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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel
Autoren: Carter Brown
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Beamter in Uniform kam
herein und reichte mir eine maschinegeschriebene Liste. »Von Mr. Kendall, Lieutenant.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Ein Tempel der Liebe ?« Er sah mich erwartungsvoll an.
    »Wenn Sie nicht machen, daß Sie
hinauskommen, schicke ich Sie zur Schulung für zwei Wochen dorthin, und wenn
Sie zurückkommen, werden Sie den Countysheriff lieben«, drohte ich.
    »Was für ein entsetzlicher
Gedanke!« Er wurde bleich und war plötzlich verschwunden.
    »Gibt’s noch was wegen dieses
Schaffer?« fragte Polnik .
    »Vielleicht redet er schneller,
wenn Sie ihm sagen, er brauche sich wegen der anderen keine Sorgen zu machen,
wir hätten uns bereits um sie gekümmert.«
    »Welche anderen?«
    »Das weiß ich noch nicht«,
brummte ich. »Aber er weiß es jedenfalls mit Sicherheit.«
    »Wenn ich ihn hier
hereinbringen werde, wird er die fünf angeheirateten Cousinen der anderen
aufzählen«, versprach Polnik und donnerte aus dem
Büro, das sich nach seinem Abgang ums doppelte zu erweitern schien.
    Ich begann eben die Liste der
Namen und Adressen auf Kendalls Liste zu lesen, als ich hörte, wie sich mir
eilige Schritte näherten. Als ich aufblickte, sah ich Annabelle dem
Schreibtisch zustreben. Sie trug ein Hemdblusenkleid, das aussah, als ob es
nicht ganz so gut säße wie zuvor, und eine starre weiße Maske da, wo früher ihr
Gesicht zu sein pflegte.
    »Es war keine böse Absicht, irh schwöre es Ihnen«, sagte ich leidenschaftlich. »Ich
wollte nach Ihrer Schulter greifen und traf sozusagen daneben. War es meine
Schuld, daß sich meine Finger in den Rückenausschnitt Ihres Kleides verhakten
und Sie einfach weiterrannten?«
    »Es ist ruiniert!« zischte sie
mich an. »Der ganze Reißverschluß ist kaputt! Ich
habe das Kleid erst vor zwei Wochen erstanden. Siebenundzwanzig Dollar fünfzig —
und dafür das Privileg, mir ein paar abgedroschene Vampirspäße anzuhören und in
meiner Unterwäsche im Büro herumzustolzieren! Ich könnte Sie umbringen, Al
Wheeler, und ich werde das bei erster Gelegenheit auch tun!«
    »Wollen Sie bitte versuchen,
den Sheriff im Rathaus loszueisen?« fragte ich unterwürfig. »Es ist dringend
und diesmal kein Spaß.« ~
    »Haben Sie vielleicht zwei
gelähmte Hände?« erkundigte sie sich in frostigem Ton.
    »Ich habe andere Dinge zu tun.«
    Sie griff nach dem Telefonhörer
und begann zu wählen. Ich sah sorgfältig den Rest der Liste durch. Ich
erwartete mir nicht mehr allzuviel davon, und damit
hatte ich recht. Aber wenn alles richtig lief, konnte die Liste später von
großer Bedeutung sein. Deshalb legte ich sie in die oberste
Schreibtischschublade und hoffte, daß niemand sie zum Pfeifenreinigen benutzen
würde.
    »Er ist für heute weggegangen«,
sagte Annabelle. »Er und der Bürgermeister sind irgendwohin zum Golfspielen
gegangen, aber sie haben niemandem mitgeteilt, wohin.«
    »Trotzdem vielen Dank«, sagte
ich mit durch ein schlechtes Gewissen ausgelöster Höflichkeit. »Noch eins
bitte: Es gibt da einen Friedhof namens Schöne Aussicht, und man verkauft dort Grabstellen von
dreihundert Dollar an aufwärts. Würden Sie dort bitte anrufen und den Leuten
sagen, Sie würden gerne heute nachmittag mit Ihrer
Mutter hinkommen, damit sie sich umsehen könne? Aber sagen Sie den Leuten, die
alte Dame sei eine sehr sensible Person, und so wollten Sie sich erst
vergewissern, daß zu dieser Zeit keine Beerdigungen stattfänden.«
    »Ist das vielleicht wieder
einer Ihrer abgedroschenen Späße?« fragte sie mißtrauisch.
    »Mögen alle meine Blondinen
sich in kahlköpfige Großmütter mit Perücken verwandeln, wenn’s einer ist«,
schwor ich.
    »Na gut!« Sie zog das
Telefonbuch heraus, während ich mir eine Zigarette anzündete und mich düster
fragte, wie groß die Wahrscheinlichkeit sein mochte, daß Cherie Cordover noch am Leben war. Darüber grübelte ich noch immer
nach, als Annabelle den Hörer auflegte.
    »Es ist heute
nachmittag völlig sicher für Mutter«, sagte sie. »Vor morgen vormittag um elf findet keine Beerdigung statt.«
    »Vielleicht schieben sie gegen
Mitternacht doch noch eine ein?« brummte ich. »Wie wär’s, wenn ich Ihnen was
diktieren würde?«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie
der neue Sheriff sind«, sagte sie spöttisch. »Gratuliere allerherzlichst .«
    »Es ist ebenfalls dringend«,
sagte ich mit einer demütig flehenden Stimme, bei deren Ton sich mir der Magen
umdrehte.
    »Na schön!« Sie gab mürrisch
nach, legte einen Stenogrammblock auf die Knie und
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