich rasch Hose und Jacke an. »Wo ist er?«
    »Im Kinderzimmer. Haben Sie Ihren Revolver?«
    »Nein, aber ich habe drei Leute bei Orlow, wie Sie wissen. Ich werde zwei davon mitnehmen und mir Felix schnappen.«
    »Ich komme mit.«
    »Es wäre mir lieber .«
    »Keine Widerrede!« schrie Waiden ihn an. »Ich will ihn sterben sehen.«
    Thomson blickte ihn seltsam verständnisvoll an und eilte aus dem Zimmer. Waiden folgte ihm.
    Sie gingen den Korridor entlang bis zu Alex’ Zimmer. Der Leibwächter vor der Tür sprang von seinem Stuhl auf und grüßte Thomson. Thomson sagte: »Sie sind Barrett, nicht wahr?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wer ist drinnen?«
    »Bishop und Anderson, Sir.«
    »Lassen Sie sie aufmachen.«
    Barrett klopfte an die Tür.
    Sofort antwortete eine Stimme: »Losungswort?«
    »Mississippi«, sagte Barrett.
    Die Tür ging auf. »Was ist los, Charlie? Ach, Sie sind es, Sir.«
    Thomson fragte: »Wie geht es Orlow?«
    »Er schläft wie ein Baby, Sir.«
    Waiden dachte: Es dauert wieder viel zu lange.
    Thomson sagte: »Felix ist im Haus. Barrett und Anderson, sie begleiten mich und Ihre Lordschaft. Bishop, Sie bleiben im Zimmer. Und überzeugen Sie sich bitte alle zuerst, daß Ihre Pistolen auch geladen sind.«
    Waiden führte sie über den langen Korridor und dann die Treppen hinauf zur Kinderzimmersuite. Sein Herz pochte, und er verspürte wieder jenes seltsam gemischte Gefühl von Furcht und Tatendrang, das ihn früher bei der Löwenjagd ergriffen hatte.
    Er zeigte auf die Tür des Kinderzimmers.
    Thomson flüsterte: »Hat das Zimmer elektrisches Licht?«
    »Ja«, antwortete Waiden.
    »Wo ist der Schalter?« »Links hinter der Tür, in Schulterhöhe.«
    Barrett und Anderson zogen ihre Pistolen.
    Waiden und Thomson stellten sich zu beiden Seiten der Tür, außerhalb der Schußlinie, auf.
    Barrett stieß die Tür auf. Anderson stürmte hinein, und Barrett drückte auf den Lichtschalter.
    Nichts geschah.
    Waiden blickte ins Zimmer.
    Anderson und Barrett durchsuchten das Schulzimmer und das Schlafzimmer. Einen Augenblick später meldete Barrett: »Hier ist niemand, Sir.«
    Im leeren Kinderzimmer war es sehr hell. Auf dem Boden stand eine Schüssel mit schmutzigem Wasser, und daneben lag ein zerknülltes Handtuch.
    Waiden zeigte auf die Schranktür. »Hinter dem Schrank ist noch eine kleine Bodenkammer.«
    Barrett öffnete die Schranktür. Barrett trat ein, die Waffe in der Hand.
    Kurz danach kam er zurück. »Er war hier.«
    Thomson kratzte sich am Kopf.
    Waiden sagte: »Wir müssen
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