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Der magische Pflug

Der magische Pflug

Titel: Der magische Pflug
Autoren: Orson Scott Card
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verbogen und merkwürdig erscheinen. Doch manche Dinge waren tiefgründiger als die Spuren, die Worte im Gehirn hinterließen; Kleinpeggy brauchte keine Hilfe, um das Baby zu verstehen, welches das Mädchen in den Armen hielt, und die Art und Weise, wie sie am Flußufer stand, wissend, daß sie sterben würde; und welches Grauen sie in der Plantage erwartete, und was sie letzte Nacht getan hatte, um zu fliehen.
    Schau die Sonne dort, drei fingerbreit über den Bäumen. Dieses entflohene schwarze Sklavenmädchen und ihr kleiner Bastard, ein Säugling, ein Junge, ein Mischling. Schau, wie sie am Ufer des Hio stehen, halb verborgen von Bäumen und Sträuchern, und zusehen, wie die weißen Männer mit ihren Stangen die Flöße flußabwärts treiben.
    Die Angst, sie wissen, daß diese Hunde sie nicht können finden, aber bald sie werden Sklavenjäger holen, sehr schlimmes Ding, und wie sie soll je überqueren Fluß mit diesem Babyjungen?
    Sie denkt entsetzliche Gedanken: Ich lasse diesen Babyjungen, ich ihn verstecke in diesem faulen Baumstamm, ich schwimme und stehle Boot und komme hierher zurück. Jawohl, Sir, so soll es sein.
    Aber dieses schwarze Mädchen, dem niemand je beigebracht hat, wie sie Mama sein muß, sie weiß: Eine gute Mama läßt nicht dieses Baby zurück, das immer noch Zwei-Hände-Mal am Tag die Milch der Mama saugen muß. Sie flüstert: ›Gute Mama läßt nicht kleinen Babyjungen zurück, wo alter Fuchs oder Wiesel oder Dachs kommen und kleine Stücke abbeißen und töten. Nein, Ma'am, nicht ich.‹
    Also setzt sich hier mit Baby und sieht Fluß fließen. Könnte ebensogut Meeresufer sein, denn hinüber kommt sie nie.
    Vielleicht weiße Leute ihr helfen? Aber hier am Appalacheeufer hängen weiße Leute die auf, die Sklavenmädchen bei Flucht helfen. Aber dieses entflohene schwarze Sklavenmädchen hören Geschichten auf Plantage, von Weißen, die sagen, besser, wenn niemand niemanden besitzt. Sagen: Dieses schwarze Mädchen hat gleiches Recht wie die Weiße Dame, kann zu jedem Mann nein sagen, der nicht ihr wahrer Ehemann ist. Sagen: Dieses schwarze Mädchen besser kann ihr Baby behalten. Nicht den weißen Boß versprechen lassen, Baby am Abstilltag zu verkaufen, damit Babyjunge in Drydenshire zu Haussklaven heranwächst und Füße des weißen Mannes küßt, wenn der nur ›Buh‹ sagt.
    »Ach, dein Baby hat aber ein Glück«, sagen sie zu diesem Sklavenmädchen. »Dein Junge wird im Herrenhaus eines feinen Lords in den Kronkolonien aufwachsen, wo es immer noch einen König gibt – vielleicht wird er den König sogar eines Tages sehen.«
    Sie nichts gesagt, aber innen gelacht. Sie keinen Wert darauf gelegt, einen König zu sehen. Ihr Pa in Afrika auch König gewesen. Den haben sie totgeschossen. Diese portugiesischen Sklavenhändler zeigen ihr, was es heißt, ein König zu sein: Man stirbt so schnell wie jeder andere und vergießt rotes Blut wie jeder andere, und schreit auf vor Schmerz und Furcht – o ja, wunderbar, ein König zu sein, und wunderbar, einen zu sehen! Glauben die weißen Leute wirklich diese Lüge?
    Ich glaube nicht. Ich sage: Ich glauben. Aber ich lügen. Ich sie nie lassen meinen Babyjungen nehmen. Er Königsenkel! Ich werde ihm sagen, jeden Tag, wenn er aufwächst. Wenn er erst einmal großer König, dann ihn haut keiner mit Stock, oder er hauen zurück. Und niemand nehmen ihm Frau weg und ihr halbweißes Baby, und er nichts tun können, als in Hütte sitzen und weinen. Nein, Ma'am, nein, Sir.
    Also tut sie das verbotene, häßliche, schlimme Ding. Sie stiehlt zwei Kerzen und macht heiß am Kochfeuer, bis ganz weich. Stampft sie wie Teig, stampft Milch von ihrer eigenen Zitze hinein, nachdem Babyjunge gesäugt, stampft auch von ihrem eigenen Speichel ins Wachs, dann drückt und sticht und rollt sie in Asche, bis sie Puppengestalt wie schwarzes Sklavenmädchen hat. Wie sie selbst.
    Dann versteckt sie schwarze Sklavenmädchenpuppe und geht zu Fat Fox und bittet um Federn von diesem großen alten Amselvogel, den er gefangen.
    »Schwarze Sklavenmädchen brauchen keine Federn«, sagt Fat Fox.
    »Ich machen Spielpuppe für meinen Babyjungen«, sie sagt.
    Fat Fox lacht. Er weiß, sie lügt. »Es gibt keine Schwarzfederpuppen. Nie von so was gehört.«
    Das schwarze Sklavenmädchen, sie sagt: »Mein Papa König in Umbawana. Ich weiß alle geheimen Sachen.«
    Fat Fox schüttelt den Kopf, er lacht, er lacht. »Was weißt du schon? Du kannst ja nicht mal Englisch sprechen. Ich gebe dir so
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