Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Lord ihres Herzens

Titel: Der Lord ihres Herzens
Autoren: Christina Brooke
Vom Netzwerk:
nun diesen guten alten Kasten geerbt. Frederick war viel zu früh gestorben, bevor er selbst eine Familie gründen konnte.
    Fredericks Tod war ein Schock für ihn gewesen.
    Der arme Frederick. Man munkelte, dass er während des Liebesakts gestorben war, was Constantine nur noch neugieriger auf die Witwe machte.
    Das war nun wirklich keine schlechte Art zu sterben. Wenn es denn schon sein musste.
    Da er mindestens einen Kopf größer war als die meisten Gäste, konnte Constantine die Menschenmenge mühelos überblicken. Er musterte die Gesichter der Frauen. Wer war die Frau, die er am Fenster gesehen hatte? Sie musste hier im Haus wohnen, doch Lady Roxdale konnte sie nicht sein. Fredericks Witwe war sicher unten in der Halle, um die Trauergäste zu begrüßen. Sie konnte es sich unmöglich erlauben, auf sie herabzublicken wie eine Prinzessin hoch oben im Turm.
    Genau das war es, was ihn so an der Unbekannten reizte. Sie hatte dort oben so distanziert ausgesehen, so einsam, so köstlich unberührbar. Ihr Anblick weckte den Wunsch in ihm, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und ihre nackte Haut mit Küssen zu bedecken, bis sie vor Entzücken bebte.
    Aber sie hatte den Eindruck erweckt, eine ehrbare Frau zu sein, eine jener Frauen, die ihre Röcke nicht einmal dann lüpften, wenn diese in Flammen standen. Solche Damen von angeblich makellosem Ruf waren für ihn seit seiner unglückseligen Affäre mit Amanda tabu.
    Er reichte einem der wartenden Diener Hut und Handschuhe und verzog das Gesicht. Wie viele Leute ihm wohl heute den Rücken zukehren und so tun würden, als gäbe es ihn nicht?
    „Constantine! George!“ Bei dem Klang der schrillen Frauenstimme, die sich über das Gemurmel erhob, blieb George stehen.
    Himmel, dieser Mann besaß wirklich keinerlei Selbsterhaltungstrieb. Constantine ging schnell weiter und tat so, als hätte er nichts gehört.
    Er kannte diese Stimme nur zu gut. Sie gehörte diesem alten Drachen, dieser Vorbotin des Untergangs - seiner Tante Lady Endicott. Die Missbilligung in ihrer Stimme ließ vermuten, dass ihm aus welchem Grund auch immer eine Strafpredigt drohte und er hatte nicht vor, Näheres herauszufinden. Er überließ George seinem Schicksal, ging die Treppe hinauf und durchschritt eine Verbindungstür.
    Die Tür führte in eine lange Galerie, wo altvertraute Gesichter aus goldenen Bilderrahmen missbilligend auf ihn herabblickten. Hier regierten die Schatten seiner Ahnen.
    Es war merkwürdig beunruhigend, dass sich hier in all den Jahren nichts verändert hatte. Nur ein neues Porträt war hinzugekommen. Es zeigte den verstorbenen Frederick Black, den letzten Lord Roxdale. Er wirkte auf dem Bildnis recht bleich und er sah krank aus, trotz aller Versuche des Künstlers, das Bild zu verklären.
    Constantine starrte den langen schmalen Raum entlang. Plötzlich war er wieder klein und spielte hier im Flur mit Frederick Kricket. Damals war es genauso ein regnerischer Tag gewesen wie heute, wo das Feld unter Wasser stand und man meinen konnte, der Regen würde nie ein Ende nehmen.
    Frederick war gerade ein richtig guter Wurf gelungen. Constantine hatte vergessen, wo er war, und schlug den harten Korkball mit aller Kraft zurück. Er konnte den Schlag noch hören, vernahm, wie der Ball eine der Marmorbüsten vom Sockel fegte und die illustre Römernase ihres Ahnen abbrach. Bei der Erinnerung daran musste Constantine lächeln. Er dachte an Fredericks verzweifelte Versuche, den Schaden zu beheben, bevor sein Vater es bemerken und ihnen beiden das Fell über die Ohren ziehen konnte.
    Die Erinnerung an sein letztes Gespräch mit Fredericks Vater war schmerzlich. Constantine schob sie beiseite. Er vermied es, die Augen, die vom Porträt des zehnten Lords auf ihn herabblickten, anzusehen.
    Er wandte sich wieder Frederick zu, seinem Cousin - und früheren Freund. Dann holte er den silbernen Flachmann heraus und prostete dem Bildnis zu.
    „Gott segne dich, alter Junge.“ Er nahm einen Schluck, spürte die Wärme des Brandys, der ihm die Kehle hinunterrann, und sagte: „Ich werde dir beweisen, dass du dich in mir getäuscht hast. Du wirst schon sehen.“
    Doch gleich fiel ihm die Dame am Fenster wieder ein. Zischend stieß er den Atem aus und nahm noch einen Schluck Brandy.
    Was soll’s, dachte er. Schließlich setzte er seine guten Vorsätze selten in die Tat um.

2. Kapitel
    Als sie das alte Musikzimmer betraten, warf Jane Rosamund einen erstaunten Blick zu. Anders als ihre Cousine angedeutet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher