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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Camilla Läckberg
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jetzt ganz nah und von fern, entschied sich aber wieder, nicht hinzuhören. Sie wollte Sam folgen und zu ihnen gehören. Was sonst sollte sie tun?
    Die Stimme der Frau flehte sie an, doch das Wasser stieg ihr bis über die Ohren, ertränkte alle Geräusche und ersetzte sie durch das Rauschen des Blutes, das durch ihren Körper strömte. Sie ging weiter, während die Wellen über ihrem Kopf zusammenschlugen und der Druck ihre Lungen zusammenpresste.
    Irgendetwas riss sie jedoch nach oben. Die Frau war erstaunlich stark. Sie zerrte sie an die Oberfläche, und Annie spürte Wut in sich aufsteigen. Warum erlaubte man ihr nicht, ihrem Sohn zu folgen? Sie wehrte sich, aber die Frau gab nicht nach und holte sie zurück ins Leben.
    Zwei andere Hände packten ihren Körper und zogen sie hoch. Ihr Kopf durchbrach die Wasseroberfläche, und ihre Lungen füllten sich mit Sauerstoff. Annie stieß einen Schrei aus, der bis zum Himmel hallte. Sie wollte wieder ins Wasser, wurde aber an Land geschleift.
    Dann waren die Frau und der Junge verschwunden. Und Sam.
    Annie spürte, wie sie hochgehoben und weggetragen wurde. Sie gab auf. Sie hatten sie doch gefunden.
    Das Fest dauerte den ganzen Abend und die halbe Nacht. Man hatte gut gegessen, der Wein war in Strömen geflossen, Ehrengäste und Einheimische hatten sich gemischt, und auf der Tanzfläche waren neue Bekanntschaften geknüpft worden. Mit anderen Worten: eine äußerst gelungene Veranstaltung.
    Vivianne ging zu Anders, der am Geländer lehnte und die tanzenden Paare beobachtete.
    »Wir müssen bald los.«
    Er nickte, aber irgendetwas an seinem Gesichtsausdruck verstärkte ihre innere Unruhe noch.
    »Komm jetzt.« Sie zupfte ihn am Arm, und er folgte ihr, ohne ihr in die Augen zu sehen.
    Sie hatte ihren Koffer in einem der Zimmer untergebracht, die nicht mit Ehrengästen belegt waren, und stellte ihn an die Tür.
    »Wo ist dein Koffer? Wenn wir nicht in zehn Minuten losfahren, verpassen wir den Flug.«
    Wortlos setzte er sich aufs Bett und starrte zu Boden.
    »Anders?« Krampfhaft hielt sie ihre Handtasche umklammert.
    »Ich liebe dich«, flüsterte Anders. Seine Worte hatten plötzlich einen beängstigenden Klang.
    »Wir müssen los.« Insgeheim wusste sie, dass er nicht mitkommen würde. In der Ferne wummerte immer noch die Musik.
    »Ich kann nicht.« Er blickte auf. Seine Augen waren voller Tränen.
    »Was hast du getan?« Sie wollte die Antwort gar nicht hören, hatte Angst, dass ihre schlimmsten Ahnungen sich bewahrheiten würden, aber die Frage war ihr gegen ihren Willen entschlüpft.
    »Getan? Meine Güte, denkst du etwa, ich hätte …?«
    »Etwa nicht?« Sie setzte sich neben ihn auf das Bett.
    Anders schüttelte den Kopf und begann zu lachen. Gleichzeitig wischte er sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. »Mein Gott, Vivianne. Nein!«
    Die Erleichterung war riesig, aber nun verstand sie umso weniger, worum es eigentlich ging.
    »Warum?« Vivianne legte ihrem Bruder den Arm um die Schultern, und er lehnte sich an sie. Viele Erinnerungen wurden geweckt. Wie oft hatten sie so nebeneinander gesessen und die Köpfe zusammengesteckt.
    »Du weißt, dass ich dich liebe.«
    »Ja, das weiß ich.« Und plötzlich begriff sie. Sie richtete sich auf, um ihn ansehen zu können. Zärtlich nahm sie sein Gesicht in die Hände. »Brüderchen, du hast dich verliebt.«
    »Ich kann dich nicht begleiten.« Wieder füllten sich seine Augen mit Tränen. »Wir haben einander versprochen, immer zusammenzuhalten. Aber diese Reise musst du ohne mich machen.«
    »Wenn du glücklich bist, bin ich es auch. So einfach ist das. Ich werde dich furchtbar vermissen, aber ich wünsche dir nichts mehr als ein eigenes Leben.« Sie lächelte. »Du musst mir allerdings verraten, wer es ist. Sonst kann ich nicht fahren.«
    Er nannte einen Namen, und sie sah eine Frau vor sich, mit der sie beim Projekt Badis zu tun gehabt hatten. Wieder lächelte sie.
    »Du hast einen guten Geschmack.« Sie schwieg einen Augenblick. »Du wirst einiges zu erklären haben und Rede und Antwort stehen müssen. Soll ich dich wirklich damit allein lassen? Wenn du möchtest, bleibe ich.«
    Anders schüttelte den Kopf.
    »Ich will, dass du fährst. Du sollst auch für mich in der Sonne liegen und das Leben genießen. Ich werde wahrscheinlich für eine Weile wenig frische Luft bekommen, aber sie weiß Bescheid und hat mir versprochen, auf mich zu warten.«
    »Was ist mit dem Geld?«
    »Das gehört dir«, sagte er, ohne
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