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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Autoren: James Fenimore Cooper
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Schöpfungsgeschichte bekräftigen dürfte.
    Die Weißen haben durch ihre Verstümmelung der Namen viel dazu beigetragen, die Überlieferungen der Ureinwohner noch mehr zu verdunkeln. So wechselte bei ihnen der Name auf dem Titel dieses Buches bald in Mohicanni, bald in Mohikans oder Mohegans; die letzte Form ist bei den Weißen die gewöhnlichste. Wenn man sich erinnern will, dass die Stämme des Landes, welches der Schauplatz der folgenden Erzählung ist, im Munde der Holländer (die sich zuerst in New York ansiedelten), der Engländer und Franzosen stets wieder anders klangen, und wie sogar die Indianer nicht allein ihren Feinden, sondern auch sich selbst häufig verschiedene Namen gaben, so ist die Verwirrung leicht erklärt.
    In den folgenden Blättern werden die Namen Lenni, Lenapen, Delawaren, Wapanachki und Mohikaner von einem und demselben Volke oder von Stämmen desselben Volkes gebraucht. Die Mengwe, die Maquas, die Mingos und die Irokesen, obgleich nicht durchaus identisch, werden von den Sprechern häufig identifiziert, da sie politisch miteinander verbunden und Feinde der vorher genannten Völkerschaften waren. Mingo war ein Hauptschimpfwort, ungleich heftiger als Mengwe und Maqua. Oneida ist der Name eines besonderen und mächtigen Stammes aus diesem Bunde.
    Die Mohikaner waren Herren des Landes, welches in diesem Teile des Kontinents von den Europäern zuerst in Besitz genommen wurde. Sie wurden daher auch zuerst vertrieben, und das anscheinend unvermeidliche Los aller dieser Völker, welche den Fortschritten oder vielmehr den Übergriffen der Gesittung bis zum Verschwinden weichen mussten wie das Grün ihrer Heimatwälder dem schneidenden Froste – haben wir als bereits erfüllt betrachtet. Es bleibt historische Wahrheit genug in dem Gemälde, um diese Freiheit zu rechtfertigen. Am Schlusse dieser Einleitung wird es an der Stelle sein, über einen wichtigen Charakter dieser Geschichte, der auch in drei anderen Erzählungen desselben Verfassers eine bedeutende Rolle spielt, noch einige Worte zu sagen. Ein Kundschafter in den Kriegen, welche England und Frankreich um den Besitz des amerikanischen Festlandes führten; ein Jäger in jenen Zeiten der emsigsten Tätigkeit, die dem Frieden vom Jahr 1783 unmittelbar folgten; endlich ein einsamer Streiter in den Prärien, nachdem die Politik der Freistaaten jene endlosen Öden dem Unternehmungsgeiste ihrer halbzivilisierten Abenteurer geöffnet hatte, die zwischen Gesittung und Barbarei die Mitte hielten – ein solches Individuum zu schildern, heißt mit Hilfe der Dichtung einen Zeugen für die Wahrheit jener wunderbaren Umwandlungen aufstellen, welche die Fortschritte der amerikanischen Nation bis zu einer vorher nie gekannten Höhe bezeichnen – Fortschritte, für welche Hunderte von Lebenden dasselbe Zeugnis ablegen könnten. In diesem Punkte hat unsere Dichtung nicht das Verdienst einer Erfindung.
    Über den fraglichen Charakter hat der Verfasser weiter nichts zu sagen, als dass er einen Mann von natürlicher Gutmütigkeit zeichnen soll, welcher den Versuchungen des zivilisierten Lebens entrückt, dennoch die Vorurteile und Lehren desselben nicht ganz vergessen hat: Einen Mann, der an die Sitten und Gewohnheiten des Naturzustandes gewiesen, durch dieses Band mehr gewinnt als verliert, und die Schwächen wie die Vorzüge seiner Lage sowohl als seiner Geburt zutage legt. Der Verfasser wäre vielleicht der Wirklichkeit näher geblieben, wenn er ihn sittlich weniger hochgestellt hätte; aber das Gemälde hätte an Interesse verloren, und die Aufgabe des Romanschreibers ist, dem Ideale der Poesie möglichst nahe zu kommen. Nach diesem Bekenntnis braucht er kaum noch hinzuzusetzen, dass bei der Auffassung und Ausstattung dieser selbst geschaffenen Persönlichkeit kein individueller Charakter zugrunde lag. Der Verfasser glaubte der Wahrheit genug geopfert zu haben, indem er die Sprache und die dramatische Haltung beibehielt, derer die Rolle bedurfte.
    Was die Örtlichkeit anbelangt, so hat der Schauplatz der folgenden Erzählung, seitdem die angedeuteten historischen Ereignisse stattgefunden haben, sich so sowenig verändert, als nur irgendein Distrikt von gleichem Umfang in dem ganzen Gebiete der Vereinigten Staaten. Moderne, gut eingerichtete Badeanstalten finden sich jetzt an der Quelle, wo Falkenauge haltmachte und trank: Straßen durchschneiden die Wälder, wo er und seine Freunde sogar pfadlos wandern mussten. An den Fällen des Glenn liegt ein
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