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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Camilla Läckberg
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zu zögern. »Ich brauche es nicht.«
    »Bist du dir ganz sicher?« Wieder legte sie die Hände um sein Gesicht, als wollte sie sich seine Züge einprägen.
    Er nickte und schob ihre Hände weg.
    »Ich bin mir sicher, und du musst jetzt los. Das Flugzeug wartet nicht auf dich.«
    Er stand auf und nahm ihren Koffer. Wortlos trug er ihn hinaus zum Auto und verstaute ihn im Kofferraum. Niemand sah sie. Das Stimmengewirr der Gäste vermischte sich mit der Musik, alle hatten etwas anderes im Kopf.
    Vivianne setzte sich ans Steuer.
    »Haben wir das nicht gut gemacht?« Sie blickte am Badis empor, das in der Dämmerung prächtig leuchtete.
    »Verdammt gut.«
    Sie schwiegen. Nach sekundenlangem Zögern streifte Vivianne den Ring ab und reichte ihn Anders.
    »Gib ihn Erling zurück. Er ist kein schlechter Mensch. Hoffentlich findet er irgendwann die Richtige für den Ring.«
    Anders steckte ihn in die Hosentasche.
    »Ich sorge dafür, dass er ihn bekommt.«
    Schweigend sahen sie sich an. Dann schlug Vivianne die Autotür zu und ließ den Motor an. Mit quietschenden Reifen fuhr sie los, und Anders blickte ihr lange nach. Danach ging er langsam die Stufen zum Badis hinauf. Er würde bis zuletzt auf dem Fest bleiben.

E rling bekam langsam Panik. Vivianne war verschwunden. Seit dem Fest am Samstag hatte niemand sie gesehen, und ihr Auto war auch weg. Irgendetwas musste passiert sein.
    Er griff zum Hörer und rief in der Polizeidienststelle an.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte er, sobald er Mellbergs Stimme hörte. Als er wieder keine positive Antwort erhielt, konnte er sich nicht länger beherrschen. »Was unternehmt ihr überhaupt, um meine Verlobte zu finden? Ihr muss etwas zugestoßen sein, da bin ich mir ganz sicher. Habt ihr am Kai schon den Grund abgesucht? Ich weiß ja, dass auch der Wagen verschwunden ist, aber wer sagt denn, dass ihn nicht jemand über den Rand gestoßen hat? Vielleicht saß Vivianne sogar noch drin?« Seine Stimme überschlug sich. Er malte sich aus, wie Vivianne in ihrem Auto eingesperrt war, während um sie herum allmählich das Wasser stieg. »Ich verlange, dass du alle Männer darauf ansetzt, sie zu finden!«
    Er knallte den Hörer auf die Gabel. Ein rücksichtsvolles Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Gunilla schob den Kopf durch die Tür und sah ihn erschrocken an.
    »Ja?« Er wünschte, sie würden ihn alle in Frieden lassen. Er hatte Vivianne den ganzen Sonntag gesucht, und heute Morgen war er nur zur Arbeit gegangen, weil er hoffte, sie würde versuchen, ihn hier zu erreichen.
    »Die Bank hat angerufen.« Gunilla klang ängstlicher als sonst.
    »Dafür habe ich jetzt keine Zeit.« Er starrte das Telefon an. Sie konnte jeden Moment anrufen.
    »Mit dem Konto vom Badis stimmt etwas nicht. Du sollst zurückrufen.«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich keine Zeit habe!«, zischte er, aber zu seinem Erstaunen gab Gunilla nicht auf.
    »Sie möchten, dass du dich sofort meldest.« Sie verschwand in ihrem Zimmer.
    Mit einem tiefen Seufzer griff er erneut zum Hörer und wählte die Nummer seines Ansprechpartners bei der Bank. »Hier ist Erling. Gibt es ein Problem?«
    Er gab sich Mühe, einen beschäftigten Eindruck zu machen. Dieses Telefonat musste so schnell wie möglich erledigt werden, damit die Leitung wieder frei wurde, falls sie anrief. Zerstreut lauschte er dem Bankangestellten, setzte sich jedoch schon bald etwas aufrechter hin.
    »Was soll das heißen, kein Geld auf dem Konto? Dann müssen Sie eben noch mal nachsehen. Wir haben mehrere Millionen überwiesen, und von Vivianne und Anders Berkelin kommt im Lauf der Woche ebenfalls eine größere Summe. Ich weiß, dass viele Lieferanten darauf warten, dass die Rechnungen bezahlt werden, aber es ist ja genug Geld da.« Er verstummte und hörte eine Weile zu. »Sind Sie ganz sicher, dass Sie sich nicht irren?«
    Erling zerrte an seinem Hemdkragen. Plötzlich fiel ihm das Atmen schwer. Als er das Gespräch beendet hatte, überschlugen sich seine Gedanken. Das Geld war weg. Vivianne war weg. Er konnte eins und eins zusammenzählen, er war schließlich kein Idiot, aber er wollte es trotzdem nicht glauben.
    Erling hatte gerade die ersten drei Ziffern der Polizeidienststelle gewählt, als Anders in der Tür stand. Erling starrte ihn an. Viviannes Bruder sah eingefallen und kaputt aus. Zuerst stand er stumm da, dann ging er zu Erlings Schreibtisch und hielt ihm die geöffnete Hand hin. Der Gegenstand darin reflektierte das Licht vom Fenster
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