Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers
Autoren: Stephan Harbot
Vom Netzwerk:
abgerechnet!«
    Plötzlich bemerkte er das kalte, feuchte, kreisförmige Ende des Pistolenlaufs an seiner linken Schläfe. Er wollte aufspringen, sich wehren, sich auf seinen Widersacher stürzen, um das nackte Leben kämpfen. Doch er harrte aus. Wie betäubt. Regungslos. Dann hörte er noch, wie der Abzugshahn langsam nach hinten gezogen wurde.

2
    Etwa zur selben Zeit, es war jetzt 23.10 Uhr, kauerte Ernst Littek immer noch auf dem Beifahrersitz eines schwarzen Opel-»Kapitän«, polizeiliches Kennzeichen R 233-499. Der Wagen stand einsam unter einer Baumgruppe am Rande der Rotterdamer Straße, einer stillen Allee, die am rechten Rheinufer aus dem Stadtteil Stockum in den Norden Düsseldorfs führte. Das Gesicht des 18-Jährigen war blutverschmiert, er hatte mehrere Kopfverletzungen erlitten. Es waren mittlerweile einige Minuten vergangen, in denen nichts weiter passiert war, und er hatte auch keine verdächtigen Geräusche mehr gehört. Sie mussten jetzt weit genug weg sein.
    Littek hob vorsichtig den Kopf, blinzelte nach links. Zunächst sah er das viele Blut, das über das Armaturenbrett des Autos gespritzt war, dann den zusammengesackten, leblosen Körper seines Bekannten. Er hatte mit ansehen müssen, wie ihm eine Kugel in den Kopf geschossen worden war. Ohne Vorwarnung. Einfach so. Als der junge Mann versehentlich mit dem Arm an die Leiche stieß und der Kopf des Toten zur Seite sackte, brach er in hysterisches Schluchzen aus. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was sich da ereignet, worauf er sich da eingelassen hatte. Und er musste damit rechnen, dass man ihm unangenehme Fragen stellen, dass man ihn gar ins Zuchthaus stecken würde. Littek packte die nackte Angst, er stürzte aus dem Wagen und rannte weg.
    Nach ca. 800 Metern erreichte er das nächste Gehöft und trommelte mit beiden Fäusten gegen die Tür. Als geöffnet wurde, stammelte Littek nur bruchstückhaft und zusammenhanglos: »Überfall …«, »Wagen …«, »Geschossen …«. Er stand unter Schock. Der Bauer stellte keine Fragen, sondern alarmierte sofort die Polizei. Eine Streifenwagenbesatzung erschien eine Viertelstunde später und brachte den Verletzten ins nächste Krankenhaus.
    Unterdessen war die Rufbereitschaft des 1. Kriminalkommissariats verständigt worden, zuständig unter anderem für »Todesermittlungsverfahren«. Eiligst wurde im Düsseldorfer Polizeipräsidium eine Mordkommission aufgestellt. Während eine Handvoll Ermittler wenig später den Tatort großräumig absperrte und nach Spuren suchte, wurde Littek noch in der Nacht ausführlich vernommen. Die Kriminalisten hofften auf möglichst authentische Angaben, und sie wollten vermeiden, dass der einzige Tatzeuge sich eventuell mit Dritten absprechen konnte. Denn schon zu diesem Zeitpunkt grübelten die Ermittler an dem ungewöhnlichen Umstand, dass nur eines der Opfer getötet worden war. Also konnte das vermeintliche Opfer auch einer der Täter sein – oder den Ermordeten in einen Hinterhalt gelockt haben. Diese Möglichkeiten mussten in Betracht gezogen werden, auch wenn es hierfür noch keine konkreten Anhaltspunkte gab.
    Der Tote konnte schnell identifiziert werden. Es war Dr. Wilhelm Stürmann, wohnhaft gewesen in der niederrheinischen Kleinstadt Velbert. Der 42-jährige Jurist hatte als Rechtsschutz-Sekretär für den Deutschen Gewerkschaftsbund gearbeitet. Littek hatte Dr. Stürmann nach eigenen Angaben »erst einige Tage« vor der Tat in einer Kneipe in Neuss kennengelernt. Der inzwischen sichergestellte Wagen war von jenem Mann, der ehemals als Staatsanwalt selbst Verbrecher gejagt hatte, bei einer Verleihfirma in Velbert gemietet worden. Warum Dr. Stürmann nicht seinen eigenen Wagen benutzt hatte, blieb zunächst fraglich.
    Littek, noch im blutbesudelten blauen Hemd, versicherte in seiner Vernehmung, dass er den Toten nur als »Dr. Martin« gekannt habe, Kosename »Teddy«. Mit weicher und leiser Stimme erklärte der noch recht jugendlich wirkende Hilfsarbeiter, man sei für den Abend am Graf-Adolf-Platz in Düsseldorf verabredet gewesen und mit dem Wagen des Opfers über die Rotterdamer Straße in Richtung Kaiserswerth gefahren. Am Ende der Rotterdamer Straße habe Dr. Stürmann den Wagen angehalten, dann aber, da man sich dort durch einen bereits parkenden Wagen »gestört fühlte«, gewendet und sei ein Stück in Richtung Düsseldorf zurückgefahren.
    Den unmittelbaren Tathergang schilderte er so: »Das Radio lief, wir hörten Musik. Ich sah, wie ein Auto vom
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher