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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht
Autoren: Ruth Rendell
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gesehen. Bis zu ihrem Verschwinden hatte ich nur durch Margaret von ihr gehört, die ständig davon schwärmte, wie phantastisch sie beim Reiten war.«
    Wexford bedachte die beiden mit einem harten, teilnahmslosen Blick. Er versank in tiefes Nachdenken, fügte Puzzleteilchen ein, sortierte Belangloses aus.
    »Sie«, sagte er zu Rushworth, »waren arbeiten, als Stella verschwand. Als John verschwunden ist, waren Sie in Sewingbury und haben auf eine Klientin gewartet, die nicht erschienen ist.« Er wandte sich an Mrs. Rushworth. »Sie haben gearbeitet, als John verschwand. Als Stella verschwunden ist, fuhren Sie mit Ihrem Wagen von ‘Equita’ aus die Mill Lane entlang. Sind Sie an irgend jemandem vorbeigefahren?«
    »Nein«, entgegnete Mrs. Rushworth entschieden. »Paul war noch im Cottage. Ich weiß es genau, denn er hatte Licht gemacht, und - nun, ich will lieber offen sein. Er ist auch bei Margaret Fenn gewesen. Ich bin ganz sicher, denn ihre Haustür stand offen, nur einen Spaltbreit. Ich weiß, er sollte es eigentlich nicht tun, obwohl sie ihre Hintertür immer offenläßt und ihn, als er kleiner war, ermuntert hat, er könne sie besuchen, wann immer er Lust dazu habe. Aber natürlich ist das jetzt anders, jetzt, wo er schon so groß ist, und ich habe es ihm auch immer wieder gesagt...«
    »Lassen Sie nur«, sagte Wexford plötzlich. »Es spielt keine Rolle.«
    »Wenn Sie mit Paul sprechen wollen... Ich meine, wenn es etwas klären würde...?«
    “Ich möchte nicht mit ihm sprechen.« Wexford stand abrupt auf. Er wollte überhaupt niemanden sprechen oder sehen. Er wußte die Lösung. Sie war ihm ganz langsam gedämmert, als Rushworth seine Frau gerufen hatte, und nun blieb ihm nichts zu tun übrig, als sich irgendwo schweigend hinzusetzen und alles neu zusammenzufügen.

21
    »Unser letzter Tag«, sagte Burden. »Wohin möchtest du? Sollen wir eine gemütliche Ausfahrt machen und in einem Pub essen?«
    “Mir ist es gleich. Was du gern möchtest.« Sie nahm seine Hand, legte sie kurz an ihr Gesicht, und dann stürzte es aus ihr heraus, als habe sie die Worte viele Stunden in ihrem Innern zurückgehalten, wo sie brennen und ätzen konnten. »Ich habe ein ganz entsetzliches Gefühl, Mike, so eine Art Vorahnung, daß wir bei unserer Rückkehr erfahren, sie haben ihn gefunden.«
    »John?«
    »Und - und den Mann, der ihn umgebracht hat«, flüsterte sie.
    »Das hätte man uns mitgeteilt.«
    »Aber es weiß keiner, wo wir sind, Mike. Niemand weiß es.«
    Langsam und ruhig erwiderte er: »Es ist besser für dich, wenn du Gewißheit hast. Schrecklicher Schmerz ist besser als schreckliche Ungewißheit.« Aber stimmte das? War für ihn die Gewißheit, daß Jean tot war, besser als die Befürchtung, sie könne sterben? Schreckliche Ungewißheit schließt immer auch schreckliche Hoffnung ein. »Besser für dich«, wiederholte er entschieden. »Und dann, wenn du es hinter dir hast, kannst du dein neues Leben beginnen.«
    “Laß uns gehen«, sagte sie. »Laß uns rausgehen.«
     
    Es war Samstag, und noch immer keine Festnahme.
    »Dieser Ort strahlt eine unbehagliche Ruhe aus«, sagte Harry Wild zu Camb. »Ziemliches Kontrastprogramm zu all der Hektik von dunnemalen.«
    »Was für’n Mal?«
    »Gar keins. Dunnemalen. Damals.«
    »Da dürfen Sie mich nicht fragen. Mir sagt nie einer was.«
    »Das Leben«, meinte Wild, »geht an uns vorbei, mein Lieber. Das Dumme ist, wir waren nicht ehrgeizig. Wir haben uns damit begnügt, mit Amaryllis im Schatten uns zu küssen.«
     
    Camb sah schockiert drein. »Lassen Sie mich da aus dem Spiel«, sagte er, und dann etwas versöhnlicher: »Soll ich mal nachsehen, ob’s Tee gibt?«
     
    Am späten Nachmittag kam Dr. Crocker in Wexfords Büro geschneit. »Sehr friedlich hier, oder? Ich hoffe, das heißt, wir können morgen vormittag Golf spielen.«
    »Mir ist nicht nach Golf«, sagte Wexford. »Ich kann sowieso nicht.«
    »Du mußt doch wohl nicht wieder nach Colchester?«
    »Ich war. Heute vormittag. Scott ist tot.«
    Der Doktor tänzelte zum Fenster hinüber und riß es auf. »Du brauchst ein bißchen frische Luft hier drin. Wer ist Scott?«
    »Das solltest du am besten wissen. Er war dein Patient. Hatte einen Schlaganfall, und jetzt einen zweiten. Willst du’s hören?«
    »Warum sollte ich? Ständig haben irgendwelche Leute Schlaganfälle. Ich komme eben von einem alten Knaben in der Charteris Road unten, der einen hat. Warum sollte ich mich für diesen Scott interessieren?« Er trat
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