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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Autoren: James Fenimore Cooper
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kann man historisch im Kontext von irokesischen Machtstrukturen lesen. Meist wird sie jedoch literaturgeschichtlich als zentrales Element des Schauerromans interpretiert – als Zugriff des Bösewichts auf sein unschuldiges Opfer. Cora stirbt schließlich durch das Messer eines Huronen, und Magua erdolcht Uncas von hinten. Symbolträchtig ist auch Maguas Tod: Hawk-eye erschießt ihn beim Sprung über den Abgrund. Uncas und Cora können erst im Tod und auch nur vor indianischen Augen vereint werden.
    Dieses mythische Ende, das die Verdrängung der indianischen Bevölkerung als teleologisch unausweichlich erscheinen lässt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Roman grundlegend dialektisch funktioniert und alle literarisch etablierten Gegensätze von blond und dunkel, gut und böse, fortschrittlich und reaktionär nicht nur bedient, sondern zugleich auch unterwandert. Hawk-eye, aus The Pioneers als ethisches Gewissen bekannt, ist nun, wie D. H. Lawrence einst bemerkte, ein Killer. Der Bösewicht hat ein Ziel, das auch jenseits persönlicher Rache liegt. Und die Verhinderung von ›Rassenmischung‹ ist zugleich kraftvoll und fragil.
    Coopers Roman inspirierte Honoré de Balzac und Alexandre Dumas (den Älteren) ebenso wie Karl May und diverse Filmregisseure. Michael Manns Kinohit von 1992 schreibt den historischen Konflikt zu einem Vorboten des Unabhängigkeitskrieges um und macht die Grenzgänger zu Zukunftsträgern. Nur der indianisch erscheinende Natty und die teils afrikanische Cora überleben: Ihre geglückte Liebe kennzeichnet eine multikulturelle Wende in der Nachwirkung des Romans.
Barbara Buchenau
Aus: Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold (ISBN 978-3-476-04000-8). – © der deutschsprachigen Originalausgabe 2009 J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart (in Lizenz der Kindler Verlag GmbH).

Aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur:
    James Fenimore Cooper
Geb. 15.9.1789 in Burlington, New Jersey;
gest. 14.9.1851 in Cooperstown, New York
    »As property is the base of all civilization, its existence and security are indispensable to social improvement«, so beginnt eines der Kapitel in James Fenimore Coopers The American Democrat (1838). C., der zu Lebzeiten als der führende amerikanische Romancier galt und als einer der meistgelesenen Schriftsteller weltweit, ist heute fast nur noch wegen seiner Lederstrumpf-Romane bekannt, mit denen er das Vorbild für den Wildwestroman lieferte. Doch selbst in diesen Büchern ist die Frage nach dem Besitz des Landes, seiner rechtmäßigen oder unrechtmäßigen Inbesitznahme und dem verantwortungsvollen Umgang mit ihm und seinen Geschöpfen ein zentrales Thema.
    C. kam schon als Kleinkind nach Cooperstown im damals noch recht wenig erschlossenen oberen Staat New York, in einen Ort, den sein Vater, ein neureicher Bodenspekulant, kurz zuvor gegründet hatte. Hier verbrachte C. insgesamt mehr als die Hälfte seines Lebens. Der Familiensitz bedeutete ihm so viel, dass er ihn später zurückkaufte, nachdem er durch die Misswirtschaft seiner Brüder verlorengegangen war. C.s Vater schickte ihn 1806 zur See, nachdem er wegen ungebührlichen Verhaltens vom Yale College verwiesen worden war. 1808 trat C. in die Kriegsmarine ein, die er 1811 wieder verließ, um Susan De Lancey zu heiraten, eine Frau aus seinen eigenen Gesellschaftskreisen. Die ungewöhnlich glückliche Ehe sollte ihm auch in schwierigen Zeiten Halt geben. Zur Schriftstellerei kam C. erst mit 30 Jahren, nachdem die ökonomische Grundlage seines Lebens als konservativer Gentleman zusammengebrochen war. Sein erster Roman, Precaution (1820), war ein wenig überzeugendes Zufallsprodukt in der Nachfolge Jane Austens, deren technische und stilistische Perfektion er nie erreichen sollte. Aber schon der zweite, The Spy (1821; Der Spion , 1824), übertrug erfolgreich Sir Walter Scotts Modell des historischen Romans auf das Amerika des Unabhängigkeitskrieges und startete C.s Karriere als erster und zunächst überaus populärer amerikanischer Berufsromancier. Bis 1850 folgten weitere 30 Romane, ein Drama, mehr als ein Dutzend nichtfiktionale Bücher, darunter mehrere Biographien, eine lange als Standardwerk geltende Geschichte der amerikanischen Marine sowie fünf Reisebücher über seinen Europa-Aufenthalt 1826–33 (nominell als Konsul in Lyon). C.s Vielseitigkeit und Innovationskraft waren bemerkenswert.
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