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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur
Autoren: Stephanie Laurens
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zurechtrückte, stellte er fest, dass ein Gedeck ihr genau gegenüber aufgelegt worden war, am Fuß des Tisches.
    »Ich würde meinen, Sie möchten sich sicher gern mit Ihrem Patenkind unterhalten.« Whitticombe Colby blieb neben Minnies Stuhl stehen. Er lächelte sie salbungsvoll an. »Ich würde ihm gern meinen Platz anbieten …«
    »Das wird nicht nötig sein, Whitticombe«, unterbrach Minnie ihn. »Was würde ich nur ohne Ihre gebildete Gesellschaft anfangen?« Sie sah zu Vane auf. »Du nimmst den Platz am Fuß des Tisches, lieber Junge.« Sie hielt seinem Blick stand. Vane zog eine Augenbraue hoch, dann verbeugte er sich – Minnie zupfte an seinem Ärmel, und er beugte sich zu ihr. »Ich brauche dort einen Mann, dem ich trauen kann.«
    Minnie hatte so leise geflüstert, dass nur er es hatte hören können. Vane nickte leicht mit dem Kopf, dann richtete er sich wieder auf. Als er durch den Raum an das Ende des Tisches ging, betrachtete er die Verteilung der Plätze – Patience hatte bereits den Stuhl links neben seinem angewiesenen Platz besetzt, und Henry Chadwick saß neben ihr. Edith setzte sich Patience gegenüber, während Edgar den nächsten Platz einnahm. Nichts an der Verteilung der Plätze ließ einen Grund für Minnies Bemerkung vermuten. Vane konnte sich nur vorstellen, dass Minnie mit ihrem wachen Verstand glaubte, dass ihre Nichte, die sich im Augenblick gegen ihn gewappnet hatte, wahrscheinlich Schutz vor den Colbys brauchen konnte.
    Und das bedeutete, dass Minnies Bemerkung wahrscheinlich eine tiefere Bedeutung hatte. Vane seufzte insgeheim und nahm sich vor, das herauszufinden, ehe er aus Bellamy Hall floh.
    Der erste Gang wurde serviert, sobald alle ihre Plätze eingenommen hatten. Minnies Köchin kochte vorzüglich. Vane genoss das Essen.
    Edgar begann die Unterhaltung. »Ich habe gehört, dass die Chancen von Whippet beim Guinea-Rennen gut stehen.«
    Vane zuckte mit den Schultern. »Es wird auch eine Menge Geld gesetzt auf Blackamoors Boy, und auch Huntsman wird favorisiert.«
    »Stimmt es«, fragte Henry Chadwick, »dass der Jockey-Club darüber nachdenkt, die Regeln zu ändern?«
    Die folgende Diskussion brachte sogar Edith Swithins dazu, kichernd eine Bemerkung zu machen. »Ihr Männer gebt den Pferden so fantasievolle Namen. Nie hört man Namen wie Goldie oder Muffins oder Blacky.«
    Weder Vane noch Edgar oder Henry wollten diese Richtung des Gesprächs weiterverfolgen.
    »Ich habe gehört«, erklärte Vane gedehnt, »dass der Prinzregent wieder einmal mit den Gläubigern kämpft.«
    »Schon wieder?« Henry schüttelte den Kopf. »Ein Verschwender durch und durch.«
    Unter Vanes unaufdringlicher Führung richtete sich die Unterhaltung auf die letzten exzentrischen Aktivitäten von Prinny, über die sowohl Henry als auch Edgar und Edith eine feste Meinung hatten.
    Zur Linken von Vane herrschte jedoch Schweigen.
    Eine Tatsache, die nur noch dazu beitrug, seine Entschlossenheit zu festigen, etwas gegen Patience Debbingtons offensichtliches Missfallen zu unternehmen. Der Wunsch, sie an der Nase zu ziehen, sie zu einer Antwort zu zwingen, wurde immer größer. Vane hielt sein Temperament unter Kontrolle. Immerhin waren sie nicht allein – noch nicht.
    In den wenigen Minuten, in denen er sich umgezogen hatte, hatte er sich wieder beruhigt, sein Blick hatte sich wieder geklärt. Nur weil er das Gefühl hatte, das Schicksal hätte ihn hier gefangen, unter dem gleichen Dach mit Patience Debbington, war das noch lange kein Grund, die Schlacht für verloren zu halten. Er würde die Nacht über hier bleiben, würde sich mit Minnie und Timms unterhalten und um das kümmern, was Minnie Sorgen machte, und dann wieder verschwinden. Das Unwetter hatte sich wahrscheinlich bis zum Morgen ausgetobt, schlimmstenfalls würde er einen weiteren Tag hier aufgehalten werden.
    Nur weil er das Gefühl hatte, das Schicksal hätte ihm Wasser gezeigt, bedeutete noch lange nicht, dass er es auch trinken musste.
    Natürlich würde er sich auch noch um Patience Debbington kümmern, ehe er den Kies von Bellamy Hall wieder von seinen Stiefeln streifte. Ein heilsamer Schock oder zwei würden genügen – er würde ihr zeigen, dass er wusste, dass ihre eisige Ablehnung nur eine durchsichtige Fassade war.
    Natürlich war er viel zu klug, um die Dinge noch weiterzutreiben.
    Er warf seiner Beute einen Blick zu, stellte fest, dass sie eine reine Haut hatte, sanft, zart, angehaucht von einem leichten Rotton. Während er sie
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