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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst
Autoren: Laura Beck
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Gelegenheit, sich wiederzusehen. Ich werde auch dort sein. Und da ich dich kenne und weiß, dass du Überraschungen nicht liebst, dachte ich, ich rufe vorher mal an.«
    »Wie rücksichtsvoll von dir«, sagte Elisabeth.
    »Das war ich doch immer«, erwiderte Michelle. Ihre Stimme klang weiterhin, als würde ihr das Ganze riesigen Spaß machen. »Und du musst gar nicht so muffelig sein. Es war nicht meine Schuld.«
    »Das ist eine streitbare Ansicht«, erwiderte Elisabeth.
    »Und wir sind nicht vor Gericht.« Michelle lachte. »Du hast dich wirklich kein bisschen verändert!«
    »Ich habe keine Zeit für so was«, entgegnete Elisabeth. »Ich muss arbeiten.«
    »Wie alle anderen auch«, hielt Michelle dagegen. »Aber ich habe gehört, dass deine Kanzlei sehr erfolgreich ist. Das heißt: du. Und ich habe auch gehört, dass du demnächst heiraten wirst?«
    »Wir sind hier nicht in einer Game Show«, erwiderte Elisabeth frostig. »Du musst nicht jeden deiner Sätze mit einem Fragezeichen versehen.«
    Michelle lachte. »Wer ist denn die Glückliche?«, fragte sie. »Eine Kollegin von uns?«
    »Du hast eben mit ihr gesprochen«, sagte Elisabeth.
    Kurz war es still in der Leitung. »Sehr nette Stimme«, sagte Michelle dann. »Wenn sie auch so aussieht: Herzlichen Glückwunsch.«
    »Sie sieht noch viel besser aus«, sagte Elisabeth. »Weil sie in der Kanzlei so wenig zu tun hat, arbeitet sie nebenher noch als Model.«
    Wieder lachte Michelle. »Du musst nicht angeben. Ich will nicht mit ihr in Konkurrenz treten. Und ich bin überzeugt, dass sie gut aussieht. Du hattest schon immer einen Blick für schöne Frauen. Wahrscheinlich suchst du auch deine Anwaltsgehilfinnen nach diesem Prinzip aus. Schließlich verbringt ihr viel Zeit miteinander.«
    »Was willst du?«, fragte Elisabeth. »Warum rufst du wirklich an? Es hätte auch gereicht, wenn wir uns auf dem Kongress gesehen hätten.«
    »Wie gesagt: Ich wollte dich vorbereiten«, sagte Michelle, nun nicht mehr so amüsiert. »Wenn wir uns nach fünfzehn Jahren wiedersehen, sollten wir uns nicht gleich an die Gurgel gehen.«
    »Das hatte ich nicht vor«, sagte Elisabeth. »Ich kann mich durchaus beherrschen.« Im selben Moment kam ihr allerdings zu Bewusstsein, dass das eine Lüge war. Bei Lara hatte sie sich nicht beherrschen können.
    »Freut mich zu hören«, sagte Michelle. »Das habe ich anders in Erinnerung.«
    »Das war –« Elisabeth schnappte nach Luft. »Du hast mich provoziert!«
    »Oh ja, ich weiß«, erwiderte Michelle in einem flirtenden Tonfall. »Ich habe dich immer zu allem provoziert. Du hattest nie etwas damit zu tun.«
    »Wenn sonst nichts ist . . .«, brummte Elisabeth. »Ich habe eine Menge Arbeit hier vor mir liegen.«
    »Ich auch«, sagte Michelle. »Und trotzdem erübrige ich Zeit für dich. Könntest du das nicht einmal in deinem Leben schätzen?«
    Elisabeth lehnte sich zurück. »Du bist noch genauso hartnäckig wie früher.«
    »Das ist Teil meines Erfolges.« Michelle lachte. »Und ich wette, deines auch. Darin unterscheiden wir uns wohl nicht sehr.«
    Elisabeth räusperte sich. »Es freut mich, dass es dir gutgeht.«
    »Tatsächlich?« Elisabeth konnte fast sehen, wie Michelle die Augenbrauen hob. »Du gönnst es mir?«
    »Bitte, Michelle . . .«, Elisabeth lehnte sich vor, als säße sie Michelle gegenüber. »Das habe ich immer getan. Natürlich freut es mich, dass du anscheinend erreicht hast, was du wolltest.«
    »Nicht alles«, sagte Michelle.
    »Es gibt Dinge, die kann man nicht erzwingen«, sagte Elisabeth. Sie biss sich auf die Lippe. Ja, genauso war es. Und sie wollte es trotzdem. Michelle erinnerte sie daran, wie so etwas enden konnte.
    »Nein, kann man nicht«, sagte Michelle. »Das müssen wir wohl alle akzeptieren. Ich musste es jedenfalls.«
    »Wenn du nur die alten Geschichten aufwärmen willst, sehen wir uns wohl besser nicht wieder«, bemerkte Elisabeth scharf.
    »Elli . . .« Michelles Stimme klang weich. »Bitte, lass uns nicht streiten. Das haben wir oft genug getan. Lass uns nicht da wieder anfangen, wo wir aufgehört haben. Ich dachte, wir könnten uns unterhalten wie gute, alte Freundinnen. Wir hatten nicht nur schlimme Zeiten, auch schöne. Daran denke ich oft.«
    Elisabeth entspannte sich und lehnte sich wieder bequem zurück. »Ja, die hatten wir«, stimmte sie zu, und tatsächlich klang ihre Stimme auf einmal ganz anders als zuvor, anders, als sie seit langer Zeit geklungen hatte. »Die hatten wir
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