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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst
Autoren: Laura Beck
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wirklich.«
    Das Telefongespräch schien länger zu dauern, denn als Lara eine Weile später einen Mandanten zu Elisabeth durchstellen wollte, war immer noch besetzt. Sie musste dem Mandanten sagen, dass Elisabeth beschäftigt war und jetzt nicht mit ihm reden konnte.
    Sie fragte sich, was Elisabeth so lange mit dieser Frau zu besprechen hatte. Normalerweise war Elisabeth eher knapp am Telefon, sie telefonierte nicht gern. Wenn es mehr zu besprechen gab, vereinbarte sie einen Termin oder ließ Lara einen vereinbaren.
    Wer war diese Frau? Lara runzelte die Stirn. Sie hatte sie zwar im ersten Moment mit Deborah verglichen, aber die Stimme dieser Michelle hatte ganz anders geklungen. Nett. Freundlich. Nicht übermäßig von sich eingenommen und schon gar nicht überkandidelt. Lara hatte selten so eine angenehme, sympathische Stimme gehört.
    Und das denke ich von einer Frau, mit der Elisabeth schläft! Sie war von sich selbst überrascht. Aber sie war nicht eifersüchtig auf Elisabeth. Das war vorbei. Es gab nichts mehr, worauf sie hätte eifersüchtig sein können.
    Sie dachte kurz daran, sich in das Gespräch einzuschalten. Das war kein Problem über ihre Telefonanlage, sie war die Herrin über alle Verbindungen. Aber sie verwarf den Gedanken wieder. Was sollte das bringen? Was sollte sie davon haben, Elisabeth und ihrer Bettgefährtin beim Turteln zuzuhören oder bei irgendwelchen Sexgesprächen?
    Es ging schon auf Mittag zu, als Elisabeths Bürotür sich endlich öffnete und sie herauskam. Sie war zum Gehen angezogen.
    »Ich komme heute Abend zu dir«, sagte sie zu Lara, während sie kurz an ihrem Schreibtisch stehenblieb. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns in einer privateren Atmosphäre unterhalten, nicht hier im Büro.«
    Lara schaute sie an. »Ja, ist gut«, erwiderte sie mit unbewegtem Gesichtsausdruck. Sie war nicht wirklich erpicht darauf zu erfahren, was Elisabeth mit unterhalten meinte. Sex oder – Schlimmeres? Sollte sie jetzt für das Wochenende mit Fiona bezahlen? Aber sie hatte keine Wahl. Und das wusste Elisabeth.
    »Soll ich irgendetwas Spezielles vorbereiten?«, fragte sie so neutral wie möglich. »Möchtest du etwas essen?«
    »Nein, ich gehe mit Michelle – Frau Carstens essen heute Mittag. Es kann länger dauern. Vielleicht komme ich gar nicht ins Büro zurück.«
    Oh, großartig. Erst Michelle, dann Lara. Wollte Elisabeth ihre Potenz beweisen? Aber vielleicht war es ganz gut so. Dann hatte sie nicht mehr so viel Energie, wenn sie zu Lara kam. Vielleicht wurde es dann nicht ganz so schlimm.
    Sie nickte. »Ich werde das im Terminkalender so eintragen.«

28
    » E lli . . .« Michelle, eine gutaussehende, blonde Frau Mitte dreißig, die sich ihrer Schönheit offensichtlich bewusst war, lächelte Elisabeth an. Michelle trug ein dunkles Kostüm wie Elisabeth, wenn auch mit einem etwas weiblicheren Touch, was vor allem der Seidenbluse zu verdanken war, die einen verführerischen Einblick in ihr Dekolleté gestattete. »Schön, dass du kommen konntest.«
    »Du hast ja nicht locker gelassen.« Elisabeth setzte sich zu Michelle an den Tisch. »Wir haben uns wohl beide nicht so sehr verändert.«
    »Nun ja, fünfzehn Jahre . . .«, sagte Michelle. »Das geht nicht ganz spurlos an einem vorüber.«
    »An dir schon«, sagte Elisabeth. »Außer dass du statt Jeans und T-Shirt ein Designerkostüm trägst, hast du dich nicht sehr verändert.«
    Michelle neigte leicht den Kopf. »So ein Kompliment aus deinem Munde . . . Vielen Dank.« Sie lächelte leicht spöttisch.
    »Du nimmst mich nicht ernst. Das hat sich auch nicht geändert«, sagte Elisabeth.
    »Es ist wunderbar, dich wiederzusehen, Elli.« Michelle legte eine Hand auf Elisabeths. »Ich wusste nicht, wohin du verschwunden warst, bis ich deinen Namen auf dieser Einladung las.«
    »Ich war eine Weile im Ausland«, sagte Elisabeth. »Andere Rechtssysteme studieren. Internationales Recht hat mich schon immer interessiert, wie du weißt.«
    »Ja, ich weiß.« Michelle musterte aufmerksam Elisabeths Gesicht. »Du hast immer noch diesen Ausdruck von Verwunderung in den Augen, genau wie früher. Als wäre die ganze Welt dir ein einziges Rätsel.« Sie lachte. »Besonders die Frauen!«
    »Das sind sie ja auch«, sagte Elisabeth. »Deshalb bin ich Juristin. Ich halte mich gern an eindeutige Regeln.«
    »Ich bin auch Juristin.« Michelle schmunzelte. »Aber ich finde, Regeln sind auslegbar. Selten eindeutig.«
    Elisabeth hob die Augenbrauen.
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