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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Wenn sich ihr Verdacht jedoch bestätigte, hatte sie einen Schatz in der Hand. Was auch immer zutraf, sie durfte nichts übereilen.
    Wieder feuchtete sie den Deckenzipfel an und rieb von neuem. Der kühne Schnörkel des Signums ihres Vaters verschwand, dann die grünen Grashalme der Sommerwiese und dann die Grundierung.
    Und dann stieß Lara auf einen dunklen Braunton, wo eigentlich die Leinwand hätte in Erscheinung treten müssen. Ein Buchstabe wurde sichtbar, dann der zweite. Mehr brauchte sie nicht zu wissen.
    „Ist es denn die Möglichkeit“, stieß sie atemlos hervor. „Dann habe ich also recht gehabt.“
    Direkt unterhalb der Füße des kleinen Mädchens, das sie einmal gewesen war, befand sich Rembrandts Signatur. So vorsichtig, wie sie die Flasche geöffnet hatte, verschraubte Lara sie auch wieder.
    „Also, Papa, da hast du also unter einer Kopie meines Porträts das Rembrandtoriginal versteckt“, murmelte sie vor sich hin. „Das konnte wirklich nur dir einfallen!“
    „Sehr clever.“
    Lara wirbelte herum und schaute in das Dunkel der geöffneten Esszimmertür. Sie erkannte die Stimme, und deshalb fürchtete sie sich nicht. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, als der Schatten sich bewegte. Was nun? Wie sollte sie die Situation erklären?
    „Die Cleverness liegt in der Familie, nicht wahr, Lara?“
    „So sagt man.“ Lara versuchte zu lächeln. „Ich werde es dir erklären. Komm aus der Dunkelheit heraus und setz dich zu mir. Es könnte …“ Überrascht hielt Lara inne, als der Besucher ins Zimmer trat. Verständnislos starrte sie auf den Lauf einer kleinen glänzenden Pistole. Sie hob den Blick und sah direkt in klare zartblaue Augen. „Melly, was soll das?“
    „Du bist überrascht. Das freut mich.“ Zufrieden lächelnd richtete Melanie die Waffe auf Laras Kopf. „Vielleicht bist du am Ende doch nicht so findig wie erwartet.“
    „Nimm das Ding runter.“
    „Ich richte den Revolver mit voller Absicht auf dich.“ Melanie senkte den Arm ein wenig, sodass die Waffe nunmehr auf Brusthöhe war. „Und ich werde noch mehr tun, wenn du auch nur eine Bewegung machst.“
    „Melly.“ Noch hatte Lara keine Angst. Sie war verwirrt, ärgerlich, aber noch hatte sie keine Angst vor der Frau, mit der sie aufgewachsen war. „Leg das Ding weg und setz dich. Was tust du überhaupt hier um diese Zeit?“
    „Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens war ich auf der Suche nach dem Gemälde, das du freundlicherweise für mich gefunden hast. Und zweitens wollte ich vollenden, was heute morgen fehlgeschlagen ist.“
    „Heute morgen?“ Lara machte einen Schritt nach vorn, erstarrte aber, als sie das kurze, todbringende Klicken des Abzugs hörte. Sollte der Revolver tatsächlich geladen sein? „Melly …“
    „Ich muss mich wohl etwas verkalkuliert haben, sonst wärst dubereits tot.“ Melanie zuckte mit den Schultern, und die rosa Seide ihres Kleides raschelte hörbar. „Ich kenne mich in den Geheimgängen aus. Denk daran, als wir Kinder waren, sind wir darin herumgekrochen, bevor du dich mit einer kaputten Taschenlampe dort verirrtest. Damals hatte ich die Batterien ausgetauscht. Das habe ich dir nie erzählt, nicht wahr?“ Sie lachte auf, als Lara schwieg. „Heute früh habe ich auch die Geheimgänge benutzt. Als ich wusste, dass du mit Anatole im Atelier bist, ging ich hinunter und schaltete das Hauptventil der Gasleitung an. Den Hahn am Ofen hatte ich schon früher abgebrochen.“
    „Das kann nicht dein Ernst sein.“ Lara fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
    „Ich meine es todernst, Lara!“
    „Warum?“
    „Hauptsächlich des Geldes wegen, natürlich.“
    „Geld?“ Lara wollte auflachen, aber die Kehle war ihr wie zugeschnürt. „Du brauchst doch kein Geld.“
    „Bist du aber klug.“ Jetzt erst erkannte Lara Melanies giftig boshaftes Wesen und fragte sich verständnislos, warum sie das nicht schon früher bemerkt hatte. „O doch, ich brauche Geld.“
    „Aber die Unterhaltszahlung deines geschiedenen Mannes hast du damals abgelehnt.“
    „Er war nicht bereit, mir auch nur einen Cent zu zahlen“, berichtigte Melanie. „Er stoppte sämtliche Zahlungen. Da er mich beim Ehebruch erwischt hatte, waren mir die Hände gebunden, und ich konnte keine Klage gegen ihn einreichen. Er erklärte sich mit einer einvernehmlichen Scheidung einverstanden, damit unser Ruf unangetastet blieb. Mit Ausnahme dieses einen Mals, war ich immer sehr diskret. Stuart und ich sind stets sehr vorsichtig
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