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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
Autoren: Denise Mina
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Kuss der Pistole löste sich von seinem Hals.
    Erleichterung und Hoffnung flackerten in ihm auf. Terry holte tief Luft, Adrenalin rauschte durch ihn hindurch, die Aufregung prickelte ihm bis in die Fingerspitzen. Er lauschte der Bewegung der Füße, wartete auf den Schritt Richtung Kofferraum.
    Die Mündung konnte er nicht an seiner Schläfe spüren, denn sie berührte ihn nicht. Und das kalte metallische Knallen des Pistolenschusses, das durch die Nacht und über die schlammigen Felder hallte, hörte er nicht mehr.
    Dort, wo sein Körper hinfiel, stoben ein paar spitze schwarze Steinchen auf.
    Der Mann sah herunter, sah, wie sich das Blut unter dem Sack sammelte, und beobachtete, wie es in die Erde sickerte.
    Da er ihn für tot hielt, setzte er einen Fuß auf Terrys Hüfte und stieß den nackten Körper in den Graben am Straßenrand.
    Terrys Leichnam klatschte in das plätschernde Rinnsal. Durch die Drehbewegung des Körpers schlug einer seiner fleischigen Arme zur Seite aus; die zur Faust geballten Finger öfneten sich anmutig wie eine Blüte.
    Terrys Mörder griff nach seinem Zigarettenpäckchen, überlegte es sich anders und ließ die Hand an seiner Seite sinken. Er war müde.
    Der warme Sommerwind ließ die Grasspitzen am Bachufer zittern. Auf dem dunklen Feld dahinter erhob sich zwitschernd ein kleiner brauner Vogel vom Boden, kreiste und flog auf die gelben Lichter des kleinen, weit entfernt am Hang liegenden Cottage zu.
    Im Wassergraben entkrampfte sich Terrys Leiche. Eine kurze Weile lang hielt sein weißer Oberschenkel den Strom auf und staute das Wasser, bis es sich einen Weg über seine Leistenbeuge und Hüfte hinweg gebahnt hatte und seinen Fluss fortsetzte.
    Allmählich fügte sich Terry Hewitts Leichnam in die Landschaft, als wäre er ein natürlicher Teil von ihr, und die Welt nahm ihren Lauf.

2
Kommen Sie gut heim
    Gebückt machte Paddy einen Schritt vom Sessel Richtung Fernseher, stellte STV ein und setzte sich wieder. Immer noch Werbung. Dub lag mit seinem sportlich schlanken Körper über die gesamte Sofalänge ausgestreckt und grinste träge und wohlig.
    »Das ist für mich der Höhepunkt der Woche. Der wunderbare Moment kurz bevor die Musik einsetzt und diese grottenschlechte Sendung anfängt.« Er schob die Hand unter sein T-Shirt und kratzte sich träge am Bauch. Sie tat, als würde sie die festen Muskeln an seinem flachen Bauch gar nicht sehen. Das tat sie oft.
    »Es wird immer schlechter, oder?«, sagte sie mit Blick auf den Fernseher.
    »Nein.« Dub hob einen Finger, um sie zu korrigieren. »Es wird immer unterirdischer.«
    Als endlich schrill und hektisch die Titelmelodie einsetzte, grinsten beide einträchtig den Bildschirm an. Es folgte die Titeleinblendung: George H. Burns’ Saturday Night Old Time Variety Show. Die Grafik war bei Monty Python’s Flying Circus geklaut und trotzdem noch das Originellste an der gesamten Sendung. Ein Klopfen an der Wohnungstür ließ sie hochschrecken. Dub setzte sich auf und sah in den Flur hinaus. »Das wird er doch nicht sein, oder?«
    »Das bezweifle ich«, sagte Paddy und stand betont lässig auf. »Dreh dich aber nicht um, nur für den Fall, dass er’s doch ist.«
    Sie tat, als sei es ihr egal, ob es George Burns war, doch als sie alleine in dem großen Flur stand, zupfte sie ihren Schlafanzug zurecht und schüttelte sich die Haare auf. Sie öffnete die Tür.
    Der Mann im Gang wirkte schüchtern. Er trug eine John-Lennon-Brille in seinem jungen Gesicht und sein Haar war im Nacken strafzu einem dicken Pferdeschwanz gebunden. Bezeichnenderweise hielt er einen Notizblock und einen gezückten Kugelschreiber in der Hand.
    »Hallo, entschuldigen Sie die Störung, ich bin Steven Curren …«
    Weil ihr die grell gestrichenen Flurwände und die unordentlich aufgestapelten Kisten peinlich waren, schlug Paddy die Tür bis auf einen kleinen fünf Zentimeter breiten Spalt wieder zu. Wahrscheinlich war er nur der Erste von vielen, die noch kommen würden. Wahrscheinlich sollte sie sich lieber gleich daran gewöhnen. »Für wen arbeitest du?«
    »Sunday Mail«, sagte er mit ein wenig Stolz in der Stimme. »Wann wird Callum Ogilvy entlassen? Wird er bei Ihnen wohnen?«
    Sein Akzent war weich und rund. Edinburgh oder England, dachte Paddy, vielleicht aber auch ein Schotte, der in England zur Schule gegangen ist.
    »Mann«, sagte sie, flüsternd wegen der Nachbarn, »verpiss dich.«
    »Kommen Sie schon, Miss Meehan. Sie müssen wissen, wann er entlassen wird. Und
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